An diesem Wochenende ist es wieder so weit. Die Superbike-WM geht auf Phillip Island in ihre neue Saison. Kommt es 2025 zur Neuauflage des letztjährigen Duells? Die Testfahrten deuten darauf hin. Motorsport-Magazin.com blickt auf alle wichtigen Themen des neuen Jahres.

WM-Kampf: Razgatlioglu vs. Bulega Reloaded?

Das letztjährige Titelduell hätten wohl die wenigsten voraussagen können. Toprak Razgatlioglus durchaus riskanter Wechsel zu BMW stellte sich als Volltreffer heraus. Der Türke wurde zum Seriensieger und holte sich Titel Nummer zwei. Ganz sicher war dieser nach einer Verletzungspause aber nicht, denn Rookie Nicolo Bulega übertraf auf der Ducati alle Erwartungen und hielt die WM bis zum letzten Wochenende offen.

Toprak Razgatlioglu will den Titel verteidigen, Foto: WorldSBK
Toprak Razgatlioglu will den Titel verteidigen, Foto: WorldSBK

Können wir uns das wieder erwarten? Die Testfahrten auf Phillip Island deuten klar darauf hin. Der Italiener war stets der schnellste Mann, gewann letztes Jahr auf der Kultstrecke auch gleich sein erstes Superbike-Rennen. Razgatlioglu blieb ihm dicht auf den Fersen, ehe ihn ein heftiger Highsider stoppte. Zum Glück blieb der Türke von schwereren Verletzungen verschont. "Wir sind noch nicht zu 100% vorbereitet, da ich zwei Stunden wegen des Sturzes verlor", gab der Titelverteidiger an. Mit seiner Rundenzeit war er angesichts der Umstände aber zufrieden. Die BMW-Fans brauchen sich also keine Sorgen zu machen.

Alvaro Bautista ohne Kampfansage

Bulega stellte den eigentlichen Star bei Ducati sofort in den Schatten. Alvaro Bautista hatte die Weltmeisterschaft für zwei Jahre dominiert, doch nach der Einführung einer neuen Gewichtsregelung zur Saison 2024 war es mit der Vorherrschaft dabei. Einzelne Siege und Podestplätze gelangen weiterhin, der Titel war jedoch klar außer Reichweite. Kann der mittlerweile 40 Jahre alte Spanier das noch einmal ändern?

Alvaro Bautista dominiert nicht mehr die Szene, Foto: Ducati Media
Alvaro Bautista dominiert nicht mehr die Szene, Foto: Ducati Media

Angesichts von acht Zehnteln Rückstand beim Test hielt er sich mit Kampfansagen zurück. "Mein Ziel ist es, mein Vertrauen in das Bike zu verbessern. Hinsichtlich der Resultate habe ich keine Ziele. Ich möchte ein gutes Gefühl haben und es genießen, das Bike zu fahren - so wie beim Test. Dann werden wir sehen, was dabei herauskommt", ließ der zweifache Champion verlauten. Ist das das Mittel zurück zum Erfolg, oder lässt er vielmehr seine Karriere ausklingen? Gegen Teamkollege Bulega reicht es derzeit jedenfalls noch nicht. "Momentan ist er mir einen Schritt voraus", gibt Bautista offen zu.

Danilo Petrucci und Andrea Iannone greifen an

Vielmehr sollte Bautista wohl auf zwei alte MotoGP-Kollegen aufpassen. Danilo Petrucci und Andrea Iannone wollen auf ihren Privat-Ducatis erneut die Spitze aufmischen. Bei den Testfahrten waren beide bereits äußerst konkurrenzfähig mit den Plätzen zwei und drei hinter Bulega.

Iannone war dabei der leicht schnellere und zeigte sich optimistisch: "Das ist nicht schlecht für ein Privatteam, einen Privatfahrer, vielleicht wird der zweite Platz in diesem Jahr unsere Glückszahl sein." Petrucci hingegen wies auf die enorme Dichte der Spitzengruppe hin: "Der Kampf ist eng. Es gibt sieben oder acht Fahrer, die um das Podium kämpfen können. Ich denke, dass Bulega im Moment etwas mehr drauf hat, aber was die ersten zehn Fahrer angeht, denke ich, dass alle auf dem Podium stehen können." Doch auch er ist bereit: "Ich fühle mich gut mit dem Motorrad. Ich kann pushen, wenn ich will." Mit dem 'Maniac' und 'Petrux' sollten wir fest rechnen.

Danilo Petrucci ist ein heißer Außenseitertipp, Foto: WorldSBK
Danilo Petrucci ist ein heißer Außenseitertipp, Foto: WorldSBK

Jonathan Rea verletzt: Was wird aus Yamaha?

Etwas undurchsichtiger ist die Lage bei Yamaha. Für Starpilot Jonathan Rea erwies sich der Wechsel zum Werksteam 2024 als schwieriges Pflaster. Und 2025 begann es leider noch schlimmer. Der Rekordweltmeister verletzte sich bei einem Teststurz und wird den Saisonauftakt verpassen. Erst im weiteren Saisonverlauf kann sich also zeigen, ob dem Nordiren doch noch die Wende gelingt.

Andrea Locatelli muss die Yamaha-Fahnen hochhalten, Foto: Yamaha WSBK
Andrea Locatelli muss die Yamaha-Fahnen hochhalten, Foto: Yamaha WSBK

So ruhen die Hoffnungen erstmal auf Teamkollege Andrea Locatelli. Der Italiener war bisher immer wieder für Podestplätze gut, doch als Titelkandidat profilierte er sich nie. Momentan sieht es so aus, als wäre genau das auch diesmal die realistische Erwartungshaltung. "Momentan sieht es so aus, als könnten wir ums Podest mitkämpfen", schätzt er Yamahas Lage ein. Euphorie sieht anders aus, aber komplett unterschätzt werden sollten die Blauen auch nicht.

Dominique Aegerter mit Handicap in die neue Superbike-Saison

Kommen wir noch zur deutschsprachigen Fraktion. Diese ist leider nach dem Abgang von Phillip Öttl in die Supersport-Kategorie auf einen einzigen Fahrer geschrumpft. Dominique Aegerter geht in sein drittes Jahr mit dem Yamaha-Kundenteam von GRT. Nach vielversprechendem Debüt ging es 2024 - auch verletzungsbedingt - leider wieder etwas nach hinten. Diesen Trend will der Schweizer in der neuen Saison umkehren.

Noch hindert ihn daran aber sein körperlicher Zustand. Schmerzen aus einem Trainingsunfall mit Knochenbrüchen auf dem Mountainbike von Ende August stechen noch immer: "Ich spüre meinen Körper und natürlich auch die Schulter. Wir brauchen sicher noch etwas Zeit, um den Rückstand auf die anderen aufzuholen." So reichte es am Ende der Tests auch nur zu Rang 17. 'Domi' muss also definitiv nachlegen. "Wir haben genug Daten, die wir analysieren müssen, und das werden wir zusammen mit den Yamaha-Jungs sehr sorgfältig tun", gab er sich dennoch optimistisch. Letztlich fährt er um seine Zukunft, denn bereits die Verlängerung für 2025 war keine Selbstverständlichkeit.

Nun seid ihr gefragt. Was erwartet ihr euch von der Superbike-Saison 2025? Sagt es uns in den Kommentaren.