Eine unendliche F1-Geschichte hat ihr glückliches Ende gefunden. Cadillac steigt als elftes Team in die Formel 1 ein. Es ist das erste Mal seit Haas 2016, dass ein komplett neues Team sich in die Königsklasse wagt. Aber eine Start-Freigabe erst ein Jahr vor dem geplanten Einstieg 2026? Wo kommen die Autos her? Wer baut sie? Was wurde aus dem ursprünglichen Team Andretti? Motorsport-Magazin.com fasst die wichtigsten Fragen noch einmal zusammen.

Wer steht hinter dem Formel-1-Team von Cadillac?

Bei Cadillac handelt es sich inzwischen um ein fast reines Werksteam, mit voller Unterstützung des General-Motors-Konzerns. Der amerikanische Automobil-Riese ist aber nicht allein unterwegs. Ursprünglich wurde er überhaupt nur als Partner vom Rennteam von Michael Andretti zu dessen F1-Projekt geholt und wollte damit seine Nobelmarke Cadillac bewerben.

Inzwischen ist Andretti weg. GM hat aber operativ nur bedingt das Kommando. Der amerikanische Geschäftsmann Dan Towriss ist der CEO des Rennteams, das inzwischen als TWG Motorsports operiert und auch Top-Teams in IndyCar, Formel E, IMSA und NASCAR hat. Towriss war lange Geschäftspartner von Andretti. Abseits des Motorsports ist er CEO von Group 1001 Insurance. Das ist ein riesiger amerikanischer Finanzdienstleister.

Was wurde aus Andrettis Formel-1-Plänen?

Was wurde nun also aus Michael Andretti? Der ehemalige Rennfahrer und Teamchef hatte eigentlich 2022 das F1-Projekt überhaupt erst angestoßen, lange bevor GM-Cadillac überhaupt mit an Bord kam. Es war der Traum von Andretti und seinem Vater Mario - F1-Weltmeister von 1978 -, zu einem umfangreichen Motorsport-Portfolio auch noch die Königsklasse hinzuzufügen.

Michael Andretti, Adrian Newey und Mario Andretti sprechen in Miami in der Startaufstellung
Michael Andretti (l.) und Mario Andretti (r.) sprechen mit Star-Designer Adrian Newey (m.), Foto: IMAGO / NordPhoto

Doch Andretti verstrickte sich während der Prüfung seiner Bewerbung in einen zunehmend persönlichen Konflikt mit dem Management von F1-Eigentümer Liberty Media. Indem er schließlich das Tagesgeschäft auf seinen Partner Towriss übertrug, steuerte er 2024 zur Entspannung bei. Unter der Haube ist das Projekt größtenteils das, was Andretti in den zwei Jahren davor eingefädelt hat. Der Name Andretti bleibt dem Team aber nur über Vater Mario erhalten - der ist Vorstands-Direktor.

Wer ist F1-Teamchef von Cadillac?

Die gesamte Führungs-Etage von Cadillacs Formel-1-Team steht bereits fest. Towriss als Team-CEO, Andretti Sr. Als Vorstands-Direktor - und wer leitet die Geschicke an der Strecke? Der Teamchef-Job geht an Graeme Lowdon. Seinerseits ein F1-Veteran, der unter anderem 2010 das neu gegründete Virgin-Team durch den F1-Einstieg und durch mehrere Iterationen führte. Virgin/Marussia/Manor war zwar erfolglos, aber das lag mehr an äußerst begrenzten Mitteln, weniger an Lowdon.

Andretti holte Lowdon schon vor zwei Jahren als Berater an Bord. Für die GM-Leute war er so die logische Wahl als Teamchef. Lowdon hat seinen Führungsstab auch schon beisammen. Cheftechniker ist der ehemalige Renault-Mann Nick Chester. Teammanager ist der ehemalige Haas-Mann Peter Crolla. Operationsleiter ist der Ex-Renault-Mann Rob White. Und der 71-jährige Pat Symonds, jahrelang leitender Ingenieur und Cheftechniker bei mehreren Teams und auch bei beim Formel-1-Management selbst, arbeitet als Berater beim Projekt mit.

Baut Cadillac einen eigenen F1-Motor?

Die einfache Antwort: Ja, Cadillac baut einen eigenen F1-Motor nach den neuen 2026er-Regeln. Es gibt nur ein Problem: Das Programm lief recht spät an. GM und Cadillac meldeten sich erst Anfang 2023 als Andrettis Partner. Erst im November 2023 schrieben sie sich offiziell als Motorhersteller bei der FIA ein. Andere Neueinsteiger wie Audi waren da schon über eineinhalb Jahre mit ihren 2026er-Projekten beschäftigt.

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Und so ein F1-Motor ist ein langwieriges Projekt. Damit verzögert sich der "echte" Cadillac-Motor noch ein paar Jahre. 2026 und 2027, so der Plan, wird Cadillac erst einmal als Kundenteam in der Formel 1 antreten. Inzwischen läuft das Projekt aber schon, und GM lässt keinen Zweifel aufkommen, dass man es mit dem eigenen Motor ab 2028 ernst meint. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil der alte amerikanische Rivale Ford in Kooperation mit Red Bull ebenfalls in die Formel 1 einsteigt.

Mit welchem Motor fährt Cadillac beim Einstieg 2026?

Die ersten zwei Jahre muss Cadillac also wegen des Entwicklungs-Rückstandes als Kundenteam fahren. Zu diesem Zweck hat man sich mit Ferrari arrangiert. 2026 und 2027 wird man in Maranello sowohl Power Unit als auch Getriebe einkaufen. Ein Arrangement zweier sonst nicht verwandter Hersteller ist ungewöhnlich, aber nicht ohne Präzedenz. Aktuell fährt Aston Martin mit Mercedes, ab 2026 mit Honda. Alpine fährt ab 2026 mit Mercedes.

Wo werden die F1-Cadillacs gebaut?

GM und Cadillac wollen sich damit rühmen, als echtes amerikanisches Team in die Formel 1 zu kommen. Gut, ganz ohne britische Basis geht nicht. Schon im Vorjahr wurde eine Zweigniederlassung im britischen Silverstone eröffnet, aus welcher voraussichtlich die operativen Geschäfte laufen werden. Ein F1-Team außerhalb des britischen "Motorsport Valley" komplett neu aufzubauen ist äußerst schwierig. Bauen will man das Auto aber in den USA.

Für die Motor-Abteilung befindet man sich momentan in der Planungsphase, eine gut 150 Millionen Euro teure Fabrik in Concord im US-Bundesstaat North Carolina aufzubauen. Dort greift man auf bestehende Verbindungen mit amerikanischen GM-Rennteams zurück, primär Hendrick Motorsport, die vor allem für ihr NASCAR-Programm bekannt sind. Diese Fabrik wird aber erst 2027 voraussichtlich fertig. Davor muss der Motor wohl in anderen Einrichtungen des Konzerns entwickelt werden.

Wo die Autos gebaut werden wurde noch nicht offiziell kommuniziert. Andretti konzipierte in den letzten Jahren eine neue State-of-the-Art-Anlage in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana und erwarb vor kurzem noch weitere Hallen nur wenige Straßen weiter. In diese Hallen sollen nun die IndyCar- und Formel-E-Teams bis Sommer 2025 ausgelagert werden. Der 'Indianapolis Star' berichtet, dass dadurch der im Fertigwerden begriffene Neubau dann voraussichtlich für Cadillacs Formel-1-Team genutzt werden kann.

Wer werden die Fahrer für Cadillac in der Formel 1?

Noch hat Cadillac keinen F1-Fahrer fixiert. "Ich würde liebend gerne einen amerikanischen Fahrer in der Formel 1 sehen, aber wir müssen absolut sicherstellen, dass wir es richtig machen", mahnte Team-CEO Dan Towriss vor kurzem auf Sky bei einem Event. "Es ist kein Prozess, bei dem wir einfach einen Amerikaner abgreifen und ihn hinters Lenkrad setzen."

Ohne Namen zu nennen, will man jedenfalls einen erfahrenen Piloten haben. Valtteri Bottas und Sergio Perez, die im letzten Jahr von ihren Teams vor die Tür gesetzt wurden, drängen sich da als erste Optionen auf. Mit einem Auge schielt man besonders für ein zweites Cockpit auf amerikanische Optionen. Stets weit oben auf der Liste: Der 24-jährige IndyCar-Pilot Colton Herta, den auch Red Bull vor einigen Jahren versuchte für ein Racing-Bulls-Cockpit zu gewinnen.