"Wir betreiben nicht diesen ganzen Aufwand, um zu sagen, dass der dritte Platz gut ist. Wir wollen um die Weltmeisterschaft kämpfen!" Mit diesen Worten ließ KTM-Motorsportchef Pit Beirer im Winter am Rande der Teampräsentation für die neue MotoGP-Saison 2024 aufhorchen. Hatte der österreichische Hersteller zuvor zwei durchwachsene Jahre im Mittelfeld der Königsklasse erlebt, gelang 2023 doch endlich der Sprung zurück an die Spitze. Brad Binder beendete die Saison als bester Nicht-Ducati-Pilot auf WM-Rang vier, in der Konstrukteurs-WM sprang immerhin die Vizemeisterschaft hinter Borgo Panigale heraus.
Nicht verwunderlich also, dass für 2024 eine weitere Steigerung als klares Ziel ausgegeben wurde - und zunächst sah es auch gut aus. Denn beim Saisonauftakt in Katar landete Binder in Sprint und Grand Prix jeweils auf Platz zwei, wurde nur um 0,548 bzw. 1,329 Sekunden von Ducatisti geschlagen. Doch danach ging es rapide bergab: Einzig MotoGP-Rookie Pedro Acosta schaffte es seither noch in drei Sprints sowie zwei Grand Prix in die Top-Drei. Binder, Jack Miller und Augusto Fernandez hatten mit den vordersten Rängen hingegen nichts mehr tun.
KTM rutscht ab: 2024 hinter Aprilia nur noch 3. MotoGP-Kraft
Der angepeilte Kampf um den WM-Titel muss also schon zur MotoGP-Sommerpause 2024 als gescheitert erachtet werden, liegt Acosta als KTM-Speerspitze mit 110 gesammelten Punkten doch schon 112 Zähler im Rückstand auf WM-Leader Francesco Bagnaia (222 Punkte). Vielmehr ist KTM hinter Aprilia sogar nurmehr dritte Kraft im Hersteller-Ranking der Königsklasse.
Besonders alarmierend: In einem Hauptrennen konnte KTM mittlerweile seit fast zwei Jahren nicht mehr gewinnen. Den letzten Sieg holte damals noch Miguel Oliveira am 02. Oktober 2022 im verregneten Thailand Grand Prix. Somit warten die Österreicher - von zwei Sprintsiegen 2023 in Argentinien und Jerez abgesehen - mittlerweile länger als Honda oder das Ende 2022 ausgestiegene Suzuki auf einen MotoGP-Sieg. Wie konnte es dazu kommen?

"Die Realität ist nunmal, dass Siege als Result harter Arbeit kommen", wagte Binder am Rande des Deutschland Grand Prix auf dem Sachsenring einen Erklärungsversuch und ergänzte: "Wenn du die nötige Pace nicht hast, überquerst du Ziellinie eben leider auch nicht als Erster." Eine Floskel, die in diesem Fall aber auch eine gehörige Portion Wahrheit in sich trägt. Denn fehlten KTM in der zurückliegenden Saison teilweise nur wenige Zehntel zum Rennsieg, betrugen die Rückstände bei der Dutch TT oder am Sachsenring zuletzt jeweils knapp 15 Sekunden. Da kann dann auch mit einer gehörigen Portion Glück nichts mehr ausgerichtet werden. Passend dazu klagten die KTM-Piloten nach dem Deutschland GP auch über eine mangelnde Weiterentwicklung und forderten ein höreres Entwicklungstempo, um den Rückstand wieder zu verkleinern.
Qualifying als große Schwäche: KTM seit 2020 ohne MotoGP-Pole
Wo angesetzt werden muss, ist klar. "Wir müssen im Qualifying stärker werden, damit wir auch in den Rennen konkurrenzfähiger sein können. Wir müssen konstanter werden", gibt Acosta die Richtung vor. Der zweite Platz des GasGas-Piloten aus dem Austin-Qualifying stellt bis heute die einzige Startplatzierung KTMs in der ersten Reihe im Jahr 2024 dar. Davon abgesehen landeten die Maschinen aus Mattighofen zumeist bestenfalls in der zweiten oder dritten Startreihe, nicht selten aber auch noch deutlich weiter hinten. Und von dort ist eine Aufholjagd im Rennen in der modernen MotoGP eben schwierig geworden.
Dabei handelt es sich allerdings auch um kein neues Problem, die Qualifying-Schwäche KTMs ist seit vielen Jahren bekannt. Eine Pole Position gelang in der MotoGP seit dem Saisonfinale 2020 in Portimao nicht mehr. Und doch zeigt sich Binder optimistisch, dass es zeitnah wieder aufwärts geht. "Wenn alles wieder auf einem Top-Level funktioniert, werden wir es hinbekommen, da bin mir sicher", sagt er. "Momentan sieht es so aus, als hätten wir noch mehr Arbeit vor der Brust als andere, aber mit den Leuten in unserem Team werden wir das schaffen."
Was glaubt ihr: Gelingt KTM auf absehbare Zeit wieder ein Grand-Prix-Sieg in der MotoGP? Sagt es uns in den Kommentaren! Wenn ihr nun noch wissen wollt, wieso die Königsklasse wieder mehr Fahrer wie US-Legende Kevin Schwantz benötigt, haben wir hier den perfekten Artikel für euch:
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