Die Motorsport-Saison 2025 ist noch keine zwei Monate alt, und die Stimmung droht bereits überzukochen. Fahrer mehrerer Weltmeisterschaften sind inzwischen stocksauer wegen dem neuen harten Kurs des Automobil-Weltverbandes FIA in Bezug auf Flüche und Schimpfwörter. Nachdem ein Rallye-Fahrer dafür eine heftige Geldstrafe kassierte, formiert sich nun auch in der Rallye-WM WRC eine Fahrer-Gewerkschaft nach Formel-1-Vorbild.
Die Grand Prix Drivers Association (GPDA) hatte bereits im letzten Herbst mit einer Stellungnahme den Druck auf die FIA versucht zu erhöhen, weil man sich an der Handhabe der Geldstrafen durch den Verband stieß. Der reagierte unmittelbar nicht darauf. Und ergänzte stattdessen im Winter den für alle Rennserien gültigen Internationalen Sportkodex (ISC) um eine Serie an spezifischen Geldstrafen für ungebührliches Verhalten. Mehr zu diesen hier:
Dieser Strafenkatalog beinhaltet für schlichte Flüche im Rahmen einer offiziellen FIA-WM bereits Geldstrafen von 30.000 Euro für das erste Vergehen, und in Eskalationsstufen kann es bis zu Sperren gehen. Unter Fahrern diverser Rennserien stießen die neuen Regeln universell auf Kritik. Als sie schließlich bei der WRC in Schweden tatsächlich mit nur sehr beschränkter Kompromissbereitschaft angewandt wurden, platzte den Rallye-Fahrern der Kragen.
Rallye-Fahrer inspiriert von F1-Gewerkschaft: Das ist ein inakzeptables Niveau
Stein des Anstoßes: Nach der Rallye Schweden ärgerte sich Hyundai-Werkspilot Adrien Fourmaux in einem TV-Interview direkt nach der Ziellinie (noch im Auto) über Fehler des Vortages. Mit für die FIA-Stewards ungebührlicher Wortwahl. Selbst nach Abzug mildernder Umstände blieben 10.000 Euro Strafe übrig. Mehr dazu hier:
Am 24. Februar veröffentlichten die Top-Fahrer der Rallye-WM daraufhin eine Stellungnahme, in der sie nach Vorbild der F1-Gewerkschaft GPDA die Gründung der Rallye-Fahrergewerkschaft "WoRDA" (World Rally Drivers Alliance) bekanntgaben. "In den letzten Monaten gab es einen alarmierenden Zuwachs in der Schwere von Sanktionen für kleine, isolierte und unabsichtliche sprachliche Ausrutscher. Dies hat ein inakzeptables Niveau erreicht." Die Fahrer wollen sich also formieren, "um ihre Meinung auszudrücken, Klarheit zu verlangen und für eine bessere Zukunft zusammenzuarbeiten."
Insgesamt liest sich die Stellungnahme sehr ähnlich jener der GPDA aus dem letzten November. Unterstrichen wird, dass man absolut die Entscheidungen der Schiedsrichter, sprich Stewards, respektiert. Jedem Fahrer ist bewusst, dass Stewards nicht einfach von der FIA vorgegebene Regeln ignorieren können. Aber erst recht als Rallye-Fahrer hat man überhaupt kein Verständnis für die Regeln, welche der Verband vorgibt.
Fahrer alarmiert: Geld im Rallye-Sport ist nicht unbegrenzt
Die Rallye-WM ist nicht die Formel 1. Selbst Top-Fahrer verdienen viel weniger, und selbst in der WM gibt es Privatiers und Teilzeit-Piloten. "Aber trotzdem sind wir alle mit den gleichen extremen Bedingungen mit der gleichen uneingeschränkten Leidenschaft konfrontiert", so die WoRDA im Statement. "Ob dichte Wälder, gefrorene Wege mitten in der Nacht, ob gefährliche staubige Feldwege - wir pushen bis ans Limit, gegen die Elemente, gegen die Uhr, und gegen unsere eigenen Limits."
Und es wird von allen Fahrern verlangt, sich etwa für Interviews im Auto direkt nach dem Zieleinlauf einer Wertungsprüfung sofort bereitzustellen. Das sind meist zehn Sekunden nach Zieleinlauf - mit so einer Unmittelbarkeit können nicht einmal die Parc-ferme-Interviews in der Formel 1 mithalten. Dass da die Emotionen dann oft hoch sind, ist logisch. Die WoRDA gibt dementsprechend drei Schlüsselpunkte aus.
Umgangssprache könne nicht gleich bewertet werden wie tatsächliche Beleidigungen oder Aggressionen. Fahrer könnten, wenn sie nicht in ihrer Muttersprache sprechen, Ausdrücke verwenden, ohne sich über ihre genaue Bedeutung im Klaren zu sein. Und Sekunden nach extremen Adrenalinschüben ist es unrealistisch, von Fahrern zu erwarten, ihre Emotionen zu kontrollieren.
"Rallye ist extrem", folgern die Fahrer. "Wir zweifeln an der Relevanz und am Mehrwert, hier irgendeine Strafe anzuwenden. Obendrauf sind die exorbitanten Strafen völlig unverhältnismäßig zum durchschnittlichen Einkommen und Budget im Rallyesport. Obendrauf sind wir besorgt über die öffentliche Wahrnehmung, die diese exzessiven Summen bei den Fans erzeugen. Das suggeriert, dass es eine Industrie sei, in der Geld keine Rolle spielt." Wie eingangs angesprochen ist die Rallye-WM nicht die Formel 1, und das sicher nicht der Fall.
Wie die F1-Piloten klagen die Rallye-Fahrer schließlich noch die Intransparenz der Strafen an und fordern "direkte Kommunikation und Engagement zwischen dem FIA-Präsidenten und WoRDA-Mitgliedern, um eine schnelle und beidseitig akzeptable Lösung zu finden." Diese Forderung hatten die F1-Fahrer auch im letzten November eingebracht. Und wochenlang keine Antwort erhalten.
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