Nach dem 1. Freien Training der MotoGP in Aragon sah KTM noch wie der erste Verfolger von Ducati aus. Pedro Acosta und Brad Binder belegten die Plätze drei und vier, auch Jack Miller lag als Achter in den Top Ten. Im 60-minütigen Nachmittagstraining dann jedoch der Schlag ins Gesicht: Kein Motorrad des österreichischen Herstellers schaffte es unter die schnellsten Zehn, womit folglich alle vier Piloten am Samstag in Q1 ranmüssen.

Das war letztmals beim Indien GP im Vorjahr der Fall. Damals waren Binder, Miller, Augusto Fernandez und Pol Espargaro nicht über die Startplätze 14, 16, 18 und 20 hinausgekommen. Rund elf Monate später könnte sich dieses Debakel nun durchaus wiederholen, denn gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Ende September 2023 gastierte die MotoGP nämlich erstmals in Indien, alle Hersteller und Teams betraten also Neuland. In Aragon ist das an diesem Wochenende ähnlich, fuhr die Königsklasse dort doch zuletzt 2022. Gewisse Richtwerte sind zwar vorhanden, werden durch eine neue Asphaltierung im Motorland allerdings nahezu unbrauchbar gemacht.

Pedro Acosta schimpft über neuen Aragon-Asphalt

Und jener neue Bodenbelag hatte laut Pedro Acosta am Freitag auch großen Anteil am schwachen Abschneiden der KTMs im Training. "Ich bin mir sicher, dass es am Asphalt lag, denn das waren bislang die schlechtesten Bedingungen des Jahres", schimpfte der GasGas-Rookie und offenbarte: "Ich glaube, dass er noch nicht komplett getrocknet ist. An manchen Stellen kommt Öl raus und an manchen gibt es Flecken, die ich noch nie zuvor irgendwo gesehen habe - in Turn 1 und 3 zum Beispiel."

Der neue Asphalt in Aragon war bereits am Medien-Donnerstag Thema im MotoGP-Paddock, nach dem Trainingsfreitag waren allerdings kaum Beschwerden zu hören. Acosta wundert es nicht: "Wenn du keine Probleme damit hast, beschwerst du dich nicht. Es gibt einige Bikes, die deutlich besser damit zurecht gekommen sind. Wir konnten uns jedoch nicht steigern, als der Grip langsam besser wurde. Wir müssen jetzt verstehen, warum wir Probleme damit hatten, uns an die Bedingungen auf der Strecke anzupassen."

Die beiden KTM-Werkspiloten bestätigten am Freitagabend die schwierigen Verhältnisse im Motorland. "Die Corkscrew [Kurve 8-9, Anm.] ist nass, das ist unvorstellbar. Es hat nicht geregnet, fühlt sich aber so an. Es ist, als würdest du auf Eis fahren, so rutschig ist es da", klagte etwa Brad Binder und Teamkollege Jack Miller beschrieb: "Es ist merkwürdig. Du kannst drei Runden fahren und alles ist normal, dann verlierst du in einer Runde plötzlich die Front und in der nächsten beim Umlegen das Heck. Speziell die Corkscrew ist wirklich schlimm, ich bin dort in der ersten Runde fast gestürzt. Außerdem hast du hier durch die Wüste auch noch viel Schmutz auf der Strecke."

Die 'spanische Corkscrew' bereitete Brad Binder und Co. am Freitag Probleme, Foto: LAT Images
Die 'spanische Corkscrew' bereitete Brad Binder und Co. am Freitag Probleme, Foto: LAT Images

Streckenverhältnisse keine Ausrede: KTM-Duo hatte Pace für Q2

Anders als Acosta wollte das Duo die schwierigen Verhältnisse allerdings nicht als Ausrede für das Verpassen von Q2 gelten lassen. Vielmehr unterstrichen beide Piloten in ihren Medienrunden, die nötige Pace gehabt, aber einfach keine gute Runde zusammenbekommen zu haben. "Ich habe meine erste Timeattack vermasselt und während der zweiten habe ich dann zweimal die Front verloren. Ich hätte die Pace gehabt, aber das passiert eben manchmal", kommentierte Binder stellvertretend.

Der Südafrikaner zeigte sich anschließend optimistisch, den Sprung in Q2 am Samstagvormittag noch nachholen zu können. Eine leichte Aufgabe wird dies allerdings nicht, denn in Q1 warten zahlreiche große Namen. "Das wird das namhafteste und härteste Q1 der ganzen Saison - zumindest von denen, in denen ich dabei war", weiß Acosta und führt an: "Da ist Brad Binder. Da ist Jack Miller, der es immer schafft, einen Slot für eine gute Runde zu finden. Da ist Enea Bastianini, der zu den Schnellsten überhaupt gehört, auch wenn er heute einen schwierigen Tag hatte. Da sind die beiden Bikes von Valentino Rossi [Di Giannantonio & Bezzecchi, Anm.], die Vollgas geben werden. Das wird verdammt schwierig."

Ein völlig konträres Wochenende zu KTM erlebte in Aragon bislang Marc Marquez. Wenn ihr wissen wollt, wie sich der Gresini-Pilot am Freitag geschlagen hat, findet ihr hier alle Infos: