Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, aber nach über zwei Jahren zäher Verhandlungen (und über drei Jahren des gesamten Prozesses) hält die US-Automarke Cadillac die Zulassung für den Einstieg in die Formel 1 in der Hand. Wie F1 und FIA am 7. März gemeinsam bestätigten, wird das einstige Andretti-Projekt ab 2026 fix das elfte Team in der WM - der erste Neueinsteiger seit Haas 2016.

"Die FIA und die Formel 1 können bestätigen, dass nach dem Abschluss der respektiven sportlichen, technischen und kommerziellen Evaluierungen die Bewerbung von General Motors und TWG Motorsports stattgegeben wurden, um ein Cadillac-Team ab 2026 in die Formel 1 zu bringen", lassen FIA und F1 in einem knappen Statement zusammen wissen.

Hart war der Kampf um den Einstieg zwischen allen Beteiligten ausgefochten worden. In seiner finalen Fassung war das Cadillac-Projekt für die Formel 1 aber einfach nicht abzulehnen. Schließlich wird es vom US-Autoriesen General Motors angeführt, und ab 2028 plant man schließlich auch mit einem eigenen Motor an den Start zu gehen. Die Hürde Einstieg mag gemeistert sein, die richtig harte Arbeit beginnt hierfür jetzt erst so richtig.

"Heute ist ein transformativer Moment, und ich bin stolz, den Verband in diesen großen Schritt für die Meisterschaft anzuführen", kommentiert FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem den Abschluss der Verhandlungen als "Meilenstein", der für ihn "frische Energie" in die WM bringen soll.

Ben Sulayem hatte den Prozess, mit dem damals noch als Andretti firmierenden Projekt im Hinterkopf, vor über drei Jahren einst angestoßen. Damit hatte ein ewig langes Tauziehen zwischen seinem Verband und Andretti-Cadillac auf der einen, und den F1-Eigentümern Liberty Media auf der anderen Seite begonnen.

GM-Cadillac-Andretti kämpft sich durch zähe F1- und FIA-Vorgaben

Von FIA-Seite war man stets dem Projekt gewogen gewesen. 2023 hatte man eine Ausschreibung gestartet, von sieben Bewerbern erfüllte nur Andretti-Cadillac die eng gesteckten Kriterien von Fachkenntnis über Nachhaltigkeit bis zu einem Werksmotorpartner. Die Vorgaben gibt es hier:

Am 2. Oktober 2023 gab man Andretti grünes Licht und daraufhin den Staffelstock weiter an Liberty Media. Ein neues F1-Team braucht nämlich zwei Dinge: Die Bewilligung der FIA, alle Regeln und Vorgaben erfüllen zu können. Und kommerzielle Verträge mit Liberty Media. Denn ultimativ macht die FIA nur die F1-Regeln. Liberty Media überantwortet alle wirtschaftlichen Aspekte der Weltmeisterschaft.

Liberty lehnte am 31. Januar 2024 die Einreichung ab. Auch die zehn F1-Teams, offiziell ohne Macht im Prozess, betrieben Lobbying gegen einen Einstieg, um eine Verringerung ihrer Preisgelder zu verhindern. Im ersten Halbjahr 2024 wurde es schmutzig. Andretti befeuerte nur gerne kartellrechtliche Ermittlungen in den USA. Zwischen Projektleiter Michael Andretti und Liberty-CEO Greg Maffei soll es auch persönliche Animositäten gegeben haben.

Fortschritte kamen, als beide Seiten sich neu aufstellten. Andretti zog sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Sein Geschäftspartner Dan Towriss wurde Team-CEO, Andretti verschwand aus dem Namen, stattdessen wurde ab dem Herbst 2024 von einem reinen GM-Cadillac-Werksteam gesprochen, welches von Towriss' TWG-Mannschaft operiert wird. Zugleich verabschiedete sich bei Liberty Greg Maffei.

Wirtschaftliche Konflikte um Cadillac in der Formel 1 endlich gelöst

Am 25. November 2024 bestätigte das F1-Management einen Durchbruch: Eine Grundsatz-Vereinbarung war getroffen. Bis zum März 2025 wurden daraus die fertigen Verträge. Im Hintergrund dürften die trotzdem nicht einfach gewesen sein. Auch wenn man das offiziell nicht kommunizieren wird, so ging es vor allem um die sogenannte Anti-Verwässerungsgebühr.

200 Millionen Dollar muss ein neues Team gemäß der zuletzt 2021 neu verhandelten Verträge zwischen FIA, F1 und Teams einzahlen - die werden auf die zehn Teams aufgeteilt, um ihre kurzfristigen Preisgeldverluste aufzufangen. Die Teams übten viel Druck aus, um die Gebühr für die nächste Neuverhandlung der Verträge ab 2026 auf 600 Millionen anzuheben - und gleich diesen Wert von Cadillac einzukassieren. Wie viel GM jetzt für den F1-Einstieg hinblättern muss, bleibt unklar.

Was ist der aktuelle Status von Cadillacs Formel-1-Team?

Trotz der langen Dispute investierte Cadillac in den letzten drei Jahren fleißig in das Programm. So bald als möglich begann man im Toyota-Windkanal in Köln zu entwickeln. Ohne offizielle Einschreibung ist man schließlich nicht von den strengen Entwicklungs-Beschränkungen betroffen, die für die anderen Teams gelten. Die durften erst mit Januar 2025 ihre 2026er-Designs in den Windkanal stellen. Weil die Aero-Regeln aber erst im zweiten Halbjahr 2024 finalisiert wurden, hält sich der Vorteil für Cadillac in Grenzen.

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Andernorts hat man dafür sogar noch Rückstand. Primär beim eigenen Motor, der für den Einstieg verpflichtend war. Dafür kamen die Entscheidungen aber recht spät. Die anderen Neueinsteiger Audi und Red Bull Ford entwickeln seit 2022. Cadillac geht gerade erst in die Konstruktionsphase einer neuen 150-Millionen-Dollar-Fabrik in Concord im US-Bundesstaat North Carolina.

Bis zum Einstieg 2026 wird keine eigene Power Unit bereitstehen. Einen Überbrückungs-Vertrag gibt es bereits, man wird zuerst mit Motoren und Getrieben von Ferrari starten. 2028 ist für das Debüt des eigenen Motors angepeilt. Sonst ist die Infrastruktur schon bereit. Eine Europa-Basis in Silverstone wurde im letzten Jahr eröffnet und heuert seit Monaten immer mehr Ingenieure und Designer an.

Auch das Team-Management steht. F1-Technik-Urgestein Pat Symonds berät, Ex-Manor-Teamchef Graeme Lowdon ist Teamchef, Ex-Renault-CTO Nick Chester ist Technischer Direktor, Ex-Haas-Mann Peter Crolla Teammanager, und GM-Motorenmann Russ O'Blenes wird CEO der Motorabteilung. Für einen Konzern wie GM sollten die weit in den Milliardenbereich hineinreichenden Einstiegskosten zu stemmen sein.

"Jetzt, mit 2026 nach der endgültigen Bestätigung in Sicht, beschleunigen wir unsere Bemühungen", versichert Team-CEO Dan Towriss. "Wir erweitern unsere Anlagen, verbessern die modernsten Technologien, und bringen weitere erstklassige Talente in die Mannschaft."