Der Kampf des Automobil-Weltverbandes FIA gegen Flüche, Schimpfwörter und anderes ungebührliches Verhalten folgt 2025 einem harten Kurs. Sofern es noch Zweifel daran gab, ob dieser harte Kurs wirklich so umgesetzt wird wie von den jüngsten Regeländerungen nahegelegt, so haben die Stewards beim zweiten Lauf der Rallye-WM WRC in Schweden diese ausgeräumt.

10.000 Euro kostet es Hyundai-Pilot Adrien Fourmaux, dass er am Sonntag nach der letzten Sonderprüfung der Rallye in einem Interview das Wort "Fuck" verwendet hatte. Dabei kommt er im Sinne der im Januar veröffentlichten neuen Straf-Richtlinien im für alle FIA-Serien gültigen Internationalen Sportkodex (ISC) sogar noch gut weg.

FIA Regeln: Punktabzug oder Sperre fürs Fluchen! Was ist dran? (14:08 Min.)

Schon im Vorjahr hatte die FIA besonders in der Formel 1 ein Auge auf die Wortwahl der Wettbewerber geworfen. Weltmeister Max Verstappen erhielt Strafdienst, Charles Leclerc eine ausgesetzte 10.000-Euro-Strafe. Im Winter legte der Verband dann Hand an bei den relevanten Regeln im ISC.

Jetzt gibt es einen mehrstufigen Strafenkatalog, der bei "Fehlverhalten" nach ISC-Definition angewandt werden kann. Das beinhaltet die vage definierte Nutzung von unangemessener Sprache. Das erste Vergehen zieht 10.000 Euro nach sich. Das zweite 20.000 plus eine ausgesetzte einmonatige Sperre. Das dritte 30.000, eine einmonatige Sperre und einen Punktabzug. Für Weltmeisterschaften wird die Geldstrafe verdreifacht, für die Formel 1 vervierfacht. Alle Details hier:

Rallye-Fahrer mit 10.000 Euro Geldstrafe in Schweden noch gut bedient

Das bedeutet, dass Rallye-Fluchopfer Fourmaux in Schweden noch gut bedient ist - als Starter in einer WM hätte er eigentlich 30.000 Euro zahlen müssen. Die Stewards-Entscheidung des Falles umfasst ganze zwei Seiten, und nicht weniger als fünf mildernde Umstände. Es war Fourmaux' erster Verstoß, Englisch ist nicht seine Muttersprache, er bezog sich auf sich selbst, er entschuldigte sich ohne Aufforderung vor den Stewards und versicherte ihnen, er würde in Zukunft besser aufpassen. So muss er nur 10.000 Euro zahlen. Die verbleibenden 20.000 sind ausgesetzt und werden schlagend, sollte er in den nächsten 12 Monaten einen erneuten Verstoß begehen.

Im Detail passierte Fourmaux der Ausrutscher beim Interview direkt nach der letzten Sonderprüfung. Die finden nur wenige Sekunden nach der Zieleinfahrt mit dem noch im Auto sitzenden Fahrer statt. Fourmaux, nur Gesamt-40., war da frustriert. Er hatte sich seine Rallye bereits am Vortag ruiniert, als er bei einem Prüfungsstart zu spät dran war und erneut stehenbleiben musste, um Gurte und Helm noch zu fixieren.

Fluch & Stewards-Entscheidung in Schweden im Wortlaut

Im Wortlaut summierte Fourmaux seine Rallye daraufhin schlicht mit: "We fucked up yesterday." (Sinngemäß: "Wir haben es gestern verkackt.") Für die Stewards zu viel: "Leider sind solche Wörter in den Alltagsgebrauch übergegangen. Allerdings ist es essenziell hervorzuheben: Das schmälert nicht die Tatsache, dass diese Sprache gemeinhin als obszön gilt und für öffentlichen Diskurs unangemessen ist, einschließlich bei Live-TV-Übertragungen."

"Öffentliche Plattformen sind nicht ausschließlich für ein Publikum bestimmt, welches mit dieser Umgangssprache vertraut ist. Sie erreichen auch diverse Kulturen und Individuen, die solche Wörter als beleidigend empfinden können. Motorsport ist ein globaler Sport, für Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und Kulturen. Manche davon mögen diese Aussagen falsch interpretieren oder sich dadurch angegriffen fühlen."

"Daher steht die FIA weiter dahinter, sicherzustellen, dass keine unangemessenen Worte in öffentlichen Foren fallen, einschließlich in visuellen und Audio-Medien, in Pressekonferenzen, und auf Social Media. Weiters ist von Sportsleuten als Personen des öffentlichen Lebens und Rollenbildern für zukünftige Generationen zu erwarten, dass sie einen professionellen Standard und Respekt in ihrer Kommunikation aufrechterhalten."

Nach Auflistung der mildernden Umstände schließen die Stewards mit einer Erinnerung an alle Wettbewerber "quer über die verschiedenen Disziplinen des FIA-Schirms" - beziehungsweise einem klaren Hinweis zur "Wichtigkeit, Professionalität in öffentlicher Kommunikation zu wahren - alle Kulturen und Glaubensvorstellungen zu respektieren. Integrität und Standards im Motorsport sind eine kollektive Verantwortung, und von allen Fahrern wird erwartet, dass sie bei ihrem Verhalten aufpassen, um ein respektvolles und sportliches Umfeld sicherzustellen."

Im Rahmen der Formel-1-Präsentationen übten die ersten Fahrer bereits leise Kritik. Was etwa Carlos Sainz und Alex Albon über die harte FIA-Linie denken, gibt es hier zum Nachlesen: