Die Zahl der Verletzten ist nach dem tragischen Fahrerlager-Unfall vor dem NLS-Rennen auf dem Nürburgring weiter angestiegen.
Die Pressestelle der Polizei Koblenz erklärte am Montagnachmittag gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass "nach neuesten Erkenntnissen" inzwischen noch weitere sieben Verletzte zu den bereits feststehenden 18 Leichtverletzten, drei Schwerverletzten und einem Schwerstverletzten wegen Knalltraumata und Schock gemeldet worden seien. Damit ist die Gesamtzahl der Betroffenen von 22 auf nun 29 angestiegen.
Polizei: Verletzte Personen nicht in Lebensgefahr
"Es besteht aber inzwischen die Gewissheit, dass sich keiner der drei Schwerverletzten und auch nicht der Schwerstverletzte noch in Lebensgefahr befindet", was, wie von uns berichtet, am Samstagabend so von den Verantwortlichen noch nicht kommuniziert wurde.
Laut der Ermittler, zu denen inzwischen neben der Kriminalpolizei auch die Staatsanwaltschaft gehört, ist ein Gutachter zur Klärung des Unfalls hinzugezogen worden, der auch die Spurensuche am Tatort unterstützt hat. "Die Sicherungsmaßnahmen an den Boxen und im Bereich des Fahrerlagers sind am vergangenen Samstag beendet worden", teilte die Polizei Koblenz weiter mit. "Auch wegen weiterer Untersuchungen und der Erstellung des Gutachtens ist momentan noch nicht abzusehen, wann die Ermittlungen abgeschlossen sind."
Unterdessen teilte die VLN auf Nachfrage mit, dass Namen von Beteiligten und Betroffenen an dem Unfall aus "Datenschutzgründen und wegen ihrer Persönlichkeitsrechte" nicht kommuniziert werden.
Manthey: Mitarbeiter nicht verletzt - kein Start aus logistischen Gründen
Das Team Manthey Racing, das in Box 26 des Fahrerlagers stationiert war und damit u.a. auch von den Ermittlungen der Behörden betroffen war, hat sich auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com ebenfalls zum tragischen Unfall am Freitagabend geäußert, weil angeblich auch Mitarbeiter des Unternehmens zu den inzwischen 29 Verletzten zählten.
In einer offiziellen Stellungnahme teilte die Manthey Racing GmbH mit: "Die Gedanken von Manthey und der Porsche Endurance Trophy Nürburgring sind bei den Betroffenen des Vorfalls am Nürburgring."
Weil das Interesse an dem Unfall groß gewesen ist, könne man versichern, dass von Manthey kein Teammitglied betroffen sei und Verletzungen erlitten habe. Zudem erklärte das Team, dass der Startverzicht des Grello-Porsche von Manthey EMA nicht im direkten Zusammenhang mit dem Unfall stand. Vielmehr seien die am Samstagmorgen noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen der Behörden dafür entscheidend gewesen, dass man "auch aus logistischen Gründen" nicht am Rennen teilgenommen hätte.
Dazu muss man wissen, dass die Box 26 ebenso wie die Box 27 von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ebenso zur 'Tatortsicherung' nach der vermuteten Explosion einer Druckflasche galt, wie das umliegende Fahrerlager, in dessen Bereich ein Sichtschutz erstellt worden war.
Demzufolge konnten die betroffenen Boxen 26 und 27 von den Teams auch nicht genutzt werden. Von den Top-Mannschaften, die um den Gesamtsieg hätten kämpfen können, war nur Manthey Racing mit der #911 und den beiden DTM-Piloten Ayhancan Güven und Thomas Preining sowie Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor betroffen.
Teamchef über Rennstart: Hätte mir andere Entscheidung gewünscht
Im Fahrerlager wurde im Übrigen kontrovers darüber diskutiert, ob man das 6h-Rennen angesichts der tragischen Ereignisse überhaupt hätte starten dürfen. Die VLN hatte sich dazu auch aus rechtlichen Gründen entschieden und stellte den Teams frei, an dem Saisonhighlight teilnehmen zu wollen, oder eben nicht. Aus unterschiedlichen Gründen verzichteten schließlich aber nur acht Teams auf diese, ihnen gebotene Möglichkeit.
Daniel Schellhaas, Teamchef von W&S Motorsport, das zum ersten Mal auf dem Gesamtpodium mit dem #120 Porsche 992 Cup GT3 stand, ließ sich in einer Team-Pressemitteilung zitieren: "Es war das allerschwerste Rennen, das ich jemals antreten musste. Die Gedanken nach dem Unfall im Fahrerlager waren weit weg vom Sport und es war sehr schwierig. Als familiäre Breitensportserie hätte ich mir eine andere Entscheidung gewünscht. Zumal aufgrund des Unfalls auch nicht gegeben war, dass alle Teams an der Veranstaltung teilnehmen konnten! Die Freude war daher nicht groß bei der Zielankunft."
Schellhaas weiter: "Es war sicherlich mit eines der größten Erfolge mit einem Gesamtpodium und dem Gewinn der Meisterschaft (in der Porsche Endurance Trophy Nürburgring; d. Red.). Freuen kann ich mich aktuell leider nicht und auch einige Tage nach dem Vorfall hält sich die Freude sehr in Grenzen. Das Rennen wäre ich und das gesamte Team nicht gefahren! Meine Gedanken sind bei den Verletzten, speziell beim Team Smyrlis. Wir hoffen schon bald positive Nachrichten zu erhalten."
Das von Schellhaas angesprochene Team Smyrlis Racing hatte sich am Sonntag via Instagram an die Öffentlichkeit gewandt und sich für zahlreiche Nachrichten von Fans bedankt: "Die Verletzten befinden sich in medizinischer Versorgung, das restliche Team ist geschlossen in unser Headquarter nach Maintal zurückgekehrt. Da im Netz bereits Gerüchte und Falschaussagen kursieren, möchten wir festhalten, dass unser technisches Equipment nicht in den Vorfall involviert gewesen ist."
diese NLS Nachricht