Jorge Martin fuhr beim Deutschland-Grand-Prix einem MotoGP-Doppelsieg in Sprint- und Hauptrennen entgegen. Zwei Runden vor Schluss hatte er alles im Griff. Die Lücke zu WM-Rivale Francesco Bagnaia blieb bei mehr als einer halben Sekunde, der Vorsprung in der Fahrerwertung wurde zu diesem Zeitpunkt auf 20 Punkte ausgebaut. Doch in der vorletzten Runde änderte sich in Kurve eins Alles. Der Ducati-Pilot stürzte und servierte Bagnaia damit den Rennsieg und die WM-Führung auf dem Silbertablett. Martin war nach dem Sturz noch ratlos. Auch seine MotoGP-Kollegen sind geteilter Meinung.

Francesco Bagnaia: Hätte ein großartiges Duell werden können

Wie bereits erwähnt ist Francesco Bagnaia gleich in doppelter Hinsicht der Gewinner dieser Szene. "Es ist ein bisschen schade, weil wir wohl einen guten Kampf um den Sieg gehabt hätten in den letzten Runden", blickte Bagnaia etwas enttäuscht auf das Ende des Zweikampfes zwischen ihm und Martin. "Aber das Tempo, das wir gefahren sind, war einfach kritisch. Die Vorder- und Hinterreifen haben praktisch geschrien."

Jorge Martin schon wieder ratlos! Schwerwiegender MotoGP-Sturz (07:41 Min.)

"Jedes Mal wenn ich in Kurve eins angebremst habe, spürte ich, dass der Vorderreifen nicht richtig da war. Trotzdem sind wir unglaubliche Rundenzeiten gefahren", so Bagnaia, der sich dennoch sicher war, dass er Martin noch hätte einholen können. "Ich denke, er wollte die halbe Sekunde Vorsprung halten, aber hat in der ersten Kurve einfach zu stark gebremst. Als ich gesehen habe, dass er stürzt, habe ich sofort Tempo herausgenommen. Das war einfach zu viel."

Jack Miller: Für solche Sachen hasst du dich selbst

"Das ist eine der Sachen, für die du dich selbst hasst", erklärte Jack Miller nach dem Rennen. Der KTM-Pilot kannte das Problem, welches Martin zu Sturz brachte. "Du kommst da viel zu schnell an und willst das Motorrad aber trotzdem noch stoppen. Manchmal würfelst du das einfach aus, ob du noch später bremsen kannst und merkst dann 'Oh, ich habs hinbekommen'. Mit jeder Runde wird das aber schwieriger, du musst die Front immer weiter entlasten. Das ist mir auch mehrmals passiert, dass ich fast das Bike aufrichten musste. Aber du hast die Wahl: Du kannst das Bike aufrichten oder eben voll reinhalten."

Jorge Martin hatte nach dem Rennen noch keine Erklärung für seinen Sturz parat. Yamaha-Star Fabio Quartararo zeigte dafür etwas mehr Verständnis als Miller. "Wenn du alleine fährst, ist das immer schwieriger. Der Reifen bekommt mehr frische Luft und er hatte wahrscheinlich etwas weniger Temperatur. Das ist eine andere Situation, in der du weißt, dass so etwas passieren kann."

Luca Marini: Lieber zwei Zehntel verlieren, als die WM zu zerstören

"Ich denke, wir fahren einfach am absoluten Limit", erklärte Maverick Vinales. "Die Rundenzeiten waren wirklich sehr schnell, auch noch zum Ende des Rennens." Zudem stellte der Aprilia-Pilot auch die Beschaffenheit der Kurve als Ursache dar. "Kurve 1 ist super tricky. Es geht erst bergauf, dann wieder runter. Wenn du ans Gas gehst, hast du kaum Gewicht an der Front, deswegen stürzt du. Mir ist es im Training passiert. Ich habe gut gebremst und als ich ans Gas ging, lag ich im Kies. Es ist also sehr einfach, dort zu stürzen, du musst sehr vorsichtig sein."

Honda-Pilot Luca Marini sah die Ursache klar bei Martin. "Meiner Meinung nach hat er dort sehr spät gebremst, sogar hinter der weißen Linie, die eigentlich der Bremspunkt für diese Kurve ist. Ich denke, er hat auch verstanden, dass er zu weit geht, weil er den rechten Fuß ziemlich weit rausgestreckt hat", analysierte der VR46-Academy-Pilot. "Er war sich dann nicht sicher ob er das Motorrad einlegen soll aber hat wohl gedacht 'Okay, ich versuche es'." Ein schwerwiegender Fehler, wie sich nur Sekundenbruchteile herausstellte. "Vielleicht ist es besser zwei Zehntel zu verlieren und weit zu gehen, als die Weltmeisterschaft zu zerstören. Es ist schade für ihn, aber besser für Pecco."

Nun seid ihr gefragt: Wie habt ihr den Sturz gesehen? War es ein Fahrfehler von Jorge Martin? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!