George Russell war der große Unglücksrabe beim Formel-1-Rennen in Spa. Der Mercedes-Pilot fuhr beim letzten GP vor der Sommerpause nach einer sensationellen 1-Stopp-Strategie als Erster über die Ziellinie und feierte den vermeintlichen dritten Sieg in seiner F1-Karriere. Doch die Freude währte nur kurz. Russells Auto brachte zu wenige Kilogramm auf die Waage, und so wurde der Brite anschließend disqualifiziert.
Russell hat mit diesem Rückschlag bereits abgeschlossen. Er behauptete vor dem Niederlande-GP in Zandvoort, dass er auch nach der Disqualifikation "nur Positives" vom womöglich besten Rennen seiner Formel-1-Karriere mitnehmen werde. "Niemand kann mir dieses Gefühl wegnehmen, dass ich die Ziellinie als Erster überquert habe, dass ich mit meinem Team gejubelt habe und dass ich auf dem Podium gestanden bin", sagte Russell.
Verlorener Sieg für Russell verschmerzbar: 25 Punkte tun nicht weh
"Falls ich mich in einem Kampf um die Weltmeisterschaft befinden würde, hätten uns diese 25 Punkte härter getroffen, aber in dieser Saison befinden wir uns nicht in solch einer Situation", erzählte er. In der Fahrer-Meisterschaft liegt Russell mit 116 Punkten auf P8, die Disqualifikation in Spa kostete ihm nur eine Position gegen Sergio Perez. Auch in der Team-WM spielt Mercedes mit P4 und 142 Zählern Rückstand auf Red Bull keine Rolle mehr im Kampf um den Platz an der Sonne.
"Ich habe vielleicht 25 Punkte verloren, aber in meinem Kopf ist das noch immer ein Sieg", gibt sich Russell überzeugt und betonte: "Ich habe meinen Helm behalten und er steht auf meinem Nachttisch neben den anderen beiden Siegerhelmen." Er machte eine Reihe an Gründen für die Disqualifikation aus. Darunter auch sein eigenes Körpergewicht. "Mehrere Faktoren kamen zusammen und übertrafen unsere Erwartungen, wie viel Gewicht wir dadurch verlieren würden."

"Ich verlor ein bisschen mehr Gewicht während dem Rennen, die Reifen verloren ein bisschen mehr als erwartet und die [Unterboden-]Planke verschliss etwas mehr als wir gedacht hätten. Diese drei oder vier Faktoren sind zusammengekommen und das hat uns über das Limit gebracht", erklärte er.
Ein Steak zu wenig: George Russell kannte Gefahr vor dem Rennstart
In Spa wird außerdem aufgrund der Streckenlänge im Gegensatz zu allen anderen Grands Prix keine Auslaufrunde gefahren und es können nicht - wie üblich - Marbles, also herumliegende Gummistücke, mit den Reifen aufgesammelt werden. Bereits direkt nach dem Rennen wurde gemutmaßt, dass diese Faktoren dafür verantwortlich waren, dass Russells Auto nach der regulären Entnahme von Treibstoff etwa 1,5 Kilogramm zu leicht war.
Erstaunlich ist allerdings, dass der WM-Achte des Vorjahres mit dem Wissen ins Rennen ging, dass sich sein Gewicht am Limit befand, wie er vor dem Zandvoort-Wochenende erzählte. "Ich wusste, dass ich etwas leicht war, aber es war zu spät, um grundlegende Änderungen vorzunehmen, ohne dass ich ein Steak oder so etwas gegessen hätte", sagte er. Natürlich eine hypothetische Alternative, denn die Rennvorbereitung lässt den Verzehr einer derartigen Mahlzeit kaum zu.
Russell verteidigt Mercedes: Fehler gehören dazu
Insgesamt sprach er dennoch von einem Fehler des gesamten Teams, das er allerdings gleichzeitig wieder in Schutz nahm. "Wenn man bei allem, was man tut, einen Puffer einkalkuliert, dann würde man nie disqualifiziert werden. Man würde nie einen Fahrfehler machen und man würde sich nie drehen. Aber dann würde man auch nie wissen, wo das wahre Potenzial liegt", verteidigte er die achtfache Weltmeister-Mannschaft.
"Natürlich ist es dann sehr frustrierend, wenn das eine Mal in drei Jahren, als man knapp unter dem Gewichtslimit ist, das genau bei diesem Rennen passiert, das man gewonnen hat", ärgerte er sich. Passend zur vielzitierten No-Blame-Culture bei Mercedes hob Russell hervor, dass das Team aus dem beim Belgien-GP begangenen Fehler lernen werde.
Nicht, indem man mehr Sicherheitspuffer einbauen werde, sondern indem die Kalkulationen, die zu dem untergewichtigen Mercedes geführt hatten, verfeinert würden. "Ich glaube, die Prozesse waren nicht ausreichend, um alle verschiedenen Szenarien abzudecken", schlussfolgerte der 188-fache Grand-Prix-Teilnehmer.
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