Zwei intensive Wochen lang testete die MotoGP beginnend mit dem Shakedown am 31. Januar in Sepang und Buriram. Nun sind die Wintertestfahrten endlich geschafft, der Saisonstart mit dem Thailand-Grand-Prix vom 28. Februar bis 02. März rückt immer näher. Nach zwei Tagesbestzeiten zum Abschluss geht MotoGP-Superstar Marc Marquez als Favorit in die neue Saison, er präsentierte sich beim Buriram-Test bereits in starker Frühform. Das gilt aber nicht für alle Fahrer: Es gibt auch einige Kandidaten, die vor dem ersten Rennwochenende 2025 noch ihre Form suchen.

Alex Rins: Nur dritte Yamaha-Kraft?

Beginnen wir mit einem Fahrer, der beim Shakedown eigentlich noch einen recht guten Eindruck gemacht hatte: Alex Rins. Am zweiten Tag fuhr der 29-jährige Spanier noch Bestzeit und ließ auf eine Rückkehr zur Form vergangener Suzuki-Zeiten hoffen. Spätestens mit Beginn des Sepang-Tests rutschte er dann aber wieder zunehmend in den Schatten von Teamkollege Fabio Quartararo. Jeweils eine Sekunde fehlte Rins an den ersten beiden Sepang-Testtagen, am dritten immerhin 'nur' sechs Zehntel. Auch beim abschließenden Buriram-Test trennten das Duo im Klassement letztlich noch immer happige 0,476 Sekunden.

Alex Rins sucht auf Yamaha noch nach seiner alten Suzuki-Form, Foto: Yamaha Motor Racing
Alex Rins sucht auf Yamaha noch nach seiner alten Suzuki-Form, Foto: Yamaha Motor Racing

Eine Lücke, die zu groß ausfällt, braucht Rins nach dem verletzungsprägten Debütjahr in Blau doch eigentlich eine gute Saison, um die eigene Aktie langfristig wieder zu stärken. Stattdessen scheint der fünfmalige MotoGP-Sieger aktuell aber sogar nur die Nummer drei im Yamaha-internen Ranking zu sein, da sowohl in Qualifying- als auch in Sprint-Simulation Pramac-Neuzugang Jack Miller jeweils mehr als drei Zehntel pro Runde schneller war. Mit dem einjährigen Erfahrungsvorsprung auf der YZR-M1 dürfte man da schon mehr von Rins erwarten.

Miguel Oliveira: Keine Daten, keine Pace

Bleiben wir direkt bei Yamaha und blicken auf den zweiten Neuzugang im Pramac-Lager: Miguel Oliveira. Dieser hatte beim Debüt im Barcelona-Test Ende 2024 eigentlich noch ordentlich losgelegt und Teamkollege Miller gleich mal um 0,887 Sekunden hinter sich gelassen. Beginnend mit dem Kalenderjahr 2025 hat sich das Blatt aber (ziemlich überraschend) gewendet. Sowohl in Sepang als auch in Buriram brummte Miller seinem portugiesischen Stallgefährten jeweils eine halbe Sekunde Rückstand auf, was Oliveira zum schlechtesten der vier Yamaha-Piloten macht.

Miguel Oliveira im MotoGP-Test von Sepang
Miguel Oliveira erlebt bei Pramac bislang düstere Zeiten, Foto: Pramac Racing

Besonders besorgniserregend: Als einer von nur ganz wenigen Piloten geht Oliveira praktisch unvorbereitet in den Thailand-Grand-Prix, da er im Buriram-Test weder eine Sprint- noch eine Rennsimulation abspulte. Mehr als fünf Runden am Stück saß der inzwischen 30-Jährige nie auf seiner Pramac-Maschine. Auf Longrun-Daten kann er daher einzig vom zweiten Sepang-Testtag zurückgreifen - sonderlich vielsprechend war diese Sprint-Simulation allerdings auch nicht. Mit einem Schnitt von 2:00.025 Minuten pro Runde war er knapp zwei Sekunden langsamer als die Marquez-Brüder, die - wenn auch einen Tag später - den Bestwert vorlegten. Es könnte eine harte Debüt-Saison auf Yamaha werden.

Schwächste KTM: Enea Bastianini auf verlorenem Posten

Ähnlich schlecht wie um Oliveira steht es sonst wohl einzig um Enea Bastianini. Im Vorjahr noch WM-Vierter und zweimaliger Grand-Prix-Sieger mit Ducati, hat er bei Tech3-KTM noch überhaupt keinen Fuß auf den Boden bekommen. Beginnend mit dem Barcelona-Test im letzten November war der Italiener nie näher als 1,277 Sekunden an der Tagesbestzeit dran und nie besser platziert als Rang 16 - bis zum letzten Testtag in Buriram. Dort sendete Bastianini mit P15 und 0,982 Sekunden Rückstand immerhin mal dezente Lebenszeichen.

Vom eigenen Anspruch und auch dem Performance-Level der restlichen KTM-Piloten ist 'La Bestia' damit aber natürlich noch weit entfernt. Und es gibt wenig, das beim Thailand-GP in wenigen Tagen auf Besserung hoffen lässt. Ebenso wie Oliveira absolvierte auch Bastianini im Buriram-Test keine Sprint- oder Grand-Prix-Simulation. Woran es hakt? Eine richtige Erklärung scheint noch nicht gefunden: "Wir haben viel ausprobiert, aber den Weg noch nicht gefunden. Ich muss meinen Fahrstil noch an die RC16 anpassen." Wie lange das noch dauern wird? Schwer zu sagen. Aktuell klingt beim Italiener aber bereits einiges nach Durchhalteparolen und das ist selten ein gutes Zeichen: "Ich bin noch nicht bereit. Wir brauchen noch Zeit und müssen die Rennwochenenden jetzt einfach eins nach dem anderen angehen."

Jorge Martin und Co.: Wo stehen die Sturzopfer aus Sepang?

Abschließend müssen wir dann natürlich auch noch auf unsere Sturzpiloten vom ersten Sepang-Testtag blicken. Raul Fernandez schaffte es als einziger Fahrer, trotz Mittelhandknochenbruch in der linken Hand zumindest in Buriram wieder mitmischen zu können. Die Saisonvorbereitung des Trackhouse-Racing-Piloten wurde dadurch aber natürlich trotzdem massiv beeinträchtigt. Auch er konnte in Buriram weder Sprint- noch Rennsimulation abspulen und damit kaum Feedback zur Weiterentwicklung der Aprilia RS-GP geben. Und das wäre durchaus wichtig gewesen, ist der Spanier doch der einzige Stammfahrer aus dem Vorjahresaufgebot, der 2025 noch bei Aprilia übriggeblieben ist.

Raul Fernandez startet mit gebrochenem Mittelhandknochen in die Saison, Foto: Trackhouse Media
Raul Fernandez startet mit gebrochenem Mittelhandknochen in die Saison, Foto: Trackhouse Media

Ohnehin stellt die MotoGP-Saison 2025 so etwas wie eine 'Make-or-Break'-Saison für das einstige Toptalent aus Madrid dar. Nach drei unauffälligen MotoGP-Jahren erwarten Teamchef Davide Brivio und Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola in diesem Jahr Ergebnisse von Fernandez, eigentlich schon ab dem ersten Rennen. Das scheint nun aber ziemlich schwer zu werden, denn auch auf eine Runde war die Startnummer 25 nicht nur sechseinhalb Zehntel langsamer als Aprilia-Speerspitze Marco Bezzecchi, sondern auch 0,096 Sekunden langsamer als Rookie-Teamkollege Ai Ogura. Ein Trend, den Fernandez schnellstmöglich umkehren muss, will er langfristig noch eine Perspektive in der MotoGP haben.

Ähnlichen Leistungsdruck haben Jorge Martin und Fabio Di Giannantonio nicht, sie haben sich das nötige Standing längst erarbeitet. Rein aus Sicht ihrer persönlichen Ziele droht nach den Verletzungen aus Sepang aber erstmal ein schleppender Saisonstart. Martin muss die ohnehin schon schwierige Mission Titelverteidigung mit lediglich 90 Runden Erfahrung auf der Aprilia RS-GP angehen. Wie schwierig so ein Saisonstart sein kann, zeigte Ex-Teamkollege Franco Morbidelli im Vorjahr. Und Di Giannantonio wollte als einziger Nicht-Ducati-Werkspilot auf aktuellem Material eigentlich Francesco Bagnaia und Marc Marquez angreifen. Stattdessen muss er sich nun aber wohl erstmal gegen die starke Konkurrenz auf der GP24 verteidigen. Dass sie ihre Ziele 2025 noch erreichen können, trauen wir dem Duo von all den genannten Sorgenkindern aber definitiv am ehesten zu.

Nun seid aber ihr gefragt: Welchen Sorgenkindern traut ihr die Trendwende zu? Und haben wir noch jemanden vergessen? Sagt es uns in den Kommentaren!

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