Die Formel 1 ist zur geschlossenen Gesellschaft geworden. Mit fadenscheinigen Begründungen wurde eine höchstseriöse Bewerbung von Andretti-Motorsport und US-Automobilgigant General Motors abgelehnt. Die zehn Teams wollen unter sich bleiben. Kein Wunder, sind sie doch nach dem wirtschaftlichen Aufschwung unter Liberty Media wohl eine Milliarde Dollar oder gar mehr wert. Warum also den eigenen Wert durch mehr Mitbewerber verwässern wollen? Zuletzt hat sich Liberty auch die MotoGP gekrallt. Könnte es eine ähnliche Entwicklung geben?

Dorna: Weniger ist mehr

"Die Einigung [mit Liberty] ändert nichts an unserer Arbeit in diesem Bereich. Wir haben in den letzten Jahren immer gesagt, dass wir sehr glücklich sind mit der großen Anfrage neuer Teams, die in unseren Sport einsteigen wollen", sagt Carlos Ezpeleta, Sportlicher Leiter der Dorna. Was für mögliche Bewerber im ersten Moment gut klingt, ist es aber nicht: "Wir glauben, dass in dieser Sache weniger wahrscheinlich mehr ist. Wir haben momentan eine feste Anzahl an Fahrern und Teams in der Startaufstellung." 22 Piloten und 11 Teams sind es, davon 5 Werksrennställe und 6 Privatteams, die teilweise jedoch sehr stark an einen Hersteller angebunden sind.

MotoGP-Kundenteams nach F1-Vorbild?! Was plant Liberty Media? (05:47 Min.)

"Offensichtlich haben wir uns in den letzten drei Jahrzehnten von einem sehr dynamischen System, mit wechselnden Teams und nicht zwingend mit zwei Fahrern, zu einer Startaufstellung auf unglaublichem Niveau, sowohl bei den Werks- als auch den Privatteams, entwickelt. Sie alle haben einen Wert, den wir gemeinsam aufgebaut haben", führt Ezpeleta weiter aus. Tatsächlich gehören die alten Ein-Mann-Teams schon länger der Vergangenheit an. LCR war 2017 das letzte von ihnen, als sie nur mit Cal Crutchlow am Start waren. Danach stockte auch Lucio Cecchinello auf.

Trackhouse-Einstieg die Ausnahme, nicht die Regel

11 Teams mit je zwei Piloten, das ist jetzt die MotoGP-Formel. Ein Startplatz könnte bei ähnlicher Entwicklung wie in der Formel 1 bald viel mehr Wert sein. Das hat sich wohl auch das neue Team für die Saison 2024 gedacht. "Mit Trackhouse Racing haben wir dieses Jahr ein sehr aufregendes Team willkommen geheißen, worüber wir sehr stolz sind. Sie haben den Wert darin [im MotoGP-Einstieg, Anm. d. Red.] gesehen", erklärt Ezpeleta. Der Einstieg der Amerikaner war jedoch nur möglich, weil Vorgängerteam RNF vertragsbrüchig geworden war und dessen Startplatz dadurch frei wurde. Außerdem hat die MotoGP bekanntermaßen ein starkes Interesse am US-Markt, und das nicht erst seit Libertys Einstieg.

Trackhouse konnte nur aufgrund des RNF-Aus einsteigen, Foto: LAT Images
Trackhouse konnte nur aufgrund des RNF-Aus einsteigen, Foto: LAT Images

Von dieser Ausnahmesituation einmal abgesehen hat die MotoGP aber schon vor der Übernahme durch Liberty klargemacht, wohin die Reise geht. 2023 verhandelte KTM mit der Dorna über den Einstieg eines dritten Teams der Mattighofener. Das in Moto2 und Moto3 sehr erfolgreiche Nachwuchsteam von Aki Ajo sollte aufsteigen. Doch die Dorna schob den Riegel vor. "Wir erwarten, dass es so [mit 11 Teams, Anm. d. Red.] weitergehen wird. Wir sehen auch, dass das der Trend in den anderen großen globalen Motorsportserien ist", gibt Ezpeleta mit einem Verweis auf die Königklasse auf vier Rädern an.

Der Unterschied zur Formel 1: Neuer MotoGP-Hersteller gern gesehen

Im Gegensatz zur Formel 1 gibt es aber eine Ausnahme. Ein großer Name wie General Motors wurde dort abgewiesen. Audi wird nicht als komplett neues Team einsteigen, sondern mit Sauber eine bereits bestehende Startlizenz übernehmen. Die MotoGP hingegen will einen neuen Hersteller hofieren. Darum geht es auch im neuen Reglement für 2027. Nach dem Rückzug von Suzuki Ende 2022 ist auch das Feld um zwei Bikes geschrumpft. Die Plätze 23 und 24 in der Startaufstellung sind seitdem einzig und allein für ein Werksteam eines neuen Herstellers reserviert. Aktuell könnten das realistischerweise wohl nur BMW oder Kawasaki werden. Für ein Privatteam scheint die Tür aber genauso fest verschlossen wie in der Formel 1.

BMW in die MotoGP? Sinneswandel in München (05:44 Min.)