Im Frühsommer 2023 schockte WorldSBK-Starpilot Toprak Razgatlioglu die Motorradwelt mit seinem überraschenden Wechsel vom Topteam Yamaha zu Hinterbänkler BMW. Knapp ein Jahr später könnte der Türke, der die Superbike-Weltmeisterschaft dieser Tage anführt, für den nächsten Kracher sorgen. Denn ein Sensationstransfer in die MotoGP schon zur kommenden Saison 2025 nimmt langsam Formen an und ist bereits das erklärte Ziel von 'El Turco'.

"Wir haben einen Zweijahres-Vertrag mit BMW unterzeichnet und alles läuft momentan richtig gut. So gut, dass Toprak damit begonnen hat, ernsthaft von der MotoGP zu träumen", verriet Razgatlioglu-Manager Kenan Sofuoglu am Montag im Gespräch mit den türkischen Kollegen von 'Motorsport.com' und ergänzte: "Die guten Leistungen von Toprak haben das Interesse mehrerer MotoGP-Teams auf sich gezogen."

Marc Marquez wechselt zu Ducati: Folgen für die gesamte MotoGP (07:40 Min.)

Razgatlioglu-Manager verrät: Toprak will schon 2025 in die MotoGP!

Razgatlioglu begeistert dieser Tage das gesamte Superbike-Paddock, war er doch schon vom ersten Rennwochenende auf Phillip Island mit der BMW M 1000 RR konkurrenz- und siegfähig. Bereits beim zweiten WSBK-Event der laufenden Saison in Barcelona holte er den ersten BMW-Sieg in einem Hauptrennen seit knapp elf Jahren, zuletzt gewann er in Misano als erster BMW-Pilot in der Geschichte alle drei Wochenendläufe. Die logische Konsequenz ist die WM-Führung: Nach vier von zwölf Rennwochenenden im Jahr 2024 liegt Razgatlioglu 21 Punkte vor Nicolo Bulega und 24 Punkte vor Titelverteidiger Alvaro Bautista.

Das BMW-Abenteuer hat sich also schon jetzt ohne Zweifel als voller Erfolg entpuppt, der WM-Titel scheint bereits im ersten Jahr der Zusammenarbeit greifbar. Umso überraschender daher, würde Razgatlioglu den Münchner Motorradbauer schon nach einer Saison wieder verlassen. Und doch wird genau das nun immer realistischer. "In meinen Meetings mit BMW habe ich ihnen gesagt, dass Toprak nach seinen bisherigen Leistungen für sie jetzt in die MotoGP will", sagt Sofuoglu.

Der deutsche Hersteller hatte erst kürzlich in einem Statement klargestellt, dass Razgatlioglu auch für die WorldSBK-Saisons 2025 und 2026 bei ihm unter Vertrag stehe und für ihn fahren werde. Doch in gewisser Art und Weise könnten BMW die Hände gebunden sein, denn es scheint eine entsprechende Ausstiegsklausel im Vertrag des Türken zu geben. "BMW hat uns noch keine klare Antwort gegeben. Wenn BMW zu uns kommt und sagt, dass sie Toprak behalten wollen, werden wir unsere Vereinbarung respektieren", sagt Sofuoglu, ergänzt aber auch: "Ich will nicht zu sehr in die Vertragsdetails gehen, aber wir haben die Möglichkeit, zu gehen."

Toprak Razgatlioglu könnte BMW schon 2025 wieder verlassen, Foto: LAT Images
Toprak Razgatlioglu könnte BMW schon 2025 wieder verlassen, Foto: LAT Images

Nutzt Toprak Razgatlioglu BMW-Ausstiegsklausel? Schnellstmöglich in die MotoGP!

Zwar betont Razgatlioglus Manager im Folgenden erneut, dass sich sein Pilot nicht gegen den Willen BMWs vorzeitig aus der Superbike-Weltmeisterschaft verabschieden werde, aber ein Verbleib scheint inzwischen maximal noch 'Plan B' zu sein. Denn der WorldSBK-Champion von 2021 sagt selbst gegenüber 'Motorsport.com': "Ich habe angefangen, zu etwa 90 Prozent über die MotoGP nachzudenken. Wir werden sehen, ob es schon dieses Jahr oder erst 2026 so weit sein wird. Ich spreche und treffe mich momentan mit Teams, auch wenn es noch keine offizielle Einigung gibt. Wenn es passiert, werden wir zum nächsten Jahr wechseln, anderenfalls denken wir an 2026. Wenn alles nach Plan läuft, wird die Situation in zwei Wochen geklärt sein."

Razgatlioglu hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit einem Wechsel in die MotoGP geliebäugelt, 2022 und 2023 hatte er auch mehrere private Tests mit Yamaha durchgeführt. Seinerzeit zerschlug sich ein Wechsel jedoch, da die Japaner Franco Morbidelli den Vorzug gaben. Razgatlioglu reagierte daraufhin mit seinem Abgang zu BMW, verriet aber schon im vergangenen November, dass die Tür zur Königsklasse damit nicht geschlossen sei. Vielmehr sagt er nun sogar: "Ich habe einen Zweijahres-Vertrag mit BMW, will aber 2025 in die MotoGP wechseln. Dass BMW darüber nicht glücklich ist, kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber für meine Karriere wäre es am besten, so schnell wie möglich in die MotoGP zu gehen."

Toprak Razgatlioglu gewann mit BMW bereits sechs Rennen in der WorldSBK, Foto: LAT Images
Toprak Razgatlioglu gewann mit BMW bereits sechs Rennen in der WorldSBK, Foto: LAT Images

Toprak Razgatlioglu: In Gesprächen mit drei MotoGP-Herstellern

Die große Frage lautet nun natürlich, mit welchem Team sich Razgatlioglu seinen Traum von der Königsklasse erfüllen könnte. "Kenan spricht mit drei verschiedenen Herstellern", berichtet er, ohne dabei Namen nennen zu wollen. Es erscheint jedoch recht offensichtlich, um welche drei MotoGP-Konstrukteure es sich dabei handeln dürfte. Denn KTM hat sein Fahrer-Lineup für 2025 bereits fixiert und Aprilia kann nur noch Plätze beim Kundenteam Trackhouse Racing bieten, wobei man dort nach den Veränderungen im Werksteam auf Kontinuität mit Miguel Oliveira und Raul Fernandez hofft.

Bleiben also noch Honda, Yamaha und Ducati. Die beiden japanischen Hersteller haben jeweils noch einen freien Platz in ihren Werksteams zu vergeben und könnten damit Razgatlioglus Wunsch der vergangenen Jahre erfüllen. Bei Ducati gibt es dagegen nur noch Möglichkeiten bei den drei Kundenteams Gresini, VR46 und Pramac, sollten Letztere nicht noch zu Yamaha wechseln. Mit Blick auf die Konkurrenzfähigkeit der Desmosedici GP24 aber sicherlich auch keine abschreckende Option für Razgatlioglu. Am wahrscheinlichsten erscheint hierbei ein Interesse von Gresini, sucht man dort doch nach einem Ersatz für MotoGP-Superstar Marc Marquez.