Der Fall um die Disqualifikation von Misano-Sieger Antonio Felix da Costa nimmt kein Ende. Wie geplant wurde in Folge der Berufung von Porsches Formel-E-Team gegen den Wertungsausschluss des Portugiesen am gestrigen Freitag, 07. Juni 2024, die Anhörung vor dem Internationalen Berufungsgericht im Pariser Hauptquartier der FIA am Place de la Concorde abgehalten.
Doch nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus Kreisen des Automobil-Weltverbandes FIA und von Porsche gab es aus bislang unbekannten Gründen überraschenderweise kein Urteil. Bei der letzten Porsche-Anhörung bezüglich des Saisonfinales in London im November 2023 folgte das Urteil beispielsweise schon am selben Tag.
Auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com teilte uns Porsche Motorsport folgendes Statement mit: "Das Berufungsgericht hörte die Parteien an, traf jedoch keine Entscheidung. Diese soll zeitnah in den nächsten Wochen folgen (!)"
Darum geht es im Porsche-Prozess
Felix da Costa war nach seinem Samstagssieg in Misano rund fünf Stunden nach Rennende disqualifiziert worden. Vier Tage nach dem Wertungsausschluss hatte Porsche am 17. April 2024 schriftlich bei der FIA Berufung gegen die Disqualifikation Felix da Costas eingelegt. Bis zum Abschluss des Verfahrens bleiben das Rennergebnis sowie die Meisterschaftsstände vorläufig.

Begründet wurde die Entscheidung der FIA-Stewards mit einer Feder am Strompedal von Felix da Costas 99X, die vom Einheitsbauteilhersteller Spark Racing Technology stammt. Diese war jedoch seit geraumer Zeit nicht mehr auf der Spark-Teileliste angeführt und hätte somit nicht im Porsche-Rennwagen verbaut werden dürfen.
Was Teilemangel zu Beginn der Gen3-Ära mit der Disqualifikation zu tun hat
"Wir hatten eine Gaspedalfeder im Auto, die am Beginn der Gen3 in einen Einheitsbauteilkatalog kam, weil neue Federn, die für das Gen3-Auto angedacht waren, noch nicht verfügbar waren vom Einheitsbauteilhersteller", hatte Porsche-Teamchef Florian Modlinger wenige Tage nach der Disqualifikation gegenüber Motorsport-Magazin.com exklusiv erklärt.
Schon in der Urteilsbegründung der Stewards war Verwunderung seitens Porsche über das Szenario durchgesickert. Team-Manager James Lindesay argumentierte, dass Änderungen im rund 100 Seiten umfassenden Spark-Katalog normalerweise hervorgehoben werden, sodass jeder die Änderungen sehen könne. Dieser Darstellung widersprachen hingegen die Spark-Abgesandten Jeremy Boudot und Pierre Prunin laut dem Schreiben der Sportkommissare.

"Es wird immer, wenn an den Bauteilen etwas verändert wird oder genügend Änderungen vorhanden sind, eine neue Version vom Einheitsbauteilhersteller erlassen. Und dort, wenn etwas hinzugefügt wird oder Teile verändert werden, die Änderungen hinterlegt und gelb markiert", hatte Modlinger die Darstellungsweise Porsches bekräftigt.
Felix da Costa erhält Unterstützung von Teamkollege Wehrlein
Auch Felix da Costas Porsche-Teamkollege Pascal Wehrlein hatte sich wenige Tage nach der Disqualifikation im exklusiven Gespräch mit Motorsport-Magazin.com hinter seinen Stallgefährten gestellt - und ein weniger striktes Strafmaß gefordert: "Es gibt ja Möglichkeiten (der Bestrafung; d. Red.), aber eine Disqualifikation ist einfach so endgültig. Du hast einem den kompletten Tag versaut."
Für den auch in dieser Saison engen WM-Kampf hatte die Disqualifikation ebenfalls deutliche Auswirkungen. Nach 12 von 16 Saisonrennen belegt Porsche in der Team-Weltmeisterschaft den zweiten Platz mit 73 Punkten Rückstand auf das Jaguar-Werksteam. Sollte die Disqualifikation zurückgenommen werden, würde sich dieser Rückstand merklich verkürzen. In der Fahrer-Wertung hätte Felix da Costa so eine Position weiter vorne auf Rang sechs gestanden, jedoch immer noch 58 Zähler hinter WM-Spitzenreiter Nick Cassidy.
Formel E: Gesamtwertung 2024
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