Für Alpine geht es beim letzten Formel-1-Rennen 2024 in Abu Dhabi am Sonntag um alles. Die Franzosen holten sich vor einer Woche in Katar den sechsten Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft von Haas zurück. Beim Finale sind die Rivalen dank Nico Hülkenbergs Meisterleistung im Qualifying brandgefährlich, auch wenn dieser durch eine Startplatzstrafe von Startplatz sieben statt vier ins Rennen geht. Für die Franzosen kann es einzig Pierre Gasly richten, der seinerseits als Fünfter gute Chancen auf Big Points hat. Esteban Ocons Nachfolger Jack Doohan hatte in seinem ersten Formel-1-Qualifying als Letzter noch Luft nach oben.
"Das war wohl eines der besten Qualifyings. Ich habe mich im Auto in allen drei Trainings ziemlich unwohl gefühlt. Wir waren nicht einmal in den Top-10 und das Auto hat nicht gut performt", so Gasly, dem der Turnaround genau im richtigen Moment gelang. Mit den Plätzen fünf, vier und sechs in den drei Teilen des Qualifyings war er auf Kurs. Auf Hülkenberg fehlte ihm am Ende lediglich eine Zehntelsekunde. "Wir haben wieder große Veränderungen vorgenommen, die mir auch kein Selbstvertrauen gegeben haben, und wussten nicht, was passieren wird. Aber fürs Qualifying gab es eine massive Verbesserung."
Am vergangenen Wochenende holte Gasly in Katar als Fünfter zehn WM-Punkte. Hülkenberg holte für Haas zwar auch zwei Zähler, doch in der Weltmeisterschaft zog Alpine vorbei und liegt vor dem Finale fünf Punkte vor den US-Amerikanern. Wegen eines Vergehens am Pit Exit muss Hülkenberg in Abu Dhabi drei Plätze weiter hinten Aufstellung nehmen, wodurch Gasly von der sechsten auf die fünfte Position vorrückte. "Nico ist plötzlich so stark, was ziemlich beeindruckend ist. Sie waren das gesamte Wochenende stark. Aber ich bin sehr froh, dass wir so aufgeholt haben. Ich denke, es kann morgen einen guten Kampf geben", prognostiziert Gasly.
Zu aggressiv darf er dabei jedoch nicht zu Werke gehen, denn im Gegensatz zu Hülkenberg hat er mit seinem Team alles zu verlieren. "Das Ziel ist klar, wir sind fünf Punkte vorne und ich werde sicherstellen, dass sie die Differenz nicht aufholen", so der Grand-Prix-Sieger. Dementsprechend ist der Plan, sich nicht in heikle Situationen verwickeln zu lassen. "Es gibt einen Grund, weshalb das bei mir nicht oft vorkommt. Ich koste mein Team ja auch nicht viel Geld", fügt Gasly an, der sich dieses Jahr damit rühmt, noch keinerlei Unfallschäden verursacht zu haben.
Hülkenberg wird am Sonntag nicht sein einziger Gegner sein. Mit George Russell, Fernando Alonso und Sergio Perez hat er alleine in den Top-10 drei Rivalen im Nacken, von denen harte Gegenwehr im Kampf um die WM-Punkte zu erwarten ist. Von weit hinten haben auch Lewis Hamilton und Charles Leclerc nach desaströsen Qualifyings große Pläne. "Hoffentlich kommen von hinten ein paar schnelle Autos, die sich den Weg nach vorne bahnen und ihnen die Punkte wegnehmen", hofft Gasly, der sich selbst aus allem heraushalten will.
"Wir machen uns das Leben in der Formel 1 nie gegenseitig leicht. Du kannst dennoch hart aber fair kämpfen", sagt er mit Blick auf sein Risikomanagement. Der Fokus liegt aber ohnehin allein auf dem direkten Gegner: "Es gibt den Start, die Strategie, zwei Reifentypen mit Medium und Hard. Wir werden ein paar Möglichkeiten haben. Ich werde sicherstellen, dass wir jede Strategie covern können. Letztendlich sahen sie schneller als wir aus."
Formel-1-Rookie Jack Doohan im ersten Qualifying Letzter
Schützenhilfe vom Teamkollegen wird er auf seiner Mission kaum erwarten dürfen. Jack Doohan war das gesamte Wochenende über an Gasly dran, doch im letzten Run des Q1 brachte der Australier es nicht zusammen. "Beim letzten Versuch waren wir im Hintertreffen, schon am Boxenausgang. Es war eine knifflige Situation, ich musste anhalten, die Reifentemperaturen gingen runter, und dann musste ich wie ein Irrer pushen, um überhaupt noch eine Runde reinzubekommen", erklärt der Sohn von MotoGP-Legende Mick Doohan.
"Es war etwas unglücklich. Ich bin mit dem Resultat auf jeden Fall enttäuscht, aber das ist nicht das letzte Mal, dass so etwas passieren wird. Ich bin dankbar dafür, diese Erfahrung jetzt zu machen und wir werden im Debrief mit dem Team analysieren, wie wir so etwas in Zukunft besser managen können", so der Rookie weiter. Unter dem Strich war er im Q1 acht Zehntelsekunden hinter der Bestzeit von Charles Leclerc und selbst auf den unmittelbar vor ihm platzierten Franco Colapinto fehlten noch rund zwei Zehntelsekunden.
"Ich bin damit zwar nicht glücklich, aber ich muss auf das Positive schauen. Wir hatten hier eine steile Lernkurve. Am Ende gab es eine Situation, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Aber ich freue mich auf das Rennen morgen und will mich in die bestmögliche Position bringen, um dem Team zu helfen", kündigt der 21-Jährige an. Durch die Startplatzstrafe für Leclerc gewinnt er im Grid bereits eine Position. Bei den Williams-Piloten könnten ebenfalls noch Grid-Penaltys für Motorenstrafen drohen.
Den WM-Stand außer Acht gelassen kommt es für ihn im Rennen in erster Linie darauf an, seine Lernkurve fortzusetzen. "Alleine, beim Fahren nicht mehr auf das Display schauen zu müssen, und dass sich alles etwas nach Routine anfühlt, hilft schon sehr. Morgen werde ich meinen ersten Formel-1-Start fahren, meinen ersten Boxenstopp machen. Da gibt es viel zu lernen", so Doohan. "Ich freue mich einfach auf mein erstes Rennen. Es wird wichtig sein, es zu beenden und so viele Daten, Informationen und Wissen wie möglich mitzunehmen. Es wird außerdem mein erstes Rennen in über zwölf Monaten."
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