Ducati-Dreifachsieg im Sprint, Ducati-Vierfachsieg im Grand Prix: In Thailand sah alles danach aus, als ob die Dominatoren auch 2025 der MotoGP unbedrängt ihren Stempel aufdrücken werden. Sind Marquez, Bagnaia & Co. weiterhin unschlagbar? In einem Konkurrenten scheint das Potential zu schlummern, an einem weiteren Durchmarsch noch etwas zu ändern.
Aprilia war sowohl im Sprint als auch im Grand Prix der erste Verfolger der Desmosedicis. Überraschend war das nach den Testfahrten nicht unbedingt. Wer da auf dem Motorrad saß, das jeweils als Vierter und Fünfter ins Ziel kam, jedoch sehr wohl. Rookie Ai Ogura bildete die Speerspitze. Und genau das führt uns zum ersten von drei Gründen, warum wir bei Aprilia für die Saison 2025 großes Potential vermuten.
Grund 1: Nur ein Aprilia-Fahrer kann bisher abliefern
Nicht falsch verstehen. Oguras Leistung auf der Trackhouse-Maschine war sensationell. Der Japaner erhielt vollkommen zurecht großes Lob aus dem gesamten Paddock. Nicht wenige bezeichneten ihn trotz einem bedrohlich guten Marc Marquez als den Fahrer des Wochenendes.
Doch genau da müssen wir auch einhaken. Ihm gelang als einzigem Aprilia-Fahrer ein gutes Wochenende. Werksfahrer Marco Bezzecchi verhagelte seine Chancen bereits am Samstagmorgen. "Ich hätte gerne besser im Qualifying abgeschnitten. Auf eine Runde kann ich noch nicht das Beste herausholen. Bei den Tests habe ich das nicht oft geübt, denn es gab so viele Teile zu probieren. Wir haben uns also nicht darauf konzentriert und daher habe ich für diesen Mangel ein bisschen den Preis gezahlt", meint Bezz.

Nach Katastrophenstart ging er im Sprint leer aus. Im Rennen lief es besser, aber als er sich bis auf Rang sechs nach vorne gekämpft hatte, war der Zug der Spitzengruppe schon abgefahren. In dieser konnte auch Raul Fernandez nicht mitfahren. Er stand das gesamte Wochenende im Schatten von Teamkollege Ogura, war allerdings auch noch durch seine Testverletzung angeschlagen. In der Hitze des Grand Prix musste der Spanier sogar aufgeben. Sein Potential deutete er mit Startplatz sieben dennoch an.
Und dann ist da natürlich noch der weltmeisterliche Elefant im Raum. Auf der zweiten Werksmaschine saß Testfahrer Lorenzo Savadori und nicht Jorge Martin. Viele Fans werden sich beim Blick auf Oguras Leistung gefragt haben: Was hätte Martin mit dieser RS-GP des Jahrgangs 2025 erreichen können? Leider werden wir das erst in unabsehbarer Zeit erfahren, denn der Titelverteidiger droht noch mehrere Rennen auszufallen. Dennoch ist klar: Noale hat noch ein gewaltiges fahrerisches Ass für den weiteren Saisonverlauf im Ärmel.
Grund 2: Aprilias größtes MotoGP-Problem scheint verschwunden
Aprilias Fahrer waren also bis auf Ogura noch nicht auf der Höhe. Doch mit der bisher eklatantesten Schwäche der RS-GP hatte das erstaunlicherweise nichts zu tun. Hitzerennen zwangen das Motorrad seit Jahren in die Knie. Die Fahrer spürten Arme und Beine nicht mehr, Defekte traten auf und die Pace fiel auch ab. Bei 38 Grad Luft- und fast 60 Grad Streckentemperatur litt zum Auftakt das gesamte Fahrerfeld im Glutofen von Buriram.
Hätte es da nicht die Aprilia-Piloten besonders hart treffen müssen? Dem war nicht so. "Ehrlicherweise war das wirklich gut. Natürlich war es heiß. Es wäre Unsinn, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Es war aber nichts Schlimmes im Vergleich zu den anderen Motorrädern. Als ich in den letzten Jahren die Klagen von Maverick [Vinales] und Aleix [Espargaro] gehört habe, da habe ich viel Schlimmeres erwartet", zeigte sich Bezzecchi erleichtert. Auch von Ogura und Savadori kamen keine Klagen. Bei Raul Fernandez ist der Fitnesszustand wohl eher die Ursache als eine besonders heiße Maschine. Es gab keine Defekte zu beklagen. Noale scheint die Hausaufgaben in Sachen Motorradkühlung endlich gemacht zu haben.
Grund 3: Thailand ist kein Aprilia-Land, doch das folgt zugleich
Zuletzt kommen wir zum offensichtlichsten Argument für eine starke Saison Aprilias. Der Chang International Circuit ist eine klare Ducati-Strecke. 2024 gelang ihnen dort im Sprint sogar ein Achtfachsieg. Aprilia hingegen war auf dem Stop-and-Go-Kurs noch nie besonders schlagkräftig. Die besten Plätze vor Oguras Fabeldebüt waren ein fünfter Rang im Sprint (Aleix Espargaro 2023) und zwei siebte Plätze im Grand Prix (Maverick Vinales 2022 & 2024).

Die Stärken der Aprilia liegen vielmehr in flüssigeren Layouts und bei wenig Grip. Genau ein solcher Kurs steht in weniger als zwei Wochen an. In Argentinien holte Aleix Espargaro 2022 den ersten MotoGP-Sieg der Marke. Und auch ein Neuzugang hat gute Erinnerungen. "Ich freue mich sehr, nach Argentinien zurückzukehren. Es ist ein Ort und eine Strecke, die ich sehr mag", meint Marco Bezzecchi. Kein Wunder, hat er dort 2023 seinen ersten Triumph in der Königklasse gefeiert. Vielleicht kann 'Bezz' in Termas also tatsächlich Ducati herausfordern. "Ich habe ein gutes Gefühl, fühle mich wohl im Team und kann es nicht erwarten, dorthin zu kommen und wieder zu fahren", brennt er bereits.
Während es bei Aprilia trotz allem Verletzungspech Grund für Optimismus gibt, hat der andere Ducati-Verfolger der letzten Jahre Probleme. Hier gibt es mehr zu KTMs enttäuschendem Abschneiden zum Auftakt:
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