Jorge Martin und der Australien-Grand-Prix? Das will einfach nicht so richtig klappen! Verlor er vor 12 Monaten einen bereits sichergeglaubten Sieg noch in der letzten Runde, trennten ihn diesmal nur zweieinhalb Umrundungen des Phillip Island Circuits vom erlösenden Rennsieg. Nach 23 Führungsrunden zog der Pramac-Pilot im Zweikampf mit Marc Marquez den Kürzeren. Anders als im Vorjahr, als Martin komplett einbrach und sich nicht mehr gegen seine Verfolger verteidigen konnte, verzichtete er diesmal jedoch bewusst auf einen finalen Konterversuch.
"Ich wollte heute wirklich gewinnen und habe alles gegeben", verkündete der 'Martinator' auf der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz zunächst und erklärte, warum er seine überlegene Pace aus dem Sprint nicht wiederholen konnte. "Ich habe mich nicht wie gestern gefühlt. Ich hatte Probleme, die Power auf den Boden zu bekommen und bin mit dem Hinterrad viel umhergerutscht." Dadurch war es dem Pramac-Piloten nicht möglich, sich entscheidend von seinen Verfolgern Francesco Bagnaia und Marc Marquez abzusetzen.

Jorge Martin im Zweikampf mit Marc Marquez in Zwickmühle
Mit der Ausnahme einer Kurve in Runde 12 führte Martin dennoch konstant bis in die Schlussphase, ehe Marquez attackierte. Dort galt es für den WM-Leader dann, die richtige Balance aus Risiko und Zurückhaltung zu finden. "Ich habe eigentlich einen guten Job gemacht und wollte auch in Führung bleiben, aber er hatte nichts zu verlieren und konnte deshalb sehr hart mit mir kämpfen", beschreibt der 25-jährige Madrilene die schwierige Situation.
Auf das erste Überholmanöver von Marquez in Runde 24 reagierte Martin nochmal mit einem Konter auf der Start-Ziel-Geraden, beim zweiten Mal gab er sich dann jedoch final geschlagen. Per Blockpass hatte Marquez ihm im drittletzten Umlauf in Turn 4 die Tür vor der Nase zugehauen und damit eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass ihn die heikle WM-Lage Martins nicht zur Zurückhaltung bewegen würde. "Ich dachte nur: 'Wow, er fährt aggressiv'", beschreibt die Startnummer 89 und ergänzt: "Danach wusste ich, dass er etwas mehr im Tank hat. Nicht in Sachen Pace, aber mit Blick auf das Risiko, das er gehen kann."

Mit 79 Punkten Rückstand hat Marquez drei Rennwochenenden vor Schluss nur theoretische Chancen auf die MotoGP-Weltmeisterschaft 2024, der Titel wird vielmehr zwischen Martin und Bagnaia ausgefahren - und eben jener Bagnaia hinkte Martin am Sonntag hinterher, womit eine Zielankunft Pflicht war, um den eigenen WM-Vorsprung auszubauen. "Insgesamt bin ich zufrieden damit, wie das Wochenende gelaufen ist. Ich denke, dass wir das Maximale rausgeholt haben", sagt der Pramac-Pilot deshalb, der seinen Vorteil gegenüber Bagnaia auch dank des dominanten Sprintsieges vom Samstag von 10 auf 20 Punkte vergrößern konnte.
Jorge Martin: Voller Fokus auf die MotoGP-WM
Generell liegt der Fokus für die letzten Rennwochenenden des Jahres bei Martin nicht mehr auf Einzelresultaten, sondern auf dem großen Ganzen. "Ich muss alle Chancen nutzen, die ich bekomme, um meinen Vorsprung auszubauen. Manchmal verlieren wir etwas, manchmal gewinnen wir etwas. Wir müssen einfach fokussiert bleiben und von Rennen zu Rennen denken", kommentiert er. Weiter geht es schon in fünf Tagen mit dem Thailand-GP, wo Martin im Vorjahr beide Rennen gewinnen konnte. Gute Vorzeichen also? Nicht direkt!
"Jedes Jahr ist unterschiedlich. Letzte Saison war ich zum Ende hin sehr stark, aber ich denke, dass es werden wird wie immer. Pecco, Marc, Enea [Bastianini] und ich - wir haben alle die Chance, zu gewinnen", grenzt der Vizeweltmeister der Vorsaison ein. Zumindest ein bisschen Optimismus wollte er sich dann aber doch nicht verbieten lassen: "Wir haben Erfahrung aus dem letzten Jahr und wissen, was wir für das nächste Wochenende am Motorrad verändern müssen. Wir können mit einer guten Basis losgehen und ich bin mir sicher, dass wir dann einen großartigen Job machen können."
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