Große Emotionen sind in der Formel 1 keine Seltenheit. Freude, Wut, Erleichterung – doch Tränen nach einem peinlichen Crash? Das geht Motorsport-Experte Christian Danner zu weit. Isack Hadjar brach bei seinem F1-Debüt nach einem Crash in der Einführungsrunde in Tränen aus und sprach vom 'schlimmsten Moment aller Zeiten'. Lewis Hamiltons Vater Anthony, Formel-1-Boss Stefano Domenicali und Teamchef Peter Bayer trösten den zerstörten Neuling. Doch Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko hatte für die Kummernummer kein Mitleid übrig und bezeichnete Hadjars tränenreichen Auftritt als 'peinlich'. Auch Danner hat im AvD Motorsport-Magazin kein Verständnis für die Reaktion des Rookies.

"Ich muss Helmut beipflichten, was Hadjar angeht", positioniert sich der ehemalige Pilot klar. "Entschuldige bitte, der baut einen Riesenmist, fliegt raus in der Einführungsrunde - also wirklich, blöder geht es nicht mehr - und dann bricht er in Tränen aus. Lewis Hamiltons Vater muss ihn stützen und trösten. Und dann kommt Peter Bayer von der Boxengasse angaloppiert, wahrscheinlich mit einem Handtuch und mit einem Taschentuch, damit er die Tränen wegwischt."

Anthony Hamilton tröstet Isack Hadjar nach den Crash in der Racing Bull-Box
Anthony Hamilton tröstete Rookie Hadjar, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Christian Danner: Ich habe kein Weichei-Herz

Für Christian Danner geht dieses Trauer-Spektakel zu weit. "Wo sind wir denn hier hingekommen?", entrüstet er sich. "Das ist ein Autorennfahrer. Ich habe kein Weichei-Herz. Das ist die Formel 1. Hadjar muss schauen, wie er damit klarkommt. Wenn er das nicht schafft, dann ist er nicht gut genug."

Der ehemalige F1-Pilot ist sich sicher, dass die Reaktionen zu seiner Zeit anders ausgesehen hätten. Trösten? Wohl kaum. "Wenn ich so etwas gemacht hätte, hätten mir meine Teamchefs einen Einlauf verpasst und gefragt, wie man so blöd sein kann, ein wunderbares Auto in einer solcher Situation in die Wand zu fahren", sagt Danner.

Tränen für Isack Hadjar? Danner: Habe kein Weichei-Herz! (04:07 Min.)

Die 'Peinlich-Aussage' von Dr. Helmut Marko kann der Motorsport-Experte nachvollziehen. "Die Reaktion von Marko ist eine Reaktion auf das System", meint er. "Stefano Domenicali, der Chef der Formel 1, kümmert sich um einen Fahrer, der zu blöd war, sein Auto in die Startaufstellung zu fahren", schildert Danner empört. "Der Arme. Nein, er ist nicht arm. Er soll schauen, wie er es beim nächsten Mal besser macht. Fertig."

Ist Hadjars Racing-Bull-Cockpit schon in Gefahr?

Vom gezeigten Mitgefühl für Hadjar hält der Ex-Pilot ebenfalls wenig. "Das ist ein Mitgefühl, das mir eher nach Show aussieht", meint er. "Jeder der Konkurrenten hat sich totgelacht. Die finden es gut, dass er weg ist, dass er in die Wand ist. Die ganzen Teams denken genau dasselbe. Und der Fahrer muss eben mit dem Thema klarkommen. Also ich habe keinerlei Verständnis, für das In-Watte-Packen und das Tränentrocknen. Das ist nicht zielführend, weil du immer für dich selbst verantwortlich bist."

Das Missgeschick in der Einführungsrunde war für den jungen Piloten zwar alles andere als ideal, doch große Konsequenzen rechnet sich Danner nicht aus, obwohl es in der Formel 1 manchmal recht schnell gehen kann. "Hadjars Cockpit sehe ich nicht in Gefahr", so der F1-Experte. "Er war relativ schnell. Man hat sich relativ positiv über ihn geäußert. Zudem darf man nicht vergessen, was [Yuki] Tsunoda in seinen ersten zwei Jahren abgeliefert hat. Das war ein anhaltendes Desaster. Der ist dauernd rausgeflogen, hat dauernd irgendeinen Mist gemacht und geflucht. Jetzt fährt er immer noch ganz tapfer. Deswegen glaube ich nicht, dass Hadjar gefährdet ist."

Nicht nur Isack Hadjar erntet nach dem Australien-GP Kritik von Christian Danner. Auch für Lewis Hamiltons Vorstellung in Melbourne findet der F1-Experte klare Worte. Gleich hier nachlesen: