Die Formel 1 und große Automobil-Konzerne - keine Kombination, die per Definition Erfolg garantiert. Inzwischen dürfte fast allen, vom durchschnittlichen Fan bis zum großen Manager, klar sein, dass sich selbst mit gigantischen Budgets kein Erfolg und erst recht kein WM-Titel kaufen lässt. Das hat auch die F1-Neueinsteiger Audi erfasst.
Bis jetzt war das Audi-Projekt allerdings von Turbulenzen gezeichnet. Eineinhalb Jahre, bevor das erste Auto von Werkspartner Sauber mit Audi-Motor 2026 auf dem Grid steht, wurde die komplette Führungsetage des Projekts durchgetauscht. Inzwischen ist dem Audi-Management völlig klar, worauf es ankommt.
Schon bei der Umstrukturierung des F1-Managements im Juli hatte Konzernchef Gernot Döllner in der Presseaussendung klargemacht: Das Ziel sollen einfache Strukturen sein. Das schien sich aber direkt erst einmal auf das Team selbst zu beziehen. Dort galt beim vorherigen Regime das Verhältnis des von Audi eingesetzten Generalbevollmächtigten Oliver Hoffmann und von Sauber-CEO Andreas Seidl als schwierig.
Konzerne und Formel 1: Eine alte Problembeziehung
Jetzt sind Hoffmann und Seidl weg, und Mattia Binotto hat das Kommando. Über ihm sitzt nur mehr die Konzernspitze. "Wir haben den überwachenden Vorstand", stellt Döllner zuletzt die Sachlage noch einmal klar. Verantwortlich sind letztendlich er und Jürgen Rittersberger, Audis Konzern-COO und Verantwortlicher für Recht, Finanzen und IT.
"Und wenn eine letzte Entscheidung nötig wäre, dann werden wir die vornehmen, ich werde die vornehmen", erklärt Döllner. "Aber darin sehe ich keine Notwendigkeit. Mehr, dass ich die perfekte Verbindung zwischen dem Konzern Audi und dem Formel-1-Projekt organisiere."
Dass es nämlich nicht klappt, wenn der Konzern sich zu sehr einmischt, ist nachhaltig bewiesen. Allzu oft verstehen Automobil-Manager nur wenig vom Tagesgeschäft in der Formel 1. Wiederkehrende Kritik bei diesem Thema gab es oft aus dem Alpine-Renault-Umfeld. Der Konzern wisse nicht, was es eigentlich brauche, um F1-Erfolg zu haben.
"Selbst Autokonzerne, die Motorsport in ihrer DNA haben, sollten sich nicht einmischen", meinte etwa der ehemalige Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer nach seinem Ausscheiden. "Es ist so ein großer Unterschied zu einem Auto-Konzern. Du solltest es einfach den Experten überlassen." Renault war nicht der erste Konzern, der an der Aufgabe scheiterte. Mehr zu Konzern-Problemfällen gibt es hier:
Mercedes ist ein Beispiel eines Erfolgsformates. Toto Wolff fungiert dort als CEO und Geschäftsführer des im britischen Brackley beheimateten Mercedes AMG F1. Mercedes tritt lediglich als Teilhaber auf - dem Konzern gehört ein Drittel - und stellt zwei Aufsichtsrats-Mitglieder, den Mercedes-CTO und der Mercedes-AMG-CEO. Mit dem aktiven Geschäft haben sie kaum zu tun.
Audi erklärt: So wird das F1-Projekt von Binotto geleitet
In diese Richtung scheint der Audi-Trend zu gehen. Binotto und dem 2025 als Teamchef hinzustoßenden Jonathan Wheatley haben die Zügel in der Hand. "Wir sind absolut unabhängig, wie wir das Projekt handhaben, und mit dem neuen Setup haben wir es auch so verbessert, dass das Formel-1-Projekt schnell und unabhängig von jeglichem Konzernprozess ist", versichert Döllner.
Er und Rittersberger haben eine Aufgabe: "Sicherstellen, dass dieses Team, dass Mattias Team schnell und unabhängig agieren kann. Wir sind uns vollends dem bewusst, dass es nötig ist, dieses Projekt vom Konzern fernzuhalten. Nur wenn es um Marketing geht, um gewisse Design-Aspekte und Sponsoring, dann werden wir natürlich eine Verbindung haben. Aber sonst werden die Entscheidungen in Hinwil getroffen. Das ist unsere oberste Priorität."
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