79 Punkte liegt Marc Marquez nach dem Australien-Grand-Prix in der MotoGP-Weltmeisterschaft hinter Spitzenreiter Jorge Martin. Bei noch 121 zu vergebenden Zählern sind seine Titelchancen somit rein theoretischer Natur. Marquez selbst begrub die Hoffnungen auf seine siebte MotoGP-Krone bereits nach dem Ausfall durch Motorschaden in Indonesien.
Marc Marquez in gleicher Position wie 2015
Um den Weltmeistertitel geht es für Marc Marquez 2024 also nicht mehr, für Spitzenresultate und sogar Rennsiege ist der Gresini-Pilot im Saisonfinale mit den Grands Prix in Buriram, Sepang und Valencia aber allemal gut. In einer derartigen Situation fand sich Marquez in zwölf Jahren Königsklasse erst einmal wieder: 2015.
Die Vorkommnisse aus jener Saison sind wohl jedem MotoGP-Fan noch in Erinnerung: Valentino Rossi lancierte in der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem vorletzten Rennwochenende des Jahres in Sepang eine öffentliche Attacke gegen Marc Marquez. Dieser wolle Jorge Lorenzo zum Titelgewinn verhelfen, so die Meinung Rossis. Am Sonntag kam es im Malaysia-GP auf der Strecke zum knallharten Duell Marquez gegen Rossi. Marquez stürzte schließlich nach einer Kollision der beiden Streithähne, Rossi wurde dafür mit einem Start vom Ende des Feldes beim Saisonfinale in Valencia bestraft und verlor dort noch den WM-Titel an Lorenzo.
Wilde Spekulationen: Marc Marquez als Gehilfe für Jorge Martin?
Auslöser des ganzen Dramas war damals der Australien-GP, in dem Rossi erstmals glaubte, Schützenhilfe von Marquez für Lorenzo erkannt zu haben. Bis heute hält sich diese Erzählung unter manchen Fans hartnäckig. Im Vorfeld des diesjährigen Rennwochenendes auf Phillip Island machten deshalb vor allem in Italien einmal mehr Spekulationen die Runde, Marquez würde nach der vermeintlichen Verschwörung gegenüber Rossi im Jahr 2015 nun dessen Schützling Francesco Bagnaia das Leben schwermachen wollen. Zwischen den nächstjährigen Teamkollegen gab es in diesem Jahr ja bereits die ein oder andere Meinungsverschiedenheit, etwa nach ihrer Kollision in Portimao.
Am Sonntag entriss Marquez aber mit einem Blockpass in der drittletzten Runde des Rennens Martin den Sieg und somit auch fünf wertvolle Punkte in der Gesamtwertung. Anschließend bezog er in einer kleinen Medienrunde mit spanischen Journalisten Stellung zu den erneuten Spekulationen um seine Unparteilichkeit im WM-Kampf und etwaige Parallelen zur Saison 2015: "Ich bin aktiver Rennfahrer und ziehe es vor, nicht an die Vergangenheit zu denken, aber ich habe versucht, mehr oder weniger dasselbe zu tun, wie vor neun Jahren hier in Australien. Nicht zum ersten und hoffentlich nicht zum letzten Mal habe ich das Rennen gemanagt und am Ende gewonnen." 2015 überholte Marquez ja in der letzten Runde noch Lorenzo im Kampf um den Sieg. Rossi war dennoch der Meinung, Marquez hätte in erster Linie versucht, ihm das Leben schwer zu machen.
Marc Marquez: Bestmöglicher Rennplan als Ziel
Wie Marquez am vergangenen Sonntag erklärte, spiele das diesjährige WM-Duell zwischen Martin und Bagnaia keine Rolle in seiner Herangehensweise im Saisonfinale: "Ich weiß nicht, ob Jorge diese fünf Punkte am Ende der Saison brauchen wird. Ich versuche einfach, meine Rennen bestmöglich zu planen und dabei meine persönlichen Grenzen und die Bedingungen einzubeziehen."
Bevor Marquez am Sonntag im kleinen Kreis zur spanischen Presse sprach, wurden bereits in der offiziellen Pressekonferenz der Top-Drei Parallelen zu 2015 gezogen. Dort wurde Bagnaia darauf hingewiesen, dass er im Rennen von Marquez' Überholmanöver gegen Martin profitiert hatte. "Hast du mir einen Gefallen getan?", wurde Marquez von Bagnaia gefragt. "Heute? Ja! Ich habe ihm fünf Punkte abgenommen", lachte Marquez. "Ich glaube, Marc wollte einfach nur gewinnen", erklärte Bagnaia daraufhin. "Die Chance auf den Sieg war heute für ihn wesentlich größer, denn im Sprint war Jorge sehr stark. Marc hat heute den Start vermasselt, aber seine Pace war viel besser und schlussendlich hat er gewonnen. Ich glaube aber nicht, dass er an 2015 gedacht hat."

Motorsport-Magazin.com meint: Die Fantasie mancher sogenannter MotoGP-Fans scheint keine Grenzen zu kennen. Schon an die vermeintliche Schützenhilfe von Marc Marquez für Jorge Lorenzo im Australien-GP 2015 glaubte außerhalb von Valentino Rossis persönlichem Umfeld und seiner Anhängerschaft wohl kaum jemand. Der Gedanke, dass Marquez nun für Jorge Martin den Bodyguard im WM-Fight gegen Francesco Bagnaia spielen könnte, ist allerdings noch abstruser. Marquez fährt 2025 für Ducatis Werksteam. Diesem in der laufenden Saison den Fahrerweltmeistertitel zu vermasseln, würde für Marquez den denkbar schlechtesten Start in seine neue Herausforderung bedeuten. Zu gewinnen gäbe es für ihn dabei absolut nichts. Mein Aufruf daher an alle echten Fans: Lassen wir diese sinnlosen Spekulationen sein, genießen wir einen packenden WM-Kampf Martin gegen Bagnaia, in dem Marquez nur durch großartige Rennen wie am Sonntag in Erscheinung tritt. (Markus Zörweg)
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