Die Formel-1-Fahrer bemühten sich in der kurzen Pause vor dem Las-Vegas-GP um Antworten vom Automobil-Weltverband FIA. Öffentlich taten sie mit einer Stellungnahme darüber kund, dass ihre Bemühungen um Unterstützung bei Regelfragen von den Offiziellen, allen voran von Präsident Mohammed Ben Sulayem, praktisch ignoriert wurden. Mit der Reaktion darauf hat George Russell, einer der Vorsitzenden der Fahrer-Gewerkschaft GPDA, nicht gerechnet.

Es kam kein einziges Wort. "Das überrascht mich ehrlich gesagt ein bisschen", wundert sich Russell. Stattdessen feuerte die FIA nur wenige Tage später den Formel-1-Rennleiter Niels Wittich, und macht den Fahrer-Unmut damit noch schlimmer. Die erfuhren nämlich aus den Medien davon, bestätigt Russell: "Es war für alle denke ich eine Überraschung."

Danner: Skandalös! Eine fatale Fehlentscheidung der FIA! (16:17 Min.)

"Der Abgang von Niels ist das beste Beispiel dafür, wie wir nicht Teil der dieser Konversationen sind", bemängelt ein frustrierter Russell am Mittwochabend in Las Vegas. "Uns Fahrern kommt es oft vor, als ob wir die letzten wären, die sowas herausfinden. Und wenn es uns direkt betrifft, dann wäre es nett, wenn wir da miteinbezogen würden, um einfach zu verstehen, welche Entscheidungen getroffen werden."

Russell bemüht sich klarzustellen, was das Hauptziel der Fahrer ist. Es geht nicht primär um Streitereien wegen Schimpfwörter oder die Verwendung von Geldstrafen. Das sind lediglich Symptome. Eigentlich geht es darum, dass die Fahrer von der FIA angehört werden wollen. Diese Themen sind für sie nur solche Streitfragen, weil es vom Verband gegenwärtig keine konstruktiven Gespräche gibt.

Formel-1-Fahrer rennen mit dem Kopf gegen FIA-Wand

"Wir haben aus der Vergangenheit gelernt, dass es nie zu etwas geführt hat, wenn wir intern etwas eingebracht haben", beschwert sich Russell. "Wir wollen Dinge verbessern, besonders in Sachen Sicherheit, aber wenn es um Entscheidungen im Rennen geht, dann wollen wir nur helfen. Es sind jetzt ein paar Jahre und kaum etwas hat sich geändert, wenn wir unsere Meinungen geäußert haben."

Umgekehrt heißt das auch: Die Fahrer haben sich nicht um eine Entlassung von Niels Wittich bemüht. So bestätigt Russell zwar, dass man sich oft nicht einig war: "Das ist kein Geheimnis." Aber alles, was man wollte, ist ein Dialog. "Wenn du ultimativ mit uns zusammenarbeitet, hätten wir helfen können, die Lage zu verbessern. Manchmal ist Rauswerfen und Austauschen nicht die Lösung. Du musst zusammenarbeiten, um das Problem zu verbessern."

George Russell: Den Formel-1-Fahrern reicht es mit der FIA

Mit dem neuen Rennleiter Rui Marques kommt stattdessen ein Gefühl auf, dass es fast wieder von vorne losgeht. "Mit jeder Änderung musst du einen Schritt zurückmachen, ehe du zwei nach vorne gehen kannst", mahnt Russell. "Da ist jetzt höllisch viel Druck auf dem neuen Rennleiter mit nur drei Rennen bis zum Saisonende."

Dass diese Kultur der permanenten Personalrochaden in der FIA immer weiter um sich greift, ist Russell nicht entgangen: "In der FIA ändert sich offensichtlich andauernd sehr viel. Das ist definitiv nicht der stabilste aller Orte. Vielleicht ist es deswegen etwas herausfordernd für uns, dass wir unsere gewollten Änderungen durchbringen können."

"Ich glaube, zahlreichen Fahrern reicht es inzwischen mit der ganzen Lage, und es scheint nur in die falsche Richtung zu gehen", beobachtet Russell. "Wir wissen alle, was wir von dem Sport wollen, und in welche Richtung wir ihn lenken wollen. Und für uns erscheint das nur wie eine kleine Wende bei einigen Themen. Da wollen wir bloß mit der FIA zusammenarbeiten. Aber da haben wir eben das Gefühl, dass das überhaupt nicht passiert. Zumindest nicht vonseiten des Präsidenten."