Da schmeckt der Hamburger doch gleich ein ganzes Stück besser: Die WEC hat endlich entschieden, zum Saisonauftakt in Katar (Rennstart diesen Freitag um 12:00 Uhr MEZ) Mindestgewichte für die Fahrer ins Sportliche Reglement aufzunehmen. Dadurch soll ein fairerer Wettbewerb für die Teams sichergestellt werden - quasi eine Balance of Performance für Rennfahrer.

Für die beiden Klassen Hypercar und LMGT3 gilt ab sofort ein Fahrer-Mindestgewicht von 82 Kilogramm in voller Montur und mit Sitzschale; analog zur Formel 1, die das Gewicht für 2025 von 80 auf 82 Kilo angehoben hat. In der WEC wird das Durchschnittsgewicht aller genannten Fahrer auf einem Auto addiert und dann durch die Anzahl der Piloten geteilt. Liegt dieser Wert unterhalb von 82 Kilo, müssen Zusatzgewichte im Auto platziert werden.

Ein Rechenbeispiel, um die neue Regel zu verdeutlichen:

Fahrer 1 wiegt 77,9 kg
Fahrer 2 wiegt 80,2 kg
Fahrer 3 wiegt 82,9 kg

77,9 kg + 80,2 kg + 82,9 kg = Gesamtgewicht, geteilt durch 3, ergibt: 80,3 kg Durchschnittsgewicht

82 kg Mindestgewicht - 80,3 kg Durchschnittsgewicht der Fahrer = 1,7 kg Zusatzgewicht (aufgerundet auf 2 kg)

WEC-Fahrer wie Antonio Giovinazzi atmen auf

Um auch in den Qualifyings für vergleichbare Voraussetzungen zu sorgen, wird stets das Gewicht des leichtesten Qualifying-Fahrers von den vorgeschriebenen 82 Kilogramm abgezogen, um daraus das Zusatzgewicht zu berechnen. Für die Hypercars kommt zusätzlich der BSFC-Gewichtsausgleich (Brake Specific Fuel Consumption) hinzu, um die unterschiedlichen Motorenkonzepte anzugleichen. Alle Fahrzeuge unterliegen zudem der jeweiligen Balance of Performance (hier die BoP für Katar anschauen).

Die Teams sind selbst verantwortlich dafür, die korrekten Zusatzgewichte in den vorgegebenen Gewichts-Boxen zu platzieren. Verstößt ein Team gegen das Fahrer-Mindestgewicht, muss sofort nachgeladen werden. Der Vorfall wird an die Rennleitung weitergeleitet. Die FIA behält sich vor, vor den jeweiligen Sessions Stichproben durchzuführen. Kollektive Gewichts-Messungen wurden bei den Testfahrten in Katar durchgeführt, um die aktuellen und öffentlich nicht einsehbaren Werte zu ermitteln.

Dank der neuen Regel können größer gewachsene Piloten wie die Ferrari-Werksfahrer Antonio Giovinazzi und James Calado etwas aufatmen. Der Brite hatte letztes Jahr verraten, sich sogar bis ins Krankenhaus gehungert zu haben! Je nach Strecke können 10 Kilogramm Unterschied bis zu zwei Zehntelsekunden pro Runde ausmachen. Teams mit kleineren Fahrern, etwa Nyck de Vries bei Toyota oder Alpine-Fahrer Charles Milesi, hatten somit einen Vorteil bei der Pace und dem Spritverbrauch.

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Antonio Giovinazzi zählt zu den größten Fahrern in der WEC, Foto: IMAGO/PsnewZ

Max Verstappens Forderung wird erhört

Das Gewichts-Thema liegt bei der FIA und dem ACO seit geraumer Zeit auf dem Tisch. Einen solchen Passus gab es bereits zu LMP1-Zeiten, doch mit der Einführung der Hypercars 2021 verschwand sie aus dem Regelbuch. Da der Wettbewerb unter den acht Herstellern inzwischen brutal eng geworden ist und auch das Qualifying eine entscheidende Rolle spielt, wurden Forderungen nach einer Wiedereinführung der Gewichts-Regel immer lauter.

Für die Gewichts-Regel hatte sich im vergangenen Jahr sogar der amtierende Formel-1-Weltmeister Max Verstappen ausgesprochen, der immer wieder mit einem Gaststart bei den 24 Stunden von Le Mans liebäugelt. Das Fahrergewicht ist ein Thema", meinte der Red-Bull-Pilot. "Ich finde, dass es da eine Grenze geben sollte. Denn ich komme vielleicht mit 80 Kilo inklusive Ausrüstung an, aber es gibt auch Fahrer, die nur 55 oder 60 Kilo wiegen. Wenn man nach Le Mans geht, hat man so keine Chance - das sind bereits ein paar Zehntel pro Runde."