Literweise Bier auf dem Oktoberfest - flaschenweise Champagner auf dem Podium: Der Münchner an sich benötigt in diesen Tagen eine standfeste Leber. Während in der bayerischen Hauptstadt seit vergangenem Wochenende das größte Volksfest der Welt tobt, räumt das mit BMW prominenteste Aushängeschild Münchens global auf der Rennstrecke ab. Blau-weißes Traumwochenende für den Autobauer von Indianapolis bis Monza!
Beim 6-Stunden-Rennen der US-amerikanischen Sportwagenmeisterschaft (IMSA) gelang BMW und seinem Einsatzteam RLL zum ersten Mal ein Doppelsieg. Gleichzeitig war es der erste Podesterfolg überhaupt in der laufenden Saison für den BMW M Hybrid V8 sowie der erste Sieg seit dem Prototypen-Debüt 2023, den die Münchner auf der Strecke herausgefahren haben. Letztes Jahr in Watkins Glen erbte BMW den IMSA-Sieg nur in Folge einer Disqualifikation des eigentlich siegreichen Porsche.
Der Österreicher Philipp Eng und sein Teamkollege Jesse Krohn überquerten die Ziellinie nach einem turbulenten Rennen als Erste vor dem BMW-RLL-Schwesterauto, das sich die Werksfahrer Connor De Phillippi und Nick Yelloly teilen. Das BMW-Duo trotzte einer zwischenzeitlichen Regenphase inklusive knapp einstündiger Fahrt hinter dem Safety Car und setzte sich am Ende dank einer arg spritsparenden Strategie durch. Die IMSA-Podest-Debütanten Eng/Krohn und De Phillippi/Yelloly trennten 1,6 Sekunden, mit drei Sekunden Rückstand komplettierte der #7 Porsche 963 (Jaminet/Tandy) das Podium als Dritter.

FBI-Untersuchung bei BMW-Werksteam RLL vor IMSA-Rennen
"Nach dieser verrückten Woche könnte das für uns als Team einer der großartigsten Erfolge sein", atmete nicht nur der RLL-Teamchef und frühere Indy-500-Sieger Bobby Rahal auf. Am Mittwoch vor dem vorletzten IMSA-Rennen der Saison sorgte eine Untersuchung des FBI in den Örtlichkeiten von RLL in Zionsville, Indiana für Aufruhr. Laut einem Bericht von 'Racer' soll ein früherer Andretti-Mitarbeiter geistiges Eigentum mit zu RLL gebracht haben. Betroffen gewesen sein soll die IndyCar-Abteilung, während das IMSA-Projekt mit BMW getrennt davon operiert.
Den Stress im eigenen Haus hätte sich Mister Rahal ausgerechnet beim Heimrennen - Zionsville liegt nur eine halbe Stunde Autofahrt entfernt vom Indianapolis Motor Speedway - sicherlich gerne erspart. Der Doppelsieg beim sogenannten 'Battle on the Bricks' sei laut dem Teammitbesitzer genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, nachdem BMW in der GTP-Topklasse der IMSA (das US-Pendant zur Hypercar-Kategorie der WEC) hinter Porsche, Cadillac und Acura nur die vierte Geige spielte.
Zwei Podien in einer Woche: BMW plötzlich siegfähig
Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, präsentiert sich der BMW M Hybrid V8 in seinem zweiten Einsatzjahr plötzlich konkurrenz- und siegfähig. Eine Woche vor dem IMSA-Triumph gelang den Münchnern mit Platz zwei beim WEC-Rennen im japanischen Fuji die bisher beste Saisonleistung. Beim Debütjahr in der Langstrecken-WM spielte BMW zuvor keine Rolle, obwohl das Auto bereits ein Jahr in der IMSA fuhr. Die jüngsten Erfolge dürften der Mannschaft um Motorsportchef Andreas Roos einiges an Druck vom Kessel nehmen.
"Das war eine unglaublich erfolgreiche Woche für unser LMDh-Programm mit dem ersten Podium in der FIA WEC und dem ersten Zweifachsieg in der IMSA-Serie", so Roos. "Ich freue mich sehr, dass es uns nun zweimal hintereinander gelungen ist, das Potenzial, das unser BMW M Hybrid V8 schon häufig in dieser Saison gezeigt hat, in entsprechende Top-Ergebnisse umzusetzen." Bei den Saisonfinals der IMSA in Road Atlanta (12. Oktober) sowie der WEC in Bahrain (02. November) hat BMW ein letztes Mal in dieser Saison die Chance, zu beweisen, dass die Top-Leistungen nicht nur Eintagsfliegen waren.

GT3-Wahnsinn: Bronze-BMW gewinnt GT World Challenge in Monza
Motorsportchef Roos konnte nicht nur aus dem Prototypen-Bereich gute Nachrichten an die BMW-Konzernzentrale übermitteln, sondern auch aus der GT3-Abteilung. Parallel zum IMSA-Rennen in Indianapolis gelang es dem Werksteam WRT, bei der GT World Challenge in Monza auf ganzer Linie abzuräumen. Die beiden BMW M4 GT3 von Jens Klingmann/Ahmad Al Harthy/Sam De Haan und Sheldon van der Linde/Dries Vanthoor/Charles Weerts sorgten ebenfalls für einen bayerischen Doppelsieg.
Absolut bemerkenswert war der Triumph des langjährigen BMW-Werksfahrers Klingmann und seinen weithin unbekannten Teamkollegen Al Harthy sowie De Haan: Zum ersten Mal in der Geschichte der GT World Challenge setzte sich ein Auto durch, das aufgrund seiner Fahrerkombination nur in der Bronze-Klasse eingeschrieben war. "Wir können unglaublich stolz darauf sein, denn so etwas schien dermaßen außer Reichweite zu sein", sagte Klingmann angesichts des mit Profis gespickten, 51 GT3-Autos starken Starterfeldes.

Der Schlüssel zum WRT-Doppelsieg lag in der Strategie beim dreistündigen Rennen auf dem italienischen Formel-1-Kurs begründet. Beide BMW M4 GT3 absolvierten ihre drei Pflicht-Boxenstopp - der dritte Stopp nur zum Nachtanken war erstmalig vorgeschrieben - bereits in den ersten drei Rennrunden. Diese Taktik brachte Klingmann und Co. im Rennen mit zahlreichen Unfällen in der Schlussphase nach vorne, obwohl beide BMW durch eine Startkollision zunächst weit zurückgefallen waren.
"Vielen Dank für die unglaubliche Strategie unseres Technikteams", sagte WRT-Teamchef Vincent Vosse. "Jedes WRT-Fahrzeug hatte eine Siegchance. Das war ziemlich außergewöhnlich, vor allem, da die #32 (Van der Linde/Vanthoor/Weerts; d. Red.) zu Beginn bereits fast eine Runde Rückstand hatte. Dennoch haben wir nicht gepokert, sondern wohl überlegt agiert, denn wir hatten dieses Szenario bereits am Vortag diskutiert."
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