Alle Augen in der Formel 1 sind am Freitag vor dem USA-GP auf Red Bull gerichtet. Nachdem in den letzten Tagen Spekulationen aufbrandeten, wonach am RB20 womöglich unter Parc ferme geschummelt wird. Die FIA-Regelhüter geben sich bislang zurückhaltend, sehen aber keine Beweise für Verstöße. McLaren fühlt sich daher bemüßigt, jetzt den Druck zu erhöhen.
Theoretisch, so mutmaßt die Konkurrenz, kann die Bodenfreiheit des vorderen Unterboden-Bereichs am RB20 nämlich ganz einfach ohne Werkzeug angepasst werden. Was Spekulationen nährte, wonach das unter Parc ferme zwischen Qualifying und Rennen geschehen sei. Ein klarer Regelverstoß. McLaren-Motorsportchef Zak Brown ließ am Freitag in Austin durchblicken, dass er und sein Team noch nicht klar sehen: "Wenn - und ich sage wenn, weil ich es nicht weiß - wenn es unangemessen genutzt wurde, dann ist es absolut ein Leistungsvorteil." Details zum Trick gibt es hier:
Red Bull verteidigt sich: Hier gebe es keinen Trick, es sei eine Packaging-Entscheidung. Parc ferme hätte man sicher nie gebrochen - überhaupt müssten mehrere Teile am Auto abgebaut werden, um den Mechanismus zu erreichen. Hierbei handelt es sich auch um sogenannte Open-Source-Teile, die in einer FIA-Datenbank für die Konkurrenz einsehbar sind. Doch die Umstände lassen Brown an der Gesamtsituation zweifeln.
Brown gießt Öl ins F1-Feuer: Warum versiegelt die FIA den Red Bull?
Die FIA kündigte am Donnerstag an, dass man die neuralgische Stelle ab jetzt mit einem Siegel versehen würde. Damit wäre klar: Wird das Siegel gebrochen, so liegt ein Verstoß vor. Brown wundert sich, warum die Regelhüter diesen Schritt als notwendig erachten: "Zugleich höre ich vom Team, dass man es sowieso nicht anpassen kann, wenn das Auto komplett auf das Rennen vorbereitet ist."
"Warum ein Siegel wo draufmachen, wo du unter Parc-ferme-Bedingungen nicht hinkommst?", lautet Browns Frage. Und impliziert damit: Es gibt einen ernsten Verdacht. Auch die Aussage vom rennfertigen Auto will Brown nicht so stehenlassen: "Das Auto ist auch unter Parc-ferme-Bedingungen und am Sonntagmorgen nicht immer voll rennfertig."
Letztendlich sind das Brown zu viele Unklarheiten: "Es ist das einzige Team, welches die Bodenfreiheit von innerhalb des Cockpits verstellen kann. Ob sie das [unter Parc ferme] getan haben oder nicht, das weiß ich nicht. Aber dass sie es können, das wirft Fragen auf."
So hofft Brown, dass die FIA nicht nur ab jetzt ein Siegel überprüft. Sondern dass man auch in der Vergangenheit gräbt: "Es ist sehr klar per dem Reglement, dass es ein massiver Verstoß ist, wenn du dein Rennauto [unter Parc ferme] modifizierst. Alles, für das du keine Genehmigung erhalten hast oder bei dem es um das Wohlbefinden des Fahrers geht, ist absolut gegen das Reglement."
Zak Brown vs. Red Bull: Wir stellen hier nur Fragen...
Bei Red Bull wird Browns Anfachen der Gerüchte nicht gern gesehen. "Ich würde das als Sturm im Wasserglas bezeichnen", hält Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko dagegen. "Wir haben das der FIA bekanntgegeben. Die wusste das. Dieser Mechanismus ist, damit du schneller die Wagenhöhe verstellen kannst. Das haben fast alle Teams, in unterschiedlichen technischen Ausführungen."
"Bei uns geht das nur mit dem Abbau vieler Teile", versichert Marko. Verkleidung, und auch Pedalerie müsse man entfernen. "Und was glaube ich übersehen wurde: Im Parc ferme sind die Autos unter permanenter Kameraüberwachung. Da ist das gar nicht möglich, das durchzuführen."
Teamchef Christian Horner ergänzt auf Sky UK, dass Red Bull seit drei Jahren diese Mechanik habe: "Die FIA ist zufrieden damit. Ich glaube, es geht nur darum, Paranoia an anderen Orten im Fahrerlager zu befriedigen." Zak Brown hält dagegen: "Ich denke, wir sind nicht die einzigen mit Sorgen, basierend auf dem, was ich gehört habe."
Brown hofft auf eine sehr genaue Prüfung, auch der Vergangenheit: "Wir stellen nur die Fragen. Jetzt liegt es bei der FIA als Regelhüter. Sie machen einen guten Job. Jetzt müssen sie das im Griff haben und mit einer Lösung kommen, die für alle Teams zufriedenstellend ist." Vertrauen in den Verband hat er: "Sie haben etwas entdeckt, mit dem sie nicht happy sind. Jetzt kümmern sie sich darum. Und ich bin mir sicher, dass sie gründlich durch die Vergangenheit gehen werden und prüfen, ob es etwas gab, was ihnen nicht gefällt."
diese Formel 1 Nachricht