Der Deutschland-Grand-Prix der MotoGP 2024 ist Geschichte. Und er wurde einmal mehr zum vollen Erfolg: 252.826 Fans strömten über das gesamte Rennwochenende an den Sachsenring und sorgten somit das dritte Jahr in Folge für einen neuen Besucherrekord. Vor allem in der Zeit nach der Corona-Pandemie wurde der Deutschland-GP zu einem echten Publikumsmagneten. 2022 war er das bestbesuchte Event der gesamten Saison, im Vorjahr musste man sich nur Le Mans geschlagen geben. Auch in der provisorischen Rangliste für 2024 liegt der Sachsenring hinter Le Mans (297.471 Fans) auf Platz zwei.

Sachsenring punktet mit günstigen MotoGP-Tickets

Dass sich die Organisatoren Jahr für Jahr über einen derartigen Ansturm freuen dürfen, ist zweifelsohne auch den günstigen Ticketpreisen am Sachsenring geschuldet. Auch 2025 wird ein Stehplatzticket für das gesamte Wochenende gerade einmal 99 Euro kosten. Bei vergleichbaren Grands Prix in Europa kann eine solche Karte gut und gerne 50 Prozent mehr kosten. "Der Sachsenring ist immer ein Familienevent gewesen", erklärt Klaus Klötzner, Vorsitzender des ADAC Sachsen.

Start des MotoGP-Rennens am Sachsenring
Volle Tribünen sind am Sachsenring seit Jahren garantiert, Foto: ADAC

"Wir wollen eine große Party, die für jeden bezahlbar ist", bestätigt Lutz Oeser, Geschäftsführer der Sachsenring Event GmbH. Ob das auch in Zukunft machbar sein wird, lässt sich aktuell aber noch nicht sagen. Mit der Übernahme von MotoGP-Rechteinhaber Dorna durch das Formel-1-Pendant Liberty Media ist mit einer deutlichen Steigerung der Lizenzgebühren, die jeder lokale Veranstalter an den Rechteinhaber überweisen muss, zu rechnen. In der Formel 1 etwa erhöhte Liberty die Einnahmen in diesem Bereich in den vergangenen sechs Jahren um rund 50 Prozent auf im Vorjahr rund 693 Millionen Euro, was im Schnitt über 31 Millionen Euro pro Grand Prix bedeutet.

MotoGP-Lizenzgebühren: Ein ungleicher Kampf

Zahlen, von denen die MotoGP weit entfernt ist. Üblicherweise liegen die Lizenzgebühren hier im mittleren einstelligen Millionenbereich. Das könnte sich mit der Übernahme durch Liberty Media und der damit einhergehenden geplanten Erschließung neuer Märkte aber ändern. Denn zusätzliche Bewerber schrauben logischerweise die Lizenzpreise weiter in die Höhe. Keine einfache Situation für Deutschland-GP-Promoter ADAC und den Sachsenring, die sich ohnehin bereits mit finanziell übermächtiger Konkurrenz konfrontiert sehen. "Wir sind ein gallisches Dorf", sagt Sachsenring-Geschäftsführer Oesner. "Wir stehen im Wettbewerb mit Silverstone, Austin oder Katar, wo das Geld ja scheinbar abgeschafft wurde. Wir finanzieren uns zu 90 Prozent aus eigener Hand und werden vom Freistaat Sachsen unterstützt. Es ist aber nicht so wie bei anderen Ländern, die die volle Gebühr übernehmen."

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Eine Tatsache, welche die Verantwortlichen des Deutschland-Grand-Prix zukünftig in eine schwierige Verhandlungsposition bringen könnte - der aktuelle Vertrag läuft noch bis inklusive 2026. In der Formel 1 gibt es seit Jahren kein Rennwochenende mehr in der Bundesrepublik, vorrangig aus finanziellen Gründen. "Liberty will das natürlich alles viel größer aufziehen", weiß Oesner. "Man kann die Formel 1 aber nicht mit der MotoGP vergleichen. Das ist ein ganz anderes Publikum. Liberty kann nicht einfach die Lizenzgebühren verdoppeln, um mehr Geld zu verdienen. Das wird nach hinten losgehen. Aktuell schwebt aber natürlich dieses Damoklesschwert über uns, dass da die reichen Amis kommen und alles verändern wollen. Es ist aber nicht gut, sich gegen diese neuen Ansätze völlig zu verwehren. Wir müssen dem auch eine Chance geben."

Was spricht für den Sachsenring in der MotoGP?

Aus Mangel an großen finanziellen Mitteln wollen die Deutschland-GP-Verantwortlichen deshalb auf anderer Ebene überzeugen. "Die Dorna muss sehen, wie viele Zuschauer an den Sachsenring gehen und wie groß die Akzeptanz ihrer Sponsoren für dieses Event ist", so Oesner. "Außerdem wird uns immer wieder mitgeteilt, dass der Deutschland-Grand-Prix für die Verantwortlichen gefühlt wie ein Urlaub ist, weil sie wissen, dass hier alles funktioniert. Dieses Know-How muss unser Aushängeschild sein." Diese Stärken sollen von der Dorna dann an die neuen Machthaber von Liberty Media weitergetragen werden, hofft ADAC-Sachsen-Vorstand Klötzner: "Das Dorna-Management soll ja in Verantwortung bleiben und ich denke, dass da dann auch dementsprechende Überzeugungsarbeit geleistet wird."