Gleich Elf Stürze erlebte die MotoGP am Freitag in Spielberg. Einige Fahrer kamen sogar mehrfach zu Fall. 'Rekordhalter' war Pedro Acosta mit drei Unfällen. Leider gab es mit Fabio di Giannantonio auch einen Verletzten. Was war da nur los? Es hat mit dem Produkt von Michelin zu tun.
Schikane wird zur Sturzfalle
"Ich wusste, dass ich mit diesem [Medium-]Reifen Stürzen würde, und so kam es dann auch. Danach sollte ich den harten ausprobieren, und ich stürzte erneut", zog Aleix Espargaro das Fazit eines völlig verkorksten ersten Trainings. Er war bei weitem nicht der Einzige, der zu Fall kam. Sein deutlich jüngerer Landsmann Acosta sprach das Hauptproblem an: "Ich stürzte, weil der Reifen ein wenig kalt war. Ich nahm raus, um mich hinter Pol [Espargaro] einzureihen. Da wurde die linke Flanke etwas frisch."
Und schon lag er in der berüchtigten neuen Schikane, bekannt als die Kurven 2a und 2b. Die mit Abstand meisten der Stürze kamen dort zustande. "Ich erwartete nicht, dass die der Reifen so kalt wird, wie er war", gab Acosta an. Für Enea Bastianini war klar, warum gerade diese Stelle so heikel ist: "Es ist sehr schwierig, auch weil du vorher vier Rechtskurven hast, bevor du erstmals wieder auf links [2b] kommst. Da haben wir die Stürze mit dem harten Reifen heute Morgen gesehen."
Keine Vorwarnung für niedrige Reifentemperatur
Außerdem gibt es einen weiteren Punkt zu beachten: Im Vergleich zum Vorjahr hat Michelin eine Stufe härtere Reifen mitgebracht. Der Medium dieser Ausgabe des Österreich Grand Prix war 2023 noch der Hard. Bei solch harten Mischungen kann selbst bei sommerlichen Temperaturen jenseits der 30 Grad zu wenig Energie in den Pneus sein.
Eigentlich haben die Fahrer auf ihrem Dash auch eine Anzeige zur Reifentemperatur. Diese meldete aber nichts Ungewöhnliches. Hier liefert Acosta die Erklärung: "Der Kern des Reifens war noch warm, aber die Oberfläche war kalt." Somit gab es keinerlei Vorwarnung: "Er [der Reifen] war vermutlich 30 oder 35 Grad zu kalt. Sobald ich da die Bremse auch nur berührte, verlor ich die Front."
Einfach weichere MotoGP-Reifen aufziehen? So einfach ist es nicht...
Der Logik nach gäbe es natürlich eine weitere Lösung: Einfach den weichen Reifen verwenden. Auf eine Runde half das bspw. Aleix Espargaro, der sich damit in die Top 10 und somit ins Q2 schob. Über mehrere Runden - vor allem natürlich am Sonntag im Grand Prix - wird der Reifen den Belastungen aber kaum standhalten. Nur im Sprint könnten vielleicht einige mit einem weichen Vorderreifen pokern.

Doch es gibt noch ein weiteres Problem. Viele Fahrer wählten mit Absicht den harten Reifen aufgrund der Streckencharakteristik des Red Bull Rings. Marco Bezzecchis erster von zwei Stürzen am Freitag erklärt diese Wahl: "In Kurve 3 bremste ich zu stark. Ich hatte den weichen Reifen an der Front drauf. Der hat guten Grip, bietet aber beim Bremsen wenig Unterstützung." Und Bremsstabilität ist auf einer Stop-and-Go-Strecke wie Spielberg natürlich von höchster Wichtigkeit. Bastianini etwa will genau deswegen weiter auf die harten Reifen setzen und das Sturzrisiko in Kauf nehmen. Zumindest eine Hoffnung hat 'La Bestia': "Auf dem Rest der Strecke [außer der Schikane, Anm. d. Red.] denke ich, dass es bei diesen hohen Temperaturen kein Problem sein wird."
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