Die WM-Entscheidung ist wieder einmal vertagt, nach dem Malaysia-GP vor zwei Wochen konnte Jorge Martin am Samstag auch seinen zweiten MotoGP-Matchball nicht nutzen. Francesco Bagnaia gewann den Sprint ohne größere Probleme und hat seine WM-Hoffnungen damit am Leben gehalten, während Martin nur Dritter wurde. Dennoch ist der 26-jährige Madrilene dem Titelgewinn damit einen Schritt nähergekommen, denn er behielt in einem heißen Zweikampf mit Enea Bastianini kühlen Kopf.
Gleich mehrere Überholmanöver schmissen sich die beiden scheidenden Ducati-Piloten in den ersten Runden des Sprints um die Ohren, ehe Martin zu Beginn des vierten Umlaufs final die Oberhand gewonnen zu haben schien. Doch Bastianini ließ nicht locker und kämpfte sich in der Schlussphase nochmal heran. Und tatsächlich: Ausgerechnet in der gefährlichen Bergab-Linkskurve T5 attackierte der Italiener auf den letzten Drücker nochmal mit einem späten Manöver.
Enea Bastianini kocht Jorge Martin ab: Hat er einfach gut gemacht!
Martin musste das Motorrad aufrichten und schüttelte anschließend den Kopf. Der Pramac-Pilot schien also alles andere als glücklich mit diesem späten wie riskanten Angriff der 'Bestie'. In seiner Medienrunde relativierte er einige Stunden später jedoch. "Ich habe damit nicht gerechnet. Ich habe sein Motorrad von sehr weit entfernt kommen gehört. Daher dachte ich schon, dass er stürzen würde und habe mich darauf vorbereitet, weit nach außen zu fahren und auszuweichen. Aber er hat da einfach einen guten Job gemacht", zollte der WM-Leader sogar Respekt und ergänzte: "Er ist noch in seinem eigenen WM-Kampf mit Marc [Marquez, Anm.], das respektiere ich."
Durchaus bemerkenswert, hätte eine Kollision und ein potenzieller Sturz für Martin mit Blick auf die Weltmeisterschaft doch das Worst-Case-Szenario bedeutet. Der gebürtige Madrilene versicherte jedoch, zu jeder Zeit alles unter Kontrolle gehabt zu haben. "Es war kein schwieriger, aber ein intensiver Sprint", sagt er. "Der Kampf mit Enea hat mich die Chance gekostet, Pecco zu folgen. Ich hatte das Potential, schneller als er zu sein, aber ich habe meine Reifen im Kampf mit Enea zu stark beansprucht. Trotzdem habe ich mein Bestes gegeben und das Risiko kontrolliert. Ich denke, dass das Podium heute ein sehr gutes Ergebnis war."
Auch Bastianini selbst offenbarte in seiner Medienrunde, sich dem Risiko zu jeder Zeit bewusst gewesen zu sein. Doch für ihn gab es auch mit Blick auf den eigenen WM-Kampf nur eine Option: "Manchmal war es etwas am Limit. Aber wenn man für etwas wichtiges kämpft, muss man 100 Prozent geben - in jeder Runde, in jeder Kurve." An seinem Überholmanöver hatte er jedoch nichts auszusetzen und empfand es auch nicht als riskant. "An diesem Punkt hatte ich großes Selbstvertrauen, ich war viel schneller", begründet die Startnummer 23. "Es ist zwar nicht so einfach, da der Reifen auf der linken Seite dort etwas kalt ist, aber ich habe mich dabei sicher gefühlt. Ich habe gerade angebremst. Im schlimmsten Fall hätte ich die Bremse also nochmal aufmachen und geradeaus fahren können." Der Lohn war Platz zwei und die Übernahme von Rang drei in der Fahrer-WM von Marc Marquez.

Jorge Martin will WM-Titel: Werde tun, was nötig ist!
Martin wiederum bekommt am Sonntag nun seinen dritten und letzten Matchball, um den WM-Titel klarzumachen. Er geht mit 19 Punkten Vorsprung auf Bagnaia und damit einer vermeintlich entspannten Ausgangslage in den Barcelona-GP: Selbst Platz neun genügt in jedem Fall zum Titelgewinn. "Morgen wird ein schönes Rennen. Ich hoffe, dass ich es in vollen Zügen genießen kann", kündigt der künftige Aprilia-Fahrer an.
Die Schlagrichtung ist dabei klar: "Die Strategie für morgen muss dieselbe sein. Ich werde versuchen, aufs Podium zu fahren. Ich muss das Risiko aber etwas mehr kontrollieren." Ein erneuter Zweikampf mit Enea Bastianini oder einem anderen Fahrer würde dem 'Martinator' dabei allerdings gar nicht ungelegen kommen. "Der Kampf mit Enea hat meine ganze Konzentration gefordert", weiß Martin und erklärt: "Das ist das Ziel: Konzentriert zu sein und das Rennen zu genießen. Ich muss das Rennen kontrollieren und ich werde tun, was nötig ist, um diesen Titel zu gewinnen."
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