War da mehr drin? Carlos Sainz belegte beim Grand Prix in Belgien nach George Russells Disqualifikation den sechsten Platz. Recht zufrieden ist der Spanier mit diesem Ergebnis nicht. Besonders die Ferrari-Strategie ist ihm nach dem Rennen ein Dorn im Auge. Der Zwei-Stopper wurde vermurkst. Den überraschend effektiven Ein-Stopper wagte das Team nicht.
Die Ferrari-Strategie fing zunächst spannend an. Sainz startete als einziger Pilot im Spitzenfeld auf den harten Reifen. "Ich habe das Gefühl, dass wir am Start einige Risiken eingegangen sind, indem wir mit den harten Reifen losgefahren sind", so der Ferrari-Pilot. "Wir haben zunächst sogar eine Position gewonnen, also war ich sehr optimistisch und positiv gegenüber dieser Strategie gestimmt."

Am Start überholte Sainz Lando Norris im McLaren. Kurz führte der Spanier sogar das Feld an, als die Konkurrenz auf den Mediums in die Boxengasse abbog. Doch dann ging es bergab. "Wir haben es noch geschafft, den ersten Stint bis zur 20. Runde auszudehnen. Im Nachhinein war das jedoch nicht lange genug, weil ein Ein-Stopper eine gute Möglichkeit gewesen wäre."
In Runde 20 kam Sainz an die Box und holte sich Mediums. In Runde 28 stoppte er ein zweites Mal, um sich wieder harte Reifen zu holen. Rückblickend war die gewählte Strategie weder Fisch noch Fleisch. "Der größte Fehler war wahrscheinlich, dass wir keine Ein-Stopp-Strategie gewählt haben", bekrittelt Sainz. "Aber wir haben auch die Zwei-Stopp-Strategie nicht optimal abgewickelt. Für zwei Stopps waren wir zu spät an der Box. Für einen Stopp zu früh."
"Wir hätten es durchziehen und den Stint um mindestens zehn Runden verlängern müssen", analysiert Sainz nach dem Rennen in Spa. "Mit dem Zwei-Stopper hätten wir vielleicht fünf oder sechs Runden früher stoppen und dann erst auf den Hard wechseln sollen, um auf diesem Reifen so viel Zeit wie möglich zu verbringen, da er echt gut war."
Carlos Sainz bei Belgien-GP: Kurz Hoffnung auf ein Podium
George Russell kurzlebiges Spa-Märchen zeigte, was die Ein-Stopp-Strategie auf dem Circuit de Spa-Francorchamps in sich hatte. Überraschend holte er nach einem langen Stint auf den Hards den Sieg, bevor er für Untergewicht disqualifiziert wurde. Auch Fernando Alonso wagte den Ein-Stopper und belegte damit den achten Platz. Sainz, der von Startplatz sieben wegfuhr und schon zu Beginn mit den harten Reifen ein Risiko einging, hätte nicht viel zu verlieren gehabt, dennoch ließ sich Ferrari diese Strategie-Option entgehen.
"Im Nachhinein ist es jetzt leicht zu sagen, aber ich hatte das Gefühl, dass das Rennen viel mehr versprochen hätte", bedauert Sainz. "Nach 20 Runden dachte ich, wir könnten eine Chance auf das Podium haben, und dann kam ich plötzlich auf P7 ins Ziel, neun Sekunden hinter P6. Es gibt also eindeutig etwas, das wir uns ansehen müssen."
Konkurrenz auch ohne vermurkster Strategie zu stark für Ferrari?
Doch wäre Sainz mit besserer Strategie weiter vorne gelegen? "Ich denke, dass unsere direkten Konkurrenten schneller waren, also glaube ich nicht, dass es viel geändert hätte", gibt der Spanier zu. Generell zeigte sich Sainz von der Ferrari-Pace in Belgien wenig begeistert. "Wenn man die Pace von Mercedes, Red Bull und McLaren im Rennen ansieht, denke ich nicht, dass wir dieses Wochenende Fortschritte gemacht haben."
Teamkollege Charles Leclerc holte zwar die Pole Position, erbte aber nur dank Russells Disqualifikation einen Podestplatz. Sainz hatte das Gefühl, der Konkurrenz im Rennen unterlegen zu sein. "Ich habe mich in meinem letzten Stint sehr konkurrenzfähig und schnell gefühlt", schildert der Spanier. "Dann haben sie mit die Zeiten der anderen Fahrer genannt. Ich dachte mir: 'Wir sind nicht so schnell, wie ich es mir wünsche'".
Schon am Ende der Saison wird Ferrari für Carlos Sainz ohnehin Geschichte sein. Der Spanier hat nun endlich die Entscheidung über seine Zukunft getroffen. Es geht zum Traditions-Team Williams. Hier gibt es die bisher heißeste News der jungen F1-Sommerpause zum Nachlesen:
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