Eigentlich schien bei Alpine im Sommer bereits alles klar: Unter dem neuen Motorsport-Berater Flavio Briatore hatte das Team eine Reihe an Kandidaten für das zweite Cockpit neben Pierre Gasly für 2025 getestet. Letztendlich setzte sich Jack Doohan aus dem eigenen Junior-Kader durch. Doch seit Wochen halten sich Gerüchte, dass Doohans Job in der Formel 1 am seidenen Faden hängt, bevor er ihn überhaupt richtig angetreten hat.

Tatsächlich wurden diese Geräusche nicht gerade leiser dadurch, dass Alpine etwas überraschend Doohan in Abu Dhabi kurzfristig für seinen ersten Grand Prix ins Auto setzte. Über seiner Zukunft schwebt der Geist von Franco Colapinto. Seit Wochen wird Briatore nachgesagt, dass er eine Affinität für den Williams-Senkrechtstarter hätte und ihn gerne statt Doohan in einem Alpine sehen würde.

Colapinto bleibt vage: Es gibt immer eine Hoffnung

Die Alpine-Frage wurde Colapinto am Samstagabend in Abu Dhabi nach dem Qualifying daraufhin direkt gestellt. "Es gibt immer Hoffnung, wisst ihr?", kam als unklare Antwort darauf zurück. "Ich werde mein Bestes geben, um einen Platz zu bekommen. Ich habe mir eine volle Saison verdient. Mit einem Team von Jahresbeginn an zu lernen."

"Mal schauen, was im Winter passiert", beharrt Colapinto, obwohl alle Cockpits eigentlich vergeben sind. Bloß bei Red Bull könnte sich noch etwas ändern. Je nachdem, welche Entscheidung die Anteilseigner am Montag im Hinblick auf Sergio Perez treffen. Aber hier scheint man von einem Griff nach Colapinto abgerückt zu sein.

Colapintos Ansehen nahm schließlich seit Brasilien auch Schaden. Ja, auch Teamchefs und Berater werden in der Formel 1 gelegentlich von Hype erfasst. Dass er an zwei Wochenenden drei heftige Unfälle fabrizierte, ließ diesen Hype verblassen. Bei Red Bull scheint man eher in Richtung Liam Lawson oder Yuki Tsunoda für das Hauptteam zu tendieren, sofern Perez gehen muss. Auch wenn Perez am Wochenende beharrlich davon spricht, 2025 wieder am Start stehen zu wollen.

Sowohl Tsunoda als auch Lawson lieferten in den letzten Rennen respektable Leistungen. F2-Pilot Isack Hadjar erhielt nach seinem Freitags-Trainings-Auftritt im Red Bull viel Lob von Dr. Helmut Marko und ist unbestrittener Kandidat für die Racing Bulls. Die Ansage ist hier eindeutig, intern aus dem eigenen Förderkader zu schöpfen.

Kann Abu Dhabi wirklich zwischen Colapinto und Doohan entscheiden?

Womit es wieder zurück zu Alpine geht. Berater Flavio Briatore ist bestens bekannt dafür, alles zu unternehmen, um einen Fahrer, der ihm am Herzen liegt, um jeden Preis anzuheuern. Bestes Beispiel ist sein Vorgehen, um 1991 nach nur einem Rennen den späteren siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher von Jordan zu Benetton zu lotsen. Mehr zu einer turbulenten Geschichte gibt es hier:

Aber ist Colapinto die Mühe wert? Im Abu-Dhabi-Qualifying waren jedenfalls weder er noch Doohan beeindruckend. Wenngleich beide dafür Ausreden haben. Für Doohan ist das Debüt äußerst kurzfristig, auch wenn er natürlich das ganze Jahr als Reservefahrer von Alpine Tests in alten Autos bekam und viel im Simulator fuhr.

Colapinto hingegen muss mit einem notdürftig geflickten Unterboden fahren. Drei Zehntel koste der, rechnete er nach dem Qualifying vor. Stimmt das, so wäre er vor seinem Teamkollegen Alex Albon gelandet. Aber natürlich ist der Unterboden auch nur in diesem Zustand, weil Colapinto ihn sich im Training an einem Kerb kaputtfuhr. Und weil Williams nach der Unfall-Serie kaum mehr Ersatzteile hat.