Über rund zwei Jahrzehnte raste KTM zusammen mit dem Dachkonzern Pierer Mobility AG von einem wirtschaftlichen Erfolg zum nächsten. In den vergangenen Monaten ist das Unternehmen aber in eine massive Schieflage geraten. Arbeitsplätze mussten abgebaut werden, vor wenigen Wochen rief der Konzern eine Gewinnwarnung aus. Nun braucht KTM eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags und führt deshalb Gespräche mit der Pierer Bajaj AG, Mehrheitseigentümerin der Pierer Mobility AG, wie auch mit bestehenden Finanzgläubigern. Das teilte das Unternehmen offiziell mit.

Voller Fokus auf KTM - nicht nur in MotoGP

Die schlechten wirtschaftlichen Nachrichten sorgten zuletzt natürlich für heftige Gerüchte rund um die Motorsportaktivitäten von KTM, allem voran dem Flaggschiff MotoGP. Nun bezieht Motorsportchef Pit Beirer erstmals Stellung zu den Spekulationen. "Es wird brutale Einschnitte geben", verrät er im Gespräch mit den 'Salzburger Nachrichten'. "Wir fokussieren uns voll auf die Marke KTM. Engagements von Husqvarna und GasGas wird es in dem Ausmaß nicht mehr geben. Wir werden Budget und Fahrer weltweit reduzieren. Diesen Prozess haben wir schon im Sommer eingeleitet. Nicht wissend, dass es so stürmisch wird."

Pedro Acosta, Red Bull GASGAS Tech3
Die Markes GasGas verschwindet 2025 aus der MotoGP, Foto: LAT Images

Im Zuge dieser Umstrukturierung wird das bislang unter dem Banner 'GasGas' gemeldete Tech3-Kundenteam von Herve Poncharal zu 'Red Bull KTM Tech3'. In der Moto2 war die Marke GasGas bereits 2024 verschwunden, 2025 dann auch in der Moto3. Der Rennstall von IntactGP verliert zur neuen Saison außerdem Husqvarna als Titelsponsor und muss somit bei seinen Projekten in Moto2 und Moto3 ohne finanzielle Unterstützung der Pierer Mobility AG auskommen.

MotoGP-Ausstieg für KTM kein Thema

Einen völligen Ausstieg aus einer oder mehreren WM-Klassen kann Beirer aber ausschließen: "Wir bleiben in allen Serien, in denen wir sind. Das, was wir machen, machen wir mit 100 Prozent. Der Fokus liegt jetzt aber ganz auf Orange. In manchen Serien sind wir derzeit mit dem dreifachen Aufwand vertreten. Auch unser Nachwuchsprogramm, das mit dem Red Bull Rookies Cup beginnt, ist nicht gefährdet. Unsere Partner und Sponsoren stehen uns in dieser schwierigen Phase zur Seite. Dafür gebührt ihnen großer Dank."

Maverick Vinales bei den MotoGP-Testfahrten in Barcelona
Tech3 ist 2025 auch offiziell wieder ein KTM-Team, Foto: LAT Images

KTM befindet sich aktuell ja auch mitten in einem Vertrag mit MotoGP-Promoter Dorna, durch den man sich bis mindestens Ende 2026 zur Teilnahme an der Königsklasse verpflichtet hat. Würde KTM die MotoGP vor Ablauf dieses Kontrakts verlassen, wäre eine heftige Strafzahlung fällig. Zu einem derartigen Szenario kam es zuletzt 2022, als Suzuki mit dem überraschenden Ausstieg vertragsbrüchig wurde.

Martin-Crash, Marquez stark: Der MotoGP-Test von Barcelona. (05:36 Min.)

Trotz der entweder bereits umgesetzten oder angekündigten Einsparungen werden die Motorsportaktivitäten von KTM auch im kommenden Jahr zig Millionen Euro verschlingen. Ein Umstand, der in Zeiten massiven Personalabbaus - zuletzt wurden im August 200 Jobs abgebaut, zuvor bereits im ersten Halbjahr 370 - gegenüber Rennsportskeptikern nicht leicht zu rechtfertigen ist.

Pit Beirer stellt klar: Motorsport Teil des KTM-Erfolgs

Beirer verweist aber richtigerweise auf die positiven Aspekte der Racing-Aktivitäten: "Motorsport und der Firmenerfolg der letzten 20 Jahre sind unmittelbar miteinander verknüpft. Wir sind das beste Marketing-Werkzeug des Unternehmens. Das Unternehmen hatte über 20 Jahre lang ein lineares Wachstum. Wir haben Rennen gewonnen und danach Motorräder verkauft. Das ist das Erfolgsgeheimnis. Wir sind 'Ready to Race' und betreiben Motorsport nicht zum Selbstzweck. Jetzt befinden wir uns in einer sehr schwierigen Phase und wir werden als Motorsportabteilung unseren Anteil dazu beitragen, die Firma zu stabilisieren. Wir sind Teil der Familie und die muss jetzt ganz eng zusammenhalten. Das Kämpfen haben wir auch im Sport gelernt. Wir geben der Firma alles, was wir haben, und werden das gemeinsam durchstehen."