Eigentlich sollte die Formel-1-Saison 2025 das absolute Highlight der Grund-Effect-Ära werden. Vier Teams kämpfen auf Augenhöhe um die Weltmeisterschaft. Nun, eigentlich. Im Paddock geht ein papaya-farbenes Gespenst um. McLaren scheint alle Hoffnungen auf eine spannende Saison zu zerschlagen. So sieht es zumindest George Russell, der ein düsteres Bild für die Konkurrenz zeichnet.
Russell schwant übles: McLarens Auto kann alle Rennen gewinnen
"Ich glaube, der Vorsprung, den sie in diesem Jahr haben, ist größer als der, den Red Bull jemals hatte", musste der Mercedes vor dem zweiten Saisonrennen in China schlucken. Da waren auch die anwesenden Journalisten erstmal baff. Noch dominanter als Red Bull es 2023 mit 21 Siegen in 22 Rennen vorexerzierte? Russell bekräftigte: "Ja. Der Vorteil von Red Bull war vielleicht drei oder vier Zehntel, aber der Vorteil, den wir im Moment bei McLaren sehen, ist definitiv größer."

Vor allem im Umgang mit den Reifen scheint der MCL39 den anderen einen großen Schritt voraus zu sein. Mit dem Wagen sei die perfekte Saison möglich: "Ich denke, ihr Auto ist definitiv in der Lage, jedes Rennen zu gewinnen." Das hat bis jetzt noch nie ein Team geschafft, und dazu wird es auch laut Russell nicht kommen. "Ihr Auto sollte jedes Rennen gewinnen, aber ich glaube nicht, dass sie dieses Jahr jedes Rennen gewinnen werden", stellt der Brite klar.
Was er damit anspricht, ist die Fehlerquote beim Traditionsrennstall aus Woking. Er sieht diese bereits durch den Auftakt in Melbourne bestätigt: "Hoffentlich können wir daraus Kapital schlagen, so wie wir es am letzten Wochenende getan haben, denn das hätte für diese Jungs ein Doppelsieg sein müssen." Oscar Piastri kam nach einem Abflug ins Gras nurmehr zu Rang Neun, was Russell zum Podestplatz verhalf. Sieger war trotzdem ein McLaren. Teamkollege Lando Norris brachte seinen Wagen als erster nach Hause.
Neue Flexi-Flügel-Tests bremsen McLaren? Russell hat keine Illusionen
Gibt es außer möglichen Fehlern der Konstrukteursweltmeister wirklich keine Hoffnung für Mercedes & Co.? Eine Diskussion ist für Russell überbewertet. Wieder einmal kam das Thema flexibler Flügel auf. Die FIA führt schon ab dem Rennen in Shanghai eine neue technische Direktive (TD) mit strengeren Tests ein.

Doch war das wirklich der Grund für den McLaren-Vorteil? Lando Norris dementierte dies bereits. Und Russell stimmt zu: "Was Lando gesagt hat, ist richtig. Wenn die TD bereits in Melbourne eingeführt worden wäre, hätten sie das Rennen mit Sicherheit trotzdem gewonnen, weil sie einfach so weit vorne liegen."
Das bedeutet aber nicht, dass die TD gar nichts ändert. Nur sind die Auswirkungen eben sehr überschaubar: "Von unserer Seite aus wird sich dadurch nichts ändern. Ich weiß nicht, für wen die TD eingeführt wurde, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es weder wir noch Red Bull waren. Aber ich bin mir auch sicher, dass es Teams schaden wird. Es wird ihnen aber nicht so weh tun, dass es irgendeinen Einfluss auf das Ergebnis haben wird."
McLaren-Vorteil ins Gegenteil verkehrt: Die Hoffnung auf kalte Formel-1-Rennen
Damit bleibt nur noch eine weitere Möglichkeit, um McLaren am Durchmarsch zu hindern. Die große Stärke der WM-Leader könnte sich manchmal in einen Nachteil verwandeln: "Ihr Vorteil wird auf den meisten Strecken bestehen, um ehrlich zu sein. Vielleicht haben sie Probleme, wenn es kalt ist. Sie scheinen bei der Kühlung ihrer Reifen eindeutig besser zu sein als alle anderen. Das haben wir letztes Jahr in Singapur gesehen, wo es sehr heiß war und der Straßenkurs eine Herausforderung darstellte. Da waren sie allen anderen weit voraus. Auch in Zandvoort, einer anderen Strecke mit Überhitzung. Aber in [Las] Vegas waren sie nirgendwo."

Beim kalten Nachtrennen in der Zocker-Stadt legte Russell einen dominanten Auftritt hin und McLaren war nicht einmal in der Nähe des Podiums. Er hofft erneut auf solche Chancen, geht aber trotzdem von Gegenwehr aus: "Ich vermute also, dass sie auf diesen Ausreißer-Strecken möglicherweise Probleme haben werden, aber ich bin sicher, dass sie auch etwas in petto haben, um dem entgegenzuwirken, denn ich denke, sie werden sich dessen ziemlich bewusst sein, wo sie Probleme haben könnten."
Mercedes im Dreikampf mit Red Bull und Ferrari
Bis es einmal richtig kalt wird, steht dem dreifachen Grand-Prix-Sieger erstmal ein anderer Kampf bevor. Es geht um den Titel 'Best of the Rest'. Dieser sei offen zwischen den drei anderen Topteams: "Ich denke, dass derjenige, der zwischen uns, Red Bull und Ferrari den besten Job abliefert, das Team sein wird, das am besten ist. " Oder mit anderen Worten: Diese Autos bewegen sich auf Augenhöhe und die Tagesform entscheidet. Nur der McLaren fährt wohl in anderen Sphären.
Ob die Lage für Russell & Co. wirklich so aussichtlos ist, wird sich in China unter trockenen Bedingungen zeigen. Hier findet ihr alle Infos, wie ihr das erste Sprint-Wochenende des Jahres verfolgen könnt:
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