Dieses Bild hatten wir am MotoGP-Freitag in Motegi nicht erwartet! Erstmals dem Deutschland-GP am Sachsenring (Maverick Vinales) und überhaupt erst zum dritten Mal in der Saison 2024 stand nach dem Training zum Grand Prix keine Ducati an der Spitze der Zeitenliste. Stattdessen sorgte Brad Binder für die erste Freitagsbestzeit von KTM seit elfeinhalb Monaten und auch Pedro Acosta leuchtete als Vierter weit vorne im Klassement auf. Können die Österreicher an diesem Wochenende endlich ihre Sieglosserie beenden und Ducati vom Thron stoßen?

"Ich bin verdammt glücklich, Schnellster zu sein. Wir sind richtig gut in den Tag hineingekommen, ich hatte gleich vom Start weg ein gutes Gefühl. Ich denke, dass das Bike speziell auf frischem Gummi sehr gut funktioniert", berichtete Brad Binder am Freitagabend in seiner Medienrunde. Zwischenzeitlich hatten den Südafrikaner zu Beginn des Trainings Bremsprobleme aus dem Tritt gebracht, zum entscheidenden Zeitpunkt war jedoch alles aussortiert. Nach vier Q1-Teilnahmen in Serie schaffte es Binder damit erstmals seit Spielberg wieder direkt in Q2: "Jetzt müssen wir morgen noch an der Rennpace arbeiten. Dann hoffe ich, dass wir sehr stark sein können."

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KTM: MotoGP-Trendwende nach Debakel beim Österreich GP

Rund um den Österreich GP hatte KTM noch den Tiefpunkt der eigenen MotoGP-Krise im Jahr 2024 erreicht. Nachdem Binder zum Saisonstart in Katar noch zwei zweite Plätze eingefahren hatte, war der Rückstand auf Dominator Ducati ausgerechnet beim Heimspiel so groß aufgefallen wie noch in der laufenden Saison. Happige 18,620 Sekunden fehlten Binder, weshalb Acosta anschließend von einem Stich ins Herz sprach. Seither kann eine Trendwende im Hause KTMs aber nicht mehr von der Hand gewiesen werden. Acosta fuhr dreimal aufs Podium, Binder verpasste die Top-Drei als Vierter zweimal nur um Haaresbreite. In Japan nun das stärkste Freitagsresultat seit dem Katalonien-GP, als sich gleich drei KTMs in den Top-Fünf wiederfanden.

Auch damals hätten Binder und Pedro Acosta schon gewinnen können, schmissen mögliche Siege in Sprint und Grand Prix aber mit Stürzen weg. Vielleicht auch deshalb wählt Letzterer nun einen etwas vorsichtigeren Ansatz. "Wir können zufrieden sein, weil wir in FP1 kaum gefahren sind. In FP2 [Training, Anm.] habe ich mich mit dem Hinterreifen dann direkt konkurrenzfähig gefühlt, war nicht weit von den Topjungs entfernt. Das müssen wir aber auch, weil wir näher dran sind", kommentierte der GasGas-Rookie. Dass Mattighofen die Lücke zu Ducati wieder komplett geschlossen hat, glaubt er allerdings nicht: "Wenn KTM hierhergekommen ist, hat Brad immer ein orangenes Bike in das Parc Ferme gestellt."

Brad Binder war in Motegi seit 2022 immer gut dabei, Foto: LAT Images
Brad Binder war in Motegi seit 2022 immer gut dabei, Foto: LAT Images

KTM: Traditionell stark in Motegi - Folgt der erste Sieg?

Tatsächlich präsentierte sich Binder seit der MotoGP-Rückkehr nach Motegi vor zwei Jahren stets in Topform. 2022 sicherte er sich mit Platz drei im Qualifying seinen ersten Start aus der ersten Reihe des Grids und holte als Zweiter schließlich eines von drei Podien in jener Saison, 2023 wurde er im Sprint erneut Zweiter. Doch nicht nur das, auch seine Teamkollegen Miguel Oliveira (2022) und Jack Miller (2023) mischten in Japan stets vorne mit, erzielten beide Top-Fünf-Resultate. Mit ihrer 'Stop-and-Go'-Charakteristik passt die Rennstrecke in Motegi sehr gut zu den KTM-Stärken auf der Bremse und im PS-Bereich, weshalb der starke Freitag für Acosta nicht sonderlich überraschend kommt. Ob es aber auch reichen wird, um Ducati zu bezwingen?

Der MotoGP-Superrookie ist sich unsicher, macht vieles vom Samstagmorgen abhängig. "Das FP2 wird wichtig werden, um herauszufinden, welchen Hinterreifen wir für das Rennen verwenden müssen. Da wissen wir nämlich noch überhaupt nicht, was wir tun sollen. Jeder, der im Training mit dem Medium gefahren ist, kam nach drei Runden wieder rein. Das macht es schwierig, die Situation zu verstehen, denn mit dem Soft wird es sehr schwer, dass Rennen zu beenden", weiß Acosta und meint: "Morgen steht uns also ein herausfordernder Tag mit einigen Fragezeichen mit Blick auf das Wetter bevor."

Tatsächlich besteht auch für Samstag wieder eine 70-prozentige Regenchance, was Kräfteverhältnis nochmal komplett auf den Kopf stellen könnte. Zumindest Francesco Bagnaia glaubt aber, dass die KTMs so oder so hinter sich halten zu können. "Unsere Pace ist gut, ich bin vielleicht der Stärkste", analysiert der Ducati-Star. Zumindest Acosta will er aber nicht vollständig aus der Rechnung herausnehmen: "Es ist noch früh. Pedro und [Jorge] Martin sind nah an mir dran, wir sind auf einem ähnlichen Level. Morgen brauchen wir noch einen Schritt. Wir wissen aber, was zu tun ist." Ähnlich zuversichtlich zeigt sich einzig Binder: "Es ist offensichtlich, dass uns diese Strecke liegt. Ich habe vor, das voll auszunutzen!"

Was glaubt ihr: Kann KTM der Ducati-Siegesserie seit dem Barcelona-Sprint vor viereinhalb Monaten endlich ein Ende setzen? Gebt uns eure Tipps für Qualifying und Sprint in den Kommentaren ab!