Es war einer der überraschendsten Personalwechsel des Winters: Maxime Martin verließ BMW M Motorsport, obwohl der Belgier erst 2023 zu den Münchnern zurückgekehrt war. Nichts deutete auf einen Wechsel hin: In der Mitte November veröffentlichten Starterliste für die WEC-Saison 2025 war Martin noch als BMW-Fahrer aufgeführt. Hier teilte er sich zuletzt einen BMW M4 GT3 mit Valentino Rossi. Wie es zur Trennung kam und warum der 38-Jährige ausgerechnet zu Mercedes-AMG gewechselt ist, schildert Martin aus seiner Sicht im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Maxime, was waren die Gründe für deinen überraschenden Wechsel von BMW zu Mercedes-AMG?
Maxime Martin: Nachdem ich vor zwei Jahren zu BMW zurückgekehrt war, sah mein Plan definitiv nicht vor, so schnell wieder zu wechseln. Am Ende gab es aber, ich würde sagen, eine Fehlkommunikation, oder auch Missverständnisse. Dinge, die gesagt und versprochen, aber nicht vollständig respektiert wurden. Auf der anderen Seite hatte ich schon vor zwei Jahren Kontakt zu Stefan Wendl (AMG-Kundensportleiter; d. Red.), und jetzt sind wir wieder in Kontakt getreten. Letztendlich war es eine Kombination aus Dingen, die bei BMW vorgefallen sind und dem Interesse von Mercedes-AMG, mich an Bord haben zu wollen.

Wir haben gehört, dass du dir mehr Einsätze im LMDh-Boliden von BMW erhofft hattest. In der kürzlich veröffentlichten WEC-Starterliste für 2025 warst du aber wieder in der GT3-Klasse aufgeführt…
Maxime Martin: Das LMDh-Thema war nicht der eigentliche Plan, als ich zu BMW zurückgekehrt war. Das hatten sie auch von Anfang an klargestellt. Aber dann, im Laufe der Zeit, bin ich ein paar Mal das LMDh-Auto gefahren. Es gab Versprechungen, mehr in dieser Hinsicht zu machen. Das ist aber nicht passiert.

Und das war der Grund für den Abschied von BMW?
Maxime Martin: Wenn das Vertrauen gebrochen ist, bin ich nicht die Art von Person, die einfach bleibt, nur um zu bleiben. Ich wollte nicht in Frustration geraten oder in einem Umfeld bleiben, in dem ich nicht komplett zufrieden bin.

Valentino Rossi, BMW
Zwei Jahre Teamkollegen bei BMW: Maxime Martin und Valentino Rossi, Foto: BMW M Motorsport

Mercedes-AMG hat im Gegensatz zu BMW kein Hypercar bzw. LMDh-Auto. Ist dieser Zug damit abgefahren?
Maxime Martin: Nach meinem Wechsel zu Mercedes-AMG verfolge ich nicht das Ziel, ein Hypercar zu fahren. Dieser Wunsch hing eher mit BMW zusammen, weil es hier für mich eine Vergangenheit mit der Marke gegeben hat. Im GT- und Langstreckensport habe ich die meiste Erfahrung und wollte eh immer in diesem Bereich bleiben. Wenn ich die Chance gehabt hätte, beim gleichen Hersteller auch ein Hypercar zu fahren, wäre es perfekt gewesen. Dazu ist es aber leider nicht gekommen. Mein Hauptaugenmerk lag aber darauf, im GT-Sport zu bleiben.

Wirst du deinen bisherigen WEC-Teamkollegen bei BMW, Valentino Rossi, vermissen?
Maxime Martin: Das werde ich, definitiv. Wir haben wirklich ein gutes Verhältnis zueinander. Wir waren zwei Jahre lang Teamkollegen, rufen uns auch abseits der Strecke gegenseitig an und sehen uns. Ich war bei Valentino zuhause und auf seiner Ranch. Er ist zu einem Freund geworden und ich werde die Zusammenarbeit mit ihm auf der Rennstrecke vermissen. Aber am Ende haben professionelle Entscheidungen nichts mit Freundschaften zu tun.

WEC, Mercedes, Maxime Martin, Stefan Wendl
AMG-Kundensportchef Stefan Wendl und Neuzugang Maxime Martin, Foto: Mercedes-Benz Group AG

Dein Start in der GT3-Klasse der WEC mit Iron-Lynx-Mercedes ist bereits bestätigt. Wäre eine Rückkehr in die DTM auch interessant für dich?
Maxime Martin: Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Nicht, dass ich die heutige DTM (mit GT3-Autos; d. Red.) nicht mögen würde, aber sie ist anders als damals, als ich in der ‚echten‘ DTM (mit Class-1-Prototypen; d. Red.) gefahren bin. Für mich ist die DTM von heute schön und gut anzuschauen, aber sie ist eben nur eine weitere GT-Serie. Mein Hauptziel sind GT-Rennen auf der Langstrecke.

Du bist mit deinen 38 Jahren nicht mehr der Jüngste für einen professionellen Rennfahrer. Muss man in diesem Alter froh sein, bei einem großen Hersteller unterzukommen?
Maxime Martin: (lacht) Hey, sei vorsichtig! Das Erste, was dazu führt, ein professioneller Rennfahrer zu sein, ist Leistung. Wenn die Performance stimmt, hat das Alter keinen wirklichen Einfluss. Mein Alter kann in gewisser Weise als Schwäche gesehen werden, aber ich bringe auch große Erfahrung mit. Zusammen mit meinem Speed ist das die perfekte Kombination.