Max Verstappen ist seinem vierten Formel-1-Titel in Folge beim Brasilien-GP einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Schon in Las Vegas kann er ihn vorzeitig unter Dach und Fach bringen. In Sachen Konstrukteurs-Weltmeisterschaft hat Red Bull aber eher Außenseiterchancen.

49 Zähler fehlen auf WM-Spitzenreiter McLaren. Folgt für die Mannschaft aus Milton Keynes der nächste Fahrertitel ohne i-Tüpfelchen? Motorsport-Magazin.com blickt auf die Jahre zurück, in denen die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft für die Teamchampions ausblieb.

2021: Max Verstappen triumphiert, Mercedes trotz Rekord niedergeschlagen

Drama. Kontroversen. Historie. Die Formel-1-Saison 2021 drehte sich fast ausschließlich um den hitzigen Zweikampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen. Das Duell um den Konstrukteurstitel ging dabei fast unter.

Vor dem letzten Rennen in Abu Dhabi war das Titel-Rennen noch offen, nachdem das ganze Jahr über ein reger Schlagabtausch zwischen den Teams herrschte. Während Mercedes 28 Punkte Vorsprung auf Red Bull hatte, reisten Hamilton und Verstappen punktgleich zum Yas Marina Circuit.

Weniger als zehn Runden vor Rennende sah es nach einem weiteren WM-Double (zwischen 2014 und 2020 holten die Silberpfeile sieben davon) für Mercedes aus: Hamilton führte, Verstappen lag abgeschlagen dahinter. Ein Unfall und eine darauffolgende Safety-Car-Phase drehten alles und besiegelten das Schicksal der Silberpfeile.

Hat die FIA die Formel 1 WM 2021 entschieden? (20:13 Min.)

Die umstrittene Entscheidung, nur bestimmte Autos zurückrunden zu lassen und das Rennen für eine Runde wieder aufzunehmen, bot Verstappen die Gelegenheit, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden - eine Chance, die er mit beiden Händen ergriff.

Im letzten Umlauf überholte er den Briten und wurde so Weltmeister. Die Konstrukteurs-Krone ging dennoch nach Brackley. Die Rekordweltmeister verbuchten ihren achten Konstrukteurstitel in Folge - eine Serie, die nicht einmal Ferrari zu Zeiten Michael Schumachers erzielen konnte.

TeamAnzahl der Titel am StückZeitraum
Mercedes82014-2021
Ferrari61999-2004
McLaren41988-1991
Red Bull42010-2013

2008: Fahrer-Weltmeister für 39 Sekunden, Konstrukteurs-Weltmeister für immer

Das Duell zwischen Ferrari und McLaren ging 2008 in die zweite Runde. Nachdem McLaren im Vorjahr in Folge der Spy-Gate'-Affäre aus der Teamwertung ausgeschlossen wurde, entbrannte 2008 ein harter Kampf um den Fahrer- und diesmal auch den Team-Titel.

McLaren hatte über weite Strecken der Saison das Nachsehen gegenüber dem Duo aus Maranello. Bei den Fahrern zeichnete sich ein Schlagabtausch zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa ab. Ein Schlagabtausch, der in filmreifen Schlussrunden gipfelte.

Massa führte das Feld über die 71 Runden des Brasilien-GP fast ununterbrochen an, Hamiltons Position stellte das Zünglein an der Waage dar. Bei einem Sieg des Brasilianers musste er mindestens Fünfter werden, um den Titel für sich zu entscheiden.

Wenige Runden vor Schluss spülte wieder einsetzender Regen Hamilton auf P6 zurück. Nachdem er über viele Teile des Rennens auf Titelkurs gelegen hatte, schien er nun leer auszugehen.

Felipe Massa gewann das Rennen und der Jubel übertönte das alles entscheidende Überholmanöver von Hamilton gegen Timo Glock. In der letzten Kurve profitierte der Brite davon, dass der Toyota-Fahrer erhebliche Probleme hatte, seinen Boliden mit Slicks auf dem nassen Asphalt zu halten.

Hamilton wurde der bis dahin jüngste Weltmeister, Massa und die brasilianischen Fans, blieben mit Herzschmerz zurück. Obwohl die Enttäuschung über den in letzter Sekunde verpassten Titelgewinn überwog, konnte Ferrari an diesem 2. November seinen bis heute jüngsten Titelgewinn feiern.

Massa und Vorjahresweltmeister Kimi Räikkönen waren über das Jahr hinweg das beständigere Duo. Heikki Kovalainen im zweiten McLaren strauchelte und konnte nur einen Bruchteil der Punkte Hamiltons erreichen.

1999: Unfall verhindert Schumacher-Titelkampf und setzt Ferrari unter Druck

Die Vorzeichen standen gut, dass das Kräftemessen zwischen Michael Schumacher und Mika Häkkinen 1999 in die nächste Runde gehen könnte. Nachdem Ferrari im Vorjahr sowohl am Fahrer- als auch am Konstrukteurs-Titel vorbeigeschrammt war, starteten die Roten vielversprechend in die neue Saison.

Zu einem erneuten direkten Duell der beiden Rivalen sollte es jedoch nicht kommen. In Silverstone verunfallte Schumacher nach einem Bremsdefekt in der ersten Runde und brach sich den Unterschenkel.

Ein herber Rückschlag für seine Titelambitionen, durch den er die nächsten sechs Grands Prix aussetzen musste. An seiner Stelle übernahm Mika Salo das Steuer des F399, sein Teamkollege Eddie Irvine die Rolle des WM-Aspiranten.

Bremsversagen in Kurve 15 beendete Schumachers WM-Traum im Jahr 1999, Foto: Sutton
Bremsversagen in Kurve 15 beendete Schumachers WM-Traum im Jahr 1999, Foto: Sutton

Der Nordire startete mit vier Punkten Vorsprung ins Finale in Japan, konnte Häkkinen aber nichts entgegensetzen. Der Finne siegte souverän und stellte auf dem Weg zu seinem zweiten Titel auch Pole-Setter Schumacher in den Schatten.

Damit verlor Irvine die Weltmeisterschaft. Ferrari konnte aber trotzdem einen Erfolg verbuchen, was auch an Schumachers Ersatzmann Salo lag. Er fuhr in seinem Stint für die Scuderia zweimal in die Top-6 und steuerte zehn Zähler zum Punktekonto bei.

Genug, um den Unterschied zu machen: Mit vier Punkten Vorsprung wurde Ferrari erstmals seit 16 Jahren Konstrukteurs-Weltmeister und läutete den Beginn der zweiterfolgreichsten Siegesserie in der F1-Geschichte ein.

1976: Heftiger Wolkenbruch verhindert Ferrari-Doppeltriumph

Niki Lauda gegen James Hunt. Eine der geschichtsträchtigsten Rivalitäten der Formel 1. Lauda und Ferrari sahen 1976 wie die Favoriten aus, bis der Flammenunfall des Österreichers auf der Nordschleife fast das Ende seiner Titelhoffnungen - sogar seines Lebens - hätte bedeuten können. Trotz Nahtoderfahrung, aber mit dem Willen, zu siegen, setzte Lauda nur zwei Grands Prix aus und blieb daher bis zum entscheidenden Finale in Fuji im Rennen um die Weltmeisterschaft. Mit einem Vorsprung von drei Punkten.

Sintflutartige Regenfälle sollten diesen schwinden lassen. Nachdem das Rennen trotz einiger Bedenken aufgenommen wurde, dauerte es nicht lange, bis die ersten Fahrer entschieden, den Grand Prix zu boykottieren. Einer dieser Fahrer war Niki Lauda, der in Runde zwei an die Box fuhr. Zu widrig waren die Streckenbedingungen sowie die Sichtverhältnisse.

James Hunt setzte den Grand Prix fort und wurde durch einen dritten Platz zum ersten Mal Weltmeister. Lauda musste sich um einen Punkt geschlagen geben. Für den "Internationalen Pokal der Formel-1-Konstrukteure" reichte es im Hause McLaren jedoch nicht. Ferrari war seit dem vorletzten Saisonrennen in Watkins Glen nicht mehr einzuholen. Elf Punkte Vorsprung genügten zum Triumph. Bei einem Grand Prix konnten pro Konstrukteur nämlich maximal neun Zähler eingefahren werden.

Jene Punktevergabe beinhaltete Streichresultate, nur eine Wertung des besser platzierten Fahrers eines Teams und sechs Punkteränge. Einen Überblick über die unterschiedlichen Punktesysteme der Formel 1 findet ihr hier.

Erster Konstrukteurs-Weltmeister stellte nicht den Fahrerchampion

Fahrerweltmeister gab es schon seit den Kinderschuhen der Königsklasse im Jahr 1950. Der Konstrukteurstitel wird jedoch erst seit 1958 vergeben. In ebendieser Saison wurde Ferraris Mike Hawthorn Weltmeister, der erste Teamtitel überhaupt ging aber nicht an die Scuderia.

Vanwall mischte ganz vorne mit, Foto: Sutton
Vanwall mischte ganz vorne mit, Foto: Sutton

Dank sechs Saisonsiegen (bei 11 Grands Prix) durch Stirling Moss und Tony Brooks krönte sich das britische Team Vanwall zum ersten Konstrukteurs-Weltmeister der Formel 1. Die Geschichte des britischen Rennstalls endete nur zwei Jahre später: Nach 28 GP-Starts, 13 Podestplätzen, 9 Rennsiegen und 7 Pole Positions wurde das Team 1960 aufgelöst.

Fun-Fact: Fünf Mal wurde Ferrari Konstrukteurs-Weltmeister, während der Fahrertitel nicht nach Maranello ging (1976,1982/83, 1999, 2008). Baut die Truppe um Fred Vasseur diese Serie 2024 weiter aus? Wie unser Formel-1-Experte Christian Danner die Rolle der Scuderia im Kampf um den Titel einschätzt, erfahrt ihr in diesem Video:

Ist Ferrari jetzt Favorit auf den WM-Titel, Christian Danner? (07:39 Min.)