Pirelli arbeitet derzeit an der Entwicklung eines neuen Slick-Reifens für den GT3-Motorsport. Laut aktueller Planung soll die neue Reifengeneration ab 2025 auf der Rennstrecke zum Einsatz kommen. Das verriet Matteo Braga, Circuit Activities Manager von Pirelli, vor Kurzem im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Am Rande des DTM-Wochenendes auf dem Norisring erklärte der Rennsport-erfahrene Italiener: "Unsere aktuelle Slick-Generation haben wir im Jahr 2022 eingeführt. Wir arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung unserer Reifen. Dabei folgen wir auch der Evolution der Rennautos sowie des Reglements."

DTM, Norisring, Pirelli, Matteo Braga, Robert Seiwert
Pirelli-Manager Matteo Braga im Gespräch mit MSM-Reporter Robert Seiwert, Foto: Motorsport-Magazin.com

Pirelli: Weiter nur ein Slick- und Regenreifen für GT3-Sport

Einzelheiten über den Zukunfts-Slick wollte Braga noch nicht preisgeben. Nur so viel: Die Nachhaltigkeit nimmt auch bei Pirelli eine immer bedeutsamere Rolle ein. Gemeint sein dürfte der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Materialien. Dazu gehört auch, weiterhin auf nur eine Slick- sowie eine Regenreifen-Spezifikation in den schier unzähligen GT3-Rennserien weltweit zu setzen. Braga: "Das hilft den Teams, Kosten zu sparen, weil sie Testfahrten reduzieren können." Ein Satz Pirelli-Slicks kostet rund 2.100 Euro.

Der fortschreitende Entwicklungsprozess zeigt sich bereits bei den aktuellen Pirelli-Regenreifen, die in diesem Jahr ihr Streckendebüt gegeben haben und zunächst ausschließlich in der DTM sowie in der Rahmenserie ADAC GT Masters zum Einsatz kommen. 2025 soll die Mischung für nasse Verhältnisse auf die GT World Challenge Europe ausgerollt werden, die Pirelli ebenfalls exklusiv mit seinen Produkten ausrüstet.

Christian Engelhart (GRT Grasser Racing Team) in der Boxengasse
Pirelli beliefert die DTM seit 2023 mit Reifen, Foto: DTM

Neuer Regenreifen aktuell exklusiv auf der DTM-Plattform

Dass Pirelli als größter Reifenlieferant im globalen GT3-Sport ausgerechnet die DTM als Testfeld nutzt, ist durchaus interessant. "In der DTM erleben wir Performance auf höchstem Niveau", sagte Braga, und fügte mit einem Grinsen im Gesicht hinzu: "Das Wetter in Deutschland hat auch eine Rolle gespielt..." Perfekt zu sehen etwa beim Norisring-Speedweekend in Nürnberg, als das Samstagsrennen von Regenschauern durchzogen war.

Mit dem Verhalten der 'Cinturato WHB' genannten Regenreifen zeigte sich Braga bislang zufrieden. Die neuen Gummimischungen und eine erhöhte Steifigkeit der Lauffläche sollen die Aufstandsfläche verbessern und zudem den Aufwärmprozess optimieren. Ein wichtiges Kriterium, schließlich sind Reifenheizdecken in der DTM aus Kostengründen verboten worden. Gleichzeitig gilt es für Pirelli, einen guten Kompromiss zu finden angesichts der zahlreichen Amateur-Piloten weltweit, die sich mit dem 'Warm-Up' deutlich schwerer tun als Profis.

"Die Performance auf der Strecke ist viel besser", zog Braga ein positives Zwischenfazit zu den neuen Regen-Spezifikationen. Auch produktbedingte Reifenschäden habe es in der laufenden DTM-Saison weder mit den Slicks noch mit den Wet-Reifen gegeben.

DTM, Norisring, Pirelli, Matteo Braga
Matteo Braga, Circuit Activities Manager von Pirelli, Foto: Motorsport-Magazin.com

Nicht ohne Risiko: Kein Mindest-Reifendruck in der DTM

Dabei schwingt ein gewisses Risiko stets mit, denn: In der aktuellen GT3-DTM gibt es im Gegensatz zu früheren Class-1-Zeiten keinen vorgeschriebenen Mindest-Kaltluftdruck. Pirelli-Ingenieure sprechen zwar Empfehlungen aus, doch die Teams sind frei bei der Wahl der Reifendrücke fürs Qualifying und Rennen. Damals mussten die Mindestvorgaben in der laufenden DTM-Saison aus Sicherheitsgründen eingeführt werden, weil einige Teams komplett übers Limit hinausgeschossen waren.

Braga machte keinen Hehl daraus, dass er sich gegen die Einführung von Mindest-Reifendrücken in das DTM-Reglement nicht wehren würde. Das Thema wird bereits seit Angang 2023 hinter den Kulissen diskutiert. Mit einem Schulterzucken richtete er sich an Teams, die gerne mal mit dem Reifendruck 'experimentieren': "Wenn man die Limits zu sehr übertritt, kann man die optimale Performance einfach nicht erreichen." Der Vertrag zwischen der DTM und Pirelli gilt bis mindestens einschließlich 2025.

Wie sieht der DTM-Rennkalender 2025 aus? ADAC-Motorsportchef Thomas Voss hat uns exklusiv die ersten Details zu den Terminen verraten, die ihr hier nachlesen könnt: