BMW dominiert in Zandvoort: Marco Wittmann hat ein spektakuläres zweites Rennen der DTM an diesem Wochenende in Zandvoort gewonnen. Der Pilot von Schubert-BMW setzte sich nach Start von Platz 14 gegen Mirko Bortolotti im SSR-Lamborghini durch. Kelvin van der Linde (Abt-Audi) komplettierte nach Start von der sechsten Position das Podest.

Für den zweifachen DTM-Champion Wittmann ist es der 19. Sieg in seinem 184. Start in der Traditionsserie und der erste im Jahr 2024, nachdem er den möglichen Auftaktsieg in Oschersleben dramatisch verpasst hatte. Auch für BMW ist es der erste Erfolg der noch jungen Saison. Der amtierende DTM-Vizemeister Bortolotti steht zum 13. Mal auf einem DTM-Podest, während es für den nach wie vor Meisterschaftsführenden van der Linde der elfte Podiums-Erfolg in der DTM ist.

Wittmann mit Overcut-Strategie zum Sieg

Wittmann hatte sich mit einem erneut äußerst starken BMW M4 GT3 schon beim Start fünf Positionen nach vorne gearbeitet. Anschließend wartete Wittmann von allen Piloten am längsten auf seinen Pflicht-Boxenstopp und nutzte die freie Fahrt zur Aufholjagd. Nach seinem Boxenstopp blieb Wittmann in Führung und lieferte sich auf kalten Reifen einen packenden Kampf gegen Bortolotti, der am Start die Führung übernommen hatte.

Doch Wittmann verteidigte sich in einem von mehreren Kontakten geprägten Duell hart gegen den Lamborghini-Werksfahrer und behielt die Führung. Bortolotti beschwerte sich zwar am Funk mehrfach über die Zweikampfverhalten Wittmanns, eine Verwarnung der Rennleitung aufgrund des Abdrängens eines anderen Autos erhielt jedoch Bortolotti und nicht Wittmann.

BMW pflügt in Zandvoort durchs Feld

Nachdem Wittmanns Reifen auf Arbeitstemperatur kamen, setzte sich der 34-Jährige im Schlussspurt zunehmend von Bortolotti ab und überquerte die Ziellinie überlegen mit 7,239 Sekunden Vorsprung vor dem Italiener. Bortolotti musste sich hingegen vermehrt nach hinten orientieren und klagte am Funk über Probleme. Er rettete jedoch P2 vor Kelvin van der Linde und Lokalmatador Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari), der Vierter wurde.

Nicht nur Wittmann zeigte im Schubert-BMW eine starke Performance. Auch seine beiden Teamkollegen Rene Rast und Sheldon van der Linde pflügten gerade in der Anfangsphase nahezu durchs Feld. Rast wurde nach Start von der letzten Position (P20) Siebter, während sich van der Linde vom 17. Startplatz auf P8 nach vorne arbeitete.

Ärger um Balance of Performance nimmt zu

Die dominante BMW-Performance dürfte noch einmal die zunehmend aufkeimenden Diskussionen um die Balance of Performance anheizen. BMW hatte nach einem schwachen Qualifying am Freitag über Nacht zum Samstag mehr Boost erhalten und sich bereits im Samstagsrennen zuweilen durchs Feld gepflügt.

Schon während dem Rennen beschwerten sich sowohl Maro Engel (Winward-Mercedes) als auch Titelverteidiger Thomas Preining (Manthey-Porsche), die sich im Rennen mit den BMW duellierten. "Mal wieder ein toller Job mit der BoP, die BMW haben 1.000 PS mehr als der Rest des Feldes", beschwerte sich Engel am Funk. Preining fügte kurz vor Schluss hinzu: "Ich gebe alles, was ich kann. Aber diese verdammte BoP ist ein Desaster."

Zwar war es über Nacht erneut zu Änderungen bei der BoP gekommen, die BMW M4 GT3 behielten jedoch ihren zusätzlichen Boost. Die Porsche-Fahrzeuge konnten hingegen 10 Kilogramm entladen, während die beiden Emil-Frey-Ferrari 10 Kilogramm zuladen mussten. Die beiden McLaren 720S GT3 Evo von Dörr Motorsport mussten sogar 20 Kilogramm mehr auf die Waage bringen.

Nicht erhört wurden die Forderungen der Äbte nach einer Anpassung der Einstufung des Audi R8 LMS GT3 evo 2. Über die BoP des Rennwagens hatte sich nach dem Samstagsrennen Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk lautstark beschwert. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:

Grasser-Lamborghini mit Schriftzug für verletzten Mechaniker

Hinter Vermeulen komplettierte Luca Stolz (HRT-Mercedes) die Top-5. Direkt hinter dem 28-Jährigen überquerte sein Teamkollege Arjun Maini die Ziellinie. Auf die beiden Schubert-BMW von Rast und van der Linde folgte Pole-Setter Maximilian Paul (Paul-Lamborghini) auf P9. Paul lag bis zur Boxenstopp-Phase auf P2, verlor jedoch an der Box zwischen zwei und drei Sekunden und fiel auf den sechsten Platz zurück, bis er in der vorletzten Runde innerhalb nur einer Umrundung drei weitere Positionen verlor.

Die Top-10 schloss der amtierende DTM-Champion Thomas Preining ab. Dahinter folgten Ricardo Feller (Abt-Audi) und Luca Engstler (Grasser-Lamborghini). An der Seite von Engstlers Lamborghini Huracan GT3 Evo 2 war am heutigen Sonntag ein Schriftzug 'Gute Besserung Noah' installiert. Dabei geht es um einen Zwischenfall an der Grasser-Box im Samstagsrennen, bei dem ein Mechaniker schwer verletzt wurde.

Boxenstopp-Probleme bei Thiim und Samstagssieger Aitken

Die Punkteränge komplettierten Engel, der in den letzten beiden Runden vier Positionen verlor, Nicki Thiim im zweiten SSR-Lamborghini und Ben Dörr (Dörr-McLaren). Thiim litt im Rennen unter erneuten Boxenstopp-Problemen bei SSR Performance, die ihn von P14 auf den zwischenzeitlich 16. Platz zurückwarfen.

Ein bitteres Rennen erlebte auch Samstagssieger Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari). Der Brite hatte sich bis zur Boxenstopp-Phase auf dem fünften Platz befunden, nachdem er von P4 ins Rennen gegangen war. Doch bei seinem Pflichtboxenstopp bog Aitken fälschlicherweise an die Box von HRT-Mercedes ab, wo die Boxenmannschaft gerade auf Luca Stolz wartete. Aitken räumte die Box zwar, blockierte kurzzeitig aber Stolz. Durch die Aktion verlor Aitken schon an der Box mehrere Positionen und bekam zu allem Überfluss auch noch drei Strafrunden von der Rennleitung aufgedrückt, die ihn auf den letzten Platz zurückwarfen (P16 im Ziel).

Startunfall löst rote Flagge aus

Das zweite Rennen der DTM in Zandvoort war von einer roten Flagge sowie einer Safety-Car-Phase unterbrochen. Mit der Rennaction hatte es sich zunächst gleich nach dem Start erledigt. Zwischen Kurve 4 und 5 kollidierte Maro Engel (Winward-Mercedes) mit Dörr-McLaren-Pilot Clemens Schmid. Schmid kam aufs Gras, schlug leicht in die Leitplanke ein und drehte sich auf die Strecke zurück. Dabei wurde der Österreicher von Rene Rast im Schubert-BMW getroffen. Rast konnte mit Beschädigungen weiterfahren, für Schmid war das Rennen beendet. Selbiges galt für Lucas Auer im zweiten Winward-Mercedes, der zwischen Kurve 4 und 5 einen Reifenschaden erlitt und sich drehte.

In dem Chaos kam es auch zu einigen weiteren Berührungen. Unter anderem fuhr Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) auf Nicki Thiim im SSR-Lamborghini auf. Die Rennleitung rief zunächst eine Safety-Car-Phase aus, unterbrach das Rennen jedoch kurz darauf mit einer roten Flagge vollständig. Rund 15 Minuten später konnte der sechste Saisonlauf wieder aufgenommen werden.

DTM-Gesamtwertung 2024: Van der Linde baut Vorsprung aus

Für eine zweite Rennunterbrechung sorgte Ayhancan Güven (Manthey-Porsche). Der Türke klagte nach etwa elf Runden über einen möglichen Plattfuß am rechten Hinterrad. Dennoch blieb Güven zunächst draußen, doch kurz darauf war es soweit. In der Steilkurve 3 erlitt Güven einen Reifenschaden und drehte sich in die Leitplanken. Der Vorfall löste eine Safety-Car-Phase aus.

Auch Christian Engelhart (Grasser-Lamborghini) konnte das Rennen nicht beenden, nachdem er nach dem zweiten Restart plötzlich verlangsamte und nach einer Runde auf frischen Reifen seinen Wagen abstellte.

In der Meisterschaft bleibt Kelvin van der Linde nach seinem Podest-Erfolg mit 82 Punkten Meisterschaftsführender. Platz zwei belegt nun Mirko Bortolotti mit acht Zählern Rückstand. Dritter ist van der Lindes Abt-Audi-Teamkollege Ricardo Feller mit 66 Punkten.

DTM 2024: So geht es weiter

Nach dem ersten Rennwochenende außerhalb Deutschlands 2024, geht es für das nächste Event in vier Wochen zurück in die Bundesrepublik. Vom 05.-07. Juli 2024 gastiert die DTM auf dem beliebten Norisring. Zuvor gehen zahlreiche DTM-Piloten bei den 24-Stunden-Rennen in Le Mans (15./16. Juni) und Spa-Francorchamps (29./30. Juni) an den Start.