Die Formel 1 befindet sich inmitten der Testfahrten für die Saison 2025 in Bahrain, allerdings bei ungewohnt kühlen Temperaturen für den Wüstenstaat. Bedingungen rund um die 15 Grad und teilweise sogar Regen herrschen derzeit am Bahrain International Circuit. Zu heiß dürfte es den Piloten an den drei Tagen demnach nicht werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch die Kühlwesten, die die Piloten ab dieser Saison anziehen können, in Bahrain nicht zum Einsatz kommen werden.

Neu in 2025: Wie funktionieren die FIA-Kühlwesten?

Die Westen, die von der Textur eher einem Kompressionsshirt ähneln, sind ein in dieser Saison neu eingeführtes Instrument der FIA, um die Fahrer bei Rennen in heißen Bedingungen zu schützen. Mit Hilfe von 48 Meter langen Schläuchen, die sich über die Brust und den Rücken des Fahrers erstrecken und durch die eine Kühlflüssigkeitsgemisch gepumpt wird, sollen in Zukunft Extremfälle wie der Katar Grand Prix 2023 der Vergangenheit angehören und die Fahrer über den Körper besser gekühlt werden.

Neue Kühlwesten der Formel 1 (Rückseite)
Diese Shirts sollen die Fahrer kühlen, Foto: Chillout Motorsports

Ursprünglich war es der Plan der FIA, im Jahr 2025 eine Art-Ersatz-Klimaanlage einzuführen, um die Cockpits zu kühlen. Die Idee wurde jedoch verworfen, da die Implementierung des Systems in die Autos mit erheblichen Herausforderungen verbunden war, weshalb sich die FIA für die tragbaren Kühlsysteme entschied. Den Zuspruch erhielt die in den USA ansässige Firma Chillout Motorsports, die auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigten, die Formel 1 mit ihrem 'Pro Touring Cooling Shirt' auszustatten.

Platzmangel im F1-Auto: Das neue Kühlsystem macht Probleme

Doch auch diese Implementation gelingt nicht ohne Herausforderungen für die Mechaniker. Die Kühlflüssigkeit muss in einer speziellen Box gespeichert werden, die in der aktuellen Saison allerdings noch nicht dauerhaft in den Boliden verbaut ist, sondern erst bei bestimmten Bedingungen zusätzlich angebracht werden muss. Diese Bedingungen wurden mit 31 Grad Celsius Umgebungstemperatur, die mit vier FIA-Sensoren rund um die Rennstrecke gemessen wird, bei der letzten F1-Kommission festgelegt.

Allerdings sind Formel-1-Boliden so platzeffizient wie möglich gebaut und für eine spontane Platzierung eines solchen Kühlssystems nicht ausgelegt. Daher erhalten die Fahrer die Option, ob sie die Kühlweste anziehen oder nicht. Sollte ein Fahrer sich dagegen entscheiden, muss er ein Zusatzgewicht von 500 Gramm mit an Board nehmen. Ab 2026 soll das Kühlsystem in den radikal veränderten Boliden dauerhaft verbaut werden.

Esteban Ocon über Kühlwesten: Nicht verwendbar

Sowohl bei den Fahrern als auch bei den Ingenieuren erfreuen sich die Westen allerdings noch keiner großen Beliebtheit. "Im Moment können wir die Kühlweste nicht verwenden. Ich glaube, niemand kann das. Das ist die Realität. Die Schläuche sind zu groß", gab Haas-Pilot Esteban Ocon zu. Der 1,86 Meter große Franzose hat vor allem mit dem Knotenpunkt der Westen zu kämpfen, der oberhalb der rechten Hüfte liegt und bei dem alle Schläuche zusammenlaufen. "Du hast die Schläuche überall an der Brust herum, das ist in Ordnung. Du hast die Schläuche am Rücken, das ist in Ordnung. Aber an der Seite gibt es einen riesigen Tennisball."

"Wenn du es an der Brust platzierst, tut es mit den Gurten weh. Wenn du es am Rücken anbringst, passt du nicht in den Sitz. Wenn du es an der Seite anbringst, passt du auch nicht in den Sitz", erklärte Ocon die Problematik. "Also ja, im Moment funktioniert es für uns nicht – oder zumindest nicht mit dem, was ich ausprobiert habe. Und nach dem, was ich von anderen Fahrern gehört habe, geht es ihnen sehr ähnlich. Das Standardprodukt selbst ist nicht nutzbar, es ist zu groß."

"Es ist gut, dass die FIA eine Lösung gefunden und etwas entwickelt hat", so Ocon weiter. "Aber im Moment kann ich es nicht verwenden. Ich spreche nicht für die anderen, aber für mich und Olli [Bearman; d.Red] – wir können es nicht nutzen." Ocon und Bearman zählen mit 1,86 bzw. 1,84 Metern zu den größten Fahrern des Fahrerlagers. Davon sind allesamt von der FIA angehalten, die neuen Westen einmal auszuprobieren, wobei das Feedback bei manchen deutlich weniger schlecht ausfallen soll. Ocon hingegen hat bereits bei der Anpassung seiner neuen Haas-Sitzschale gemerkt, dass das Shirt für ihn nicht in Frage kommt.

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Lektionen aus Katar 2023: Braucht es überhaupt weitere Kühlung?

Doch wie könnte das Problem aus der Welt geschafft werden? Ein extra Sitz, der speziell für Hitzerennen angefertigt wird und dabei die Konstruktion der Westen mit einbezieht, würde eine theoretische Lösung sein. "Nein", entgegnete Ocon dem Vorschlag entschieden. "Ein Sitz ist sehr schwierig richtig hinzubekommen. Wenn man so eine Aussparung macht, verliert man massiv an Flexibilität. Die einzige Möglichkeit, wie ich eine Verbesserung sehe, ist, wenn es gelingt, diesen Knoten zu verkleinern oder wenn eine Lösung gefunden wird, bei der es eine Klimatisierung durch den Sitz gibt. Aber das wird auf absehbare Zeit nicht der Fall sein."

Der Franzose sieht ohnehin nicht die unbedingte Notwendigkeit einer solchen Vorrichtung. Ohnehin hat die Formel 1 nach Katar 2023 durch die Neuanordnung im Kalender dafür gesorgt, dass Rennen mit eher wärmerem Klima zu kühleren Jahreszeiten gefahren werden und die Debatte rund um die Hitzebelastungen damit etwas entzerrt. "Solange wir nicht in eine Katar-Situation geraten, sollten wir in der Lage sein zu fahren. Das ist meine Einschätzung. Es ist noch nicht wirklich notwendig. Für extreme Bedingungen stimme ich zu, zum Beispiel manchmal in Singapur", gesteht auch Ocon ein.

"Ich denke, es ist in Ordnung, das System an Bord zu haben und das zusätzliche Gewicht mitzunehmen. Und wenn wir es nicht nutzen wollen, dann nutzen wir es eben nicht. Aber im Moment können wir es einfach nicht verwenden", so der Franzose, der dennoch grundsätzlich kein Gegner der Idee ist. "Es ist nicht so, dass ich eine Diva wäre und es einfach nicht benutzen möchte – ganz im Gegenteil. Ich würde es gerne nutzen, wenn es funktionieren würde. Aber nein, es passt einfach nicht."