Lediglich 0,046 Sekunden hatten Jorge Martin und Francesco Bagnaia nach dem Trainingsfreitag der MotoGP auf Phillip Island getrennt. Alles deutete damit auf einen packenden Schlagabtausch in der nächsten Runde des Titelkampfes 2024 hin, wollten doch beide Piloten nach einem problembehafteten Freitag noch Reserven im Tank haben. Am Samstag konnte jedoch nur einer abliefern: WM-Leader Martin. Der Pramac-Pilot sicherte sich zunächst eine dominante Pole Position und raste dann im Sprint zu einem überlegenen Start-Ziel-Sieg.
Titelverteidiger Bagnaia konnte mit dieser Pace nicht mithalten. Schon im Qualifying verlor er happige 1,182 Sekunden auf Martin, kam nicht über Startplatz fünf hinaus. Nach guter Startphase sah es im Sprint dann kurzzeitig doch noch nach Rang zwei aus, dann aber folgte der erneute Einbruch. Marc Marquez und Enea Bastianini verdrängten den Italiener auf Platz vier, der noch Glück hatte, dass die direkt hinter ihm liegenden Marco Bezzecchi und Maverick Vinales heftig kollidierten und somit in der Schlussphase keine Gefahr mehr darstellten. Auf Martin fehlten bei Zielankunft dennoch ganze 6,879 Sekunden und somit mehr als eine halbe Sekunde pro Umlauf.
Francesco Bagnaia und Ducati patzen beim Sprint-Setup
"Er hat heute mit uns gespielt, er hätte auch noch mit einem größeren Vorsprung gewinnen können", musste Bagnaia deshalb nach Rennende seine Niederlage im direkten WM-Duell anerkennen. Warum er am Samstag nicht mehr mit seinem Titelrivalen mithalten konnte? "Heute Morgen war ich im Nassen noch schnell, im Trockenen habe ich mich dann aber nicht mehr gutgefühlt", beschreibt er und erklärt: "Durch den starken Wind haben die Veränderungen, die wir gestern am Bike vorgenommen haben, nicht geholfen. Ich hatte Probleme im Qualifying und für den Sprint haben wir dann erneut umgebaut. Das hat alles Gute aber nur schlechter gemacht und die schlechten Dinge nicht verbessert."
Das Ducati-Team verrannte sich also schlicht beim Setup der Desmosedici GP24. "Ich hatte große Probleme mit dem Wind, wurde in allen Kurven weitgedrückt. Wir müssen im Warm Up jetzt einen Reset vornehmen und etwas anderes ausprobieren", ärgert sich Bagnaia. Das Gute: "Ich habe mir die Daten schon angesehen und glaube, dass wir eine gute Idee haben. Das Ziel für morgen ist, so lange wie möglich so nah wie möglich an Jorge dranzubleiben und dann zu sehen, was drinnen ist."

Jorge Martin von eigener MotoGP-Dominanz überrascht
Während sich im Ducati-Lager vor dem Australien-GP (05:00 Uhr MEZ) also viel nach Schadensbegrenzung anhört, könnte die Stimmung beim scheidenden Kundenteam Pramac kaum besser sein. Trotz der überlegenen Pole Position hatte selbst Martin aber nicht mit einer solch dominanten Vorstellung im Sprint gerechnet. "Als Pecco Zweiter wurde dachte ich, dass er mich noch einholen würde, aber ich konnte mich sogar noch weiter absetzen. Daher bin ich natürlich sehr glücklich", jubelte der WM-Leader in seiner Medienrunde.
Dass seine Spazierfahrt zum Sieg - Martin führte zwischenzeitlich mit mehr als drei Sekunden Vorsprung - aber auch am Startpatzer von Marc Marquez gelegen hatte, war dem Pramac-Piloten durchaus bewusst. "Ich konnte ihn in den letzten fünf Runden hinter mir halten, aber er kam sehr schnell angeflogen. Morgen wird das sicherlich eine andere Geschichte werden", kündigt er mit Blick auf die starke Rennpace des sechsmaligen MotoGP-Weltmeisters an. Hätte dieser keine erneute Aufholjagd hinlegen müssen, wäre wohl ein deutlich spannenderer Kampf um den Sprintsieg entbrannt. Womöglich kommt es nun aber am Sonntag dazu.
"Jorge ist sehr explosiv und kann in den ersten zwei bis drei Runden den Unterschied machen, mit gebrauchten Reifen fühle ich mich dann aber stärker", zeigte sich Marc Marquez am Samstag bereits ungewohnt angriffslustig. Martin ist daher gewarnt: "Morgen wird das ein sehr langes, schwieriges Rennen werden. Wir werden sehen, was die Reifen machen, niemand ist bisher so lange auf ihnen gefahren. [Marco] Bezzecchi hat heute den Medium ausprobiert und es lief nicht gut. Vielleicht gibt es für morgen also nur eine Option. Es wird spannend, ob wir alle die gleiche nehmen."

Alle mit den gleichen Waffen! Jorge Martin zieht Lehren aus 2023
Die ohnehin als Reifenfresser bekannte Rennstrecke auf Phillip Island bekam über den Winter ein neues Asphaltband spendiert. Durch den Regen in FP1 und FP2 konnte bislang kein Pilot eine komplette Rennsimulation absolvieren, der Australien-GP wird also eine Fahrt ins Unbekannte. Die Ereignisse des Vorjahres im Hinterkopf habend, ist speziell Martin besorgt. "Es wird schwer. Wir haben 18 Runden auf dem Soft gefahren und das war gut, aber letztes Jahr bin ich auch 18 perfekte Runden gefahren", kommentiert er, scheint aber die Lehren aus 2023 gezogen zu haben: "Das Wichtige ist, dass wir alle mehr oder weniger das Gleiche machen und die gleichen Waffen zur Verfügung haben. Das wird der Schlüssel sein, um mit den anderen zu kämpfen."
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