Das Team von Pramac befindet sich gerade in so etwas wie Schicksalswochen. Eigentlich hatte Team-Manager Gino Borsoi in Mugello noch mitgeteilt, dass auch in Zukunft mit Ducati-Bikes gefahren wird. Doch seitdem hat sich einiges verändert. So sehr, dass selbst Gigi Dall'Igna die Möglichkeit einer Trennung offen einräumt.
"Es ist klar, dass wir uns in der Endphase befinden, denn die Zeit für eine Entscheidung läuft ab", erklärte das Ducati-Mastermind gegenüber Sky Italia. Was er damit meint: Bis Ende Juli soll Pramac eine Vertragsoption haben, die Zusammenarbeit mit Ducati um zwei Jahre verlängern zu können. Borsoi hatte in Mugello also angekündigt, dass das Team diese ziehen würde. Das war aber vorschnell, wie auch Dall'Igna bestätigt: "Der Ausgang liegt eindeutig nicht in unseren Händen, also müssen wir einfach abwarten."
Große Dynamik am Fahrermarkt: Pramac schaut in die Röhre
Doch warum ist Borsois Aussage nicht mehr gültig? Der MotoGP-Fahrermarkt ist der Grund. Dass Pramac mit Jorge Martin seinen Spitzenpiloten verlieren würde, war klar. Unerwartet kam jedoch, wie schwierig sich die Chance auf einen hochkarätigen Nachfolger entwickelt hat. Der Traum der ganz großen Lösung war nur wenige Tage nach Borsois Ankündigung vorbei. Marc Marquez wollte nicht zu Pramac und erzwang so seinen Wechsel ins Werksteam, was Martin zu Aprilia trieb.
Wenig später sicherte sich KTM mit Enea Bastianini und Maverick Vinales zwei weitere der besten Optionen. Marco Bezzecchi wollte schon im Vorjahr nicht zu Pramac und soll bei Aprilia hoch im Kurs stehen. Wer bleibt also noch groß übrig? Franco Morbidelli zeigte zuletzt zwar aufsteigende Form, aber kann er ein Teamleader sein? Und im Falle des Ducati-Verbleibs wäre ein Platz wohl ohnehin an Fermin Aldeguer vergeben. Dieser gilt zwar als hochtalentiert, doch ist er eben auch ein Rookie.
Den aktuellen sportlichen Status (Jorge Martin führt die WM an und 2023 wurde die Team-Wertung gewonnen) kann Pramac in Zukunft also wohl kaum aufrechterhalten, selbst wenn sie mit der aktuellen Desmosedici weiterhin das beste Bike im Feld erhalten würden. Kein Wunder also, dass Pramac-Besitzer Paolo Campinoti aktuell seine Optionen abwägt.

Dall'Igna hofft auf Pramac-Verbleib, aber Yamaha lockt
Klar ist, dass er eine Alternative sofort am Start hat: Yamaha sucht händeringend nach einem Kundenteam und bietet deutlich bessere finanzielle Konditionen. Das Problem ist natürlich, dass die Yamaha aktuell hinterherfährt. Eine M1 in der Garage würde sie Suche nach guten Piloten noch weiter erschweren. Mit Franco Morbidelli kann einer der aktuellen Fahrer ein Lied von den Problemen des japanischen Motorrads singen.
So oder so droht Pramac kurzfristig ein Abstieg. Die Frage lautet also, welche langfristigen Zukunftsaussichten Campinoti als besser erachtet. Gigi Dall'Igna will sein wichtigstes Kundenteam halten: "Wir haben eine gemeinsame Geschichte mit Pramac. Wir haben viel zusammengearbeitet und es verbindet uns eine Freundschaft. Deshalb hoffe ich, dass Paolo Campinoti die Entscheidung treffen wird, bei uns zu bleiben." Der Ball liegt jetzt bei Pramac.
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