Die MotoGP erlebte am zweiten Rennwochenende in Misano einen der Aufreger der bisherigen Saison 2024. Im Emilia-Romagna-GP rempelte sich Enea Bastianini in der letzten Runde an Jorge Martin vorbei zum Sieg. Das Überholmanöver kam nur mit einem Kontakt der beiden Fahrer zu Stande, sowohl Bastianini als auch Martin kamen dabei von der Strecke ab. Definitiv also eine strittige Szene, in der eigentlich alle Beobachter mit einer Untersuchung durch die FIM MotoGP Stewards rund um Freddie Spencer rechneten.
Wo war die MotoGP-Rennleitung?
Doch es passierte nichts. In keinem Sterbenswörtchen wurde die Kollision, die nicht nur über den Rennsieg entschied, sondern auch im WM-Kampf von großer Bedeutung sein könnte, von offizieller Stelle thematisiert. Bastianinis Manöver war grenzwertig, sowohl für als auch gegen eine Bestrafung lassen sich Argumente finden. Doch diese Aktion einfach wegzuschweigen, ist absolut inakzeptabel.
Direkt nach dem Rennen tappte die gesamte MotoGP im Dunkeln. Normalerweise kommt in solchen Situationen zeitnah die Mitteilung der Rennleitung, dass die Szene zur Untersuchung an die für Bestrafungen verantwortlichen Stewards weitergeleitet wurde. Diese blieb am Sonntag aus. Ob es nun aber tatsächlich keine Untersuchung gab, oder die Mitteilung nur nicht die Öffentlichkeit erreichte, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand. Variante zwei wäre durchaus denkbar gewesen, schließlich wurde erst am Tag davor das ebenfalls von Promoter Dorna und Motorradweltverband FIM organisierte erste Rennen der Superbike-WM in Cremona abgebrochen, nachdem aufgrund technischer Probleme die TV-Übertragung zusammengebrochen war.
MotoGP-Stewards erhalten keinen Untersuchungsauftrag
Wie sich später herausstellen sollte, wurde die Kollision zwischen Bastianini und Martin aber tatsächlich nie an die Stewards weitergeleitet. Wieso hier keine Untersuchung eingeleitet wurde, bleibt ein Geheimnis. Die MotoGP tut sich mit diesem Verhalten aber definitiv keinen Gefallen. Derart strittige Szenen müssen zumindest behandelt werden und die in diesem Fall getroffene Entscheidung gegen eine Strafe müsste den Fans erklärt werden.
Dass sie es besser können, haben die Regelhüter erst vor kurzem bewiesen. Als Francesco Bagnaia und Alex Marquez im Aragon-Grand-Prix aneinandergerieten und anschließend schwer zu Sturz kamen, entschieden die Stewards auf einen Rennunfall, in der es ihrer Meinung nach keinen eindeutig für den Unfall verantwortlichen Fahrer gab. Das Urteil und der Entscheidungsfindungsprozess wurden in vier Absätzen erklärt. Ob die Entscheidung korrekt war, darüber lässt sich fast immer diskutieren. So sind die Überlegungen der Stewards aber zumindest nachvollziehbar.
Wo bleibt die Fan-Nähe der MotoGP?
Die MotoGP hat sich in den vergangenen Jahren auf die Fahnen geschrieben, den Sport wieder näher an die Fans heranzubringen. Fahrerparaden, Treffen mit den Zuschauern an der Strecke und Hintergrunddokumentationen wurden gestartet. Alles gut, alles richtig - doch viel wichtiger wäre es für das Publikum, ihnen zu vermitteln, was den Piloten erlaubt oder verboten ist und wieso deshalb Resultate wie jenes am Sonntag in Misano zustandekommen. Stattdessen wurde die MotoGP wieder einmal zum Elfenbeinturm, in den scheinbar kein Außenstehender Einblick erlangen soll.
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