Der American Dream für Andretti lebt: Wie die gut informierten Portale Formula.hu und RacingNews365 berichten, soll das elfte Team nun doch die Zulassung durch die Formel 1 bekommen, eine offizielle Verkündung sei bald zu erwarten. Zu Jahresbeginn lehnte die Formel 1 Andretti noch ab, nachdem die FIA schon Monate zuvor grünes Licht gegeben hatte.

Im Hintergrund arbeitete Andretti weiter fieberhaft am Aufbau des Teams: Eine Zentrale in Silverstone wurde bereits bezogen, Entwicklungen am 2026er Auto liefen nicht nur dort auf Hochtouren, sondern auch in Köln. Dort mietet sich Andretti den Windkanal von Toyota.

Solange die Amerikaner nicht offiziell eingeschrieben sind, müssen sie sich weder an Budget- noch an Aero-Testrestriktionen halten. Derzeit läuft der Windkanal in Köln im Zweischicht-Betrieb für Andretti.

Doch die offenbar bevorstehende Zusage durch die Formel 1 dürfte weniger mit Angst vor einem sportlich zu starken Andretti zusammenhängen als vielmehr mit juristischen Problemen. Nicht nur das amerikanische Justizministerium untersucht den Fall, auch die EU ist inzwischen hellhörig geworden.

Bei Andretti gab es dafür auch politisch Formel-1-konforme Änderungen: Michael Andretti, Sohn des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Mario Andretti, hat sich etwas zurückgezogen. Stattdessen ist Dan Towriss, Unternehmer und Financier des Projekts, aktiver involviert.

Michael Andretti stieß in der Formel 1 auf nicht besonders viel Gegenliebe. Sein größter Widersacher, Liberty-CEO Greg Maffei, wird seinen Posten aber ohnehin am Ende des Jahres räumen. Die Nachricht, dass der US-Amerikaner seinen Posten bei Liberty Media nicht behalten darf, wurde bereits als Vorbote der Andretti-Nachricht gesehen.

General Motors & Cadillac starker involviert

Laut dem Bericht von Racingnews365 und Formula.hu gibt es zudem noch eine entscheidende Veränderung am Andretti-Projekt: General Motors soll sein Engagement noch erhöhen. Andretti will gemeinsam mit der Marke Cadillac in die Formel 1 einsteigen, ein eigener Motor der GM-Marke steht aber noch nicht in den Startlöchern und könnte erst frühestens 2028 zum Einsatz kommen.

Zwischenzeitlich stand auch zur Diskussion, dass General Motors das geistige Eigentum am Renault-Motor übernehmen könnte. Die Franzosen haben bislang am 2026er Motor entwickelt, stellen das Projekt jedoch komplett ein. Diese Lösung scheint aber nun vom Tisch zu sein.

Renault-Motor für Andretti nicht mehr möglich

Fraglich ist, mit welchem Motor Andretti dann an den Start gehen könnte. Ursprünglich wollte man mit Renault gemeinsame Sache machen. Mit Mercedes, Ferrari, Honda, Red Bull Powertrains und Audi gibt es insgesamt fünf Motorenhersteller. Mercedes hat mit Williams, McLaren und Alpine bereits drei Kunden neben dem eigenen Werksteam. Red Bull Powertrains und Audi müssten als Neueinsteiger keine Motoren liefern.

Gegenwehr kam bislang nicht nur von der Formel 1. Auch die bestehenden Teams zeigten sich von der Idee eines weiteren Mitstreiters wenig begeistert. Grund dafür sind Befürchtungen, dass sich der Mehrwehrt für das Produkt Formel 1 durch Andretti-Cadillac in Grenzen hält und das zusätzliche Team den Platzhirschen Preisgeld kostet.

Durch die offenbar stärkere Involvierung von General Motors könnte die Formel 1 ihr Gesicht wahren, weil man von Anfang an klar machte, einem Automobilhersteller die Türe nicht zuwerfen zu wollen.

Wie viel kostet Andretti der Einstieg?

Fraglich ist, wie viel Geld Andretti für die Zulassung bezahlen muss. Im aktuellen Concorde Agreement ist festgelegt, dass Neueinsteiger eine Anti-Verwässerungsgebühr in Höhe von 200 Millionen US-Dollar bezahlen müssen. Für das nächste Concorde Agreement, das 2026 in Kraft tritt, ist von 600 Millionen US-Dollar die Rede.

Durch die hohe Gebühr soll sichergestellt werden, dass die bisherigen Teams zumindest kurzfristig entschädigt werden, wenn der Preisgeldtopf durch elf statt zehn Mannschaften geteilt werden muss, ohne dass die Gesamtsumme sofort wächst.