"Wie kommt man im Motorsport zu einem großen Vermögen? Man beginnt mit seinem sehr großen Vermögen!" Diese Weisheit, wonach man mit Racing lediglich Geld vernichten und nicht vermehren könnte, war über viele Jahrzehnte und alle Serien des Rennsports hinweg gleichermaßen gültig. Doch die Formel 1 schaffte es in der jüngsten Vergangenheit, aus diesem scheinbar unveränderlichen Prinzip auszubrechen.
Rennsport als Geschäftsmodell: Formel 1 macht es der MotoGP vor
Zwei Faktoren waren dafür entscheidend: Zum einen die Einführung einer immer wieder angepassten Kostenobergrenze, die etwa in der Saison 2025 jedem Team lediglich Ausgaben in Höhe von gut 124 Millionen Euro erlauben. Doch auch die seit der Übernahme durch Liberty Media massiv gestiegenen Einnahmen aus TV-Geldern und Antrittsgebühren trugen ihren Teil dazu bei. Mercedes als profitabelstes Team der Formel 1 schrieb in den vergangenen Jahren stets über 100 Millionen Euro Gewinn.

Parallel wurden die Formel-1-Teams ein begehrtes Asset für unterschiedlichste Investoren. Das Mercedes-F1-Team etwa gehört zu je einem Drittel dem Mutterkonzern Daimler, Teamchef Toto Wolff und dem Chemie-Unternehmen Ineos. Auch andere Rennställe haben potente Investoren an Bord: McLaren etwa die US-Investmentfirma MSP Sports Capital, Aston Martin das Private-Equity-Unternehmen Arctos Partners, Alpine die Investmentgruppe Otro Capital, Williams die private Investmentgesellschaft Dorilton Capital oder Sauber die Schweizer Investmentfirma Longbow Finance S.A. Derartige Investoren profitieren mittels der ausgezahlten Dividenden von ihrem Engagement in der Formel 1.
MotoGP: Wenig Unterstützung für Hersteller
Ein Prinzip, das so in der MotoGP noch nicht Einzug gehalten hat. Die Hersteller erhalten zwar eine finanzielle Unterstützung von Promoter Dorna, diese fällt aber nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch im Verhältnis zu den anfallenden Kosten deutlich geringer aus als die Förderungen in der Formel 1. Eine Kostenobergrenze wie in der Königsklasse auf vier Rädern sucht man ebenfalls vergeblich.
F1-Rechteinhaber Liberty Media arbeitet derzeit ja an einem Kauf von MotoGP-Promoter Dorna Sports, der aktuell aber noch an der fehlenden Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörden scheitert. Gelingt der Deal, könnten sich für die Hersteller in der Motorrad-Weltmeisterschaft völlig neue finanzielle Möglichkeiten ergeben. "Wir werden darüber diskutieren müssen, was vom Promoter im Fahrerlager verteilt wird, denn da ist uns die Formel 1 um einiges voraus", erklärt KTM-Motorsportchef Pit Beirer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com .
KTM war ja in den vergangenen Monaten in massive finanzielle Probleme geraten und arbeitet aktuell daran, das Unternehmen wieder auf wirtschaftlich gesunde Beine zu stellen. Von der Insolvenz der KTM AG war die ausgegliederte Motorsportabteilung nicht direkt betroffen. Logischerweise versucht man nun aber trotz des abgesegneten Sanierungsplans auch die Racing-Aktivitäten möglichst profitabel zu gestalten. Und hier blickt Beirer wieder auf die Formel 1: "Dort wird uns vorgelebt, was möglich ist. Ich will die MotoGP nicht mit der Formel 1 vergleichen, aber man kann hier auf jeden Fall hinschauen und viel lernen. Denn in der MotoGP kommt bei jedem Projekt nach wie vor der Löwenanteil von den Herstellern."
MotoGP-Hersteller auf Sponsoren angewiesen
Externe Einnahmen gibt es neben den Zahlungen von Promoter Dorna nur durch Sponsoren, die aber nicht annähernd jene Beträge beisteuern, welche die Formel-1-Investoren aufbringen. KTM arbeitet deshalb nun an einem Investorendeal nach F1-Vorbild, wie Beirer erklärt: "Seit die Dorna mit Liberty Media verhandelt, gehen Sportinvestoren im MotoGP-Fahrerlager ein und aus. Es ist unser festes Ziel, hier den Weg der Formel 1 einzuschlagen." KTM will noch in der ersten Jahreshälfte 2025 einen Investor für sein MotoGP-Projekt präsentieren. Laut Beirer gibt es bereits einen klaren Favoriten für eine derartige Zusammenarbeitet. "Es steht ein Fond dahinter, aber mit einer riesengroßen Sportabteilung in der wirkliche Fachleuten und auch ehemalige Sportprofis arbeiten", so der KTM-Motorsportchef. Dieser geplante Deal des österreichischen Herstellers könnte dann als Blaupause für ähnliche Konstrukte bei weiteren Werken dienen.
Wie die unmittelbare MotoGP-Zukunft von KTM aussieht, verriet Motorsportchef Pit Beirer zuletzt in einem exklusiven Interview mit Motorsport-Magazin.com. Ihr könnte es hier nachlesen:
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