Der Kampf um Platz sechs in der Konstrukteurs-WM der Formel 1 spitzt sich zu. Alpine, die sich vor einem Rennen mit einem Doppel-Podium mit in diese Schlacht katapultiert haben, werden in Las Vegas prompt wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. In einem Grand Prix, in dem eigentlich alles angerichtet war für das nächste Top-Ergebnis, bringt das Team diesmal seine Fahrer selbst um dicke Punkte.
Dabei hatte der Höhenflug am Samstag im Qualifying mit einem dritten Startplatz durch Pierre Gasly angehalten. Sicher, Gasly glaubte nie, im Rennen an der Spitze mitkämpfen zu können. Aber ein achter Platz an der Spitze des Mittelfeldes war absolut drin. "Wir waren auf Kurs zu einem guten Fight mit Yuki", so Gasly, der nach seinem ersten Stopp mittendrin in einem harten Kampf mit Yuki Tsunoda und Nico Hülkenberg lag.
Die beiden machten tatsächlich den achten Platz unter sich aus. Ohne Gasly, dessen Renault-Power-Unit in Runde 15 dramatisch mit ungesunden Geräuschen und Rauchzeichen den Geist aufgab: "Ich habe einfach Leistung verloren, konnte nicht schalten. Was genau wann passiert ist müssen wir uns noch anschauen, da will ich jetzt noch nicht ins Detail gehen. Aber gerade jetzt, wo diese Punkte so wertvoll für die WM sind, kostet uns das heute massiv."
Gaslys Motorschaden hätte aber nicht zwangsweise einen Totalausfall für Alpine bedeutet. Esteban Ocon war zwar nach dem Qualifying von einem elften Startplatz frustriert gewesen. Doch vor dem ersten Boxenstopp hing er Hülkenberg schon im Nacken und hatte damit genauso gute Chancen, in diesem Kampf um Platz acht mitzuspielen.
Alpine-Kommunikation versagt: Esteban Ocon stoppt, keiner da
Nachdem Ocon in Runde 11 zunehmendes Graining meldete, reagierten die Alpine-Strategen mit einer sogenannten "Box Opposite"-Anweisung relativ zu Hülkenberg. Das bedeutete, dass Ocon entweder weiterfahren musste, wenn der Haas abbog. Oder stoppen, wenn der Haas weiterfuhr. Hülkenberg blieb draußen, Ocon reagierte korrekt und kam rein.

Sehr zu seiner Überraschung war kein Mechaniker da. Ocon musste ohne Reifenwechsel weiter: "Wir sind für nichts durch die Box gefahren. Das hat uns das Rennen gekostet, denn dann versuchten wir noch mit einer Einstopp durchzufahren." Nur mehr eine Verzweiflungstat, um den Fehler auszubügeln und sich einen dritten Boxen-Besuch zu sparen. Es funktionierte nicht. Ocon wurde Vorletzter. "Davor konnten wir um die Punkte kämpfen."
Was war schiefgelaufen? "Ein Fehler von Teamseite", gesteht Teamchef Oliver Oakes. Wo genau es in der Kommunikationskette zwischen Renningenieur, Strategen und Mechanikern schieflief, kann er noch nicht sagen. "Es steckt etwas mehr dahinter. Da gibt es nie nur ein Ding, dass man sich anschauen muss."
Alpine fällt wieder hinter Haas zurück: Schlag ins Gesicht
Die doppelte Pleite von Alpine hievt Haas - die mit Hülkenberg vier Punkte holten - wieder auf den sechsten Rang. Einen Punkt liegen sie jetzt vor Alpine. Nur drei weitere Punkte dahinter lauern die Racing Bulls. Es ist also nun denkbar knapp in diesem Dreikampf, und das Nicht-Umsetzen von Las Vegas könnte hier richtig teuer werden.
"Nach dem Hoch von Brasilien und gestern im Qualifying ist das jetzt gerade ein bisschen ein Schlag ins Gesicht", räumt ein deprimierter Gasly ein. Aber gerade der dritte Platz im Qualifying unterstreicht: Alpine hat spätestens seit dem Austin-Update ausreichend Pace, um sich Rennen für Rennen mit Haas und den Racing Bulls um die letzten Punkte zu streiten.
"Es war ein fantastisches Qualifying, die Performance ist da", versichert Gasly. "Wir wissen, in manchen Bereichen haben wir Arbeit vor uns, aber wir sind seit Brasilien in einer Position, um in diesen Kampf einzugreifen."
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