Die Punkteausbeute für die Racing Bulls war beim ersten Triple-Header der Formel-1-Saison 2024 äußerst spärlich. Einen einzigen Zähler konnte Yuki Tsunoda in Großbritannien zu den zwei Punkten, die Daniel Ricciardo in Österreich holte, beisteuern. In der Weltmeisterschaftswertung steht das Team aus Faenza zwar noch an sechster Position. Sie zehren dabei aber vor allem von den Big Points, die sie in Miami holten. Der aktuelle Trend zeigt nach unten und Haas droht mit starken Performance-Updates schnell an den Racing Bulls vorbeizuziehen.

Ricciardo hadert: Racing Bulls nicht konkurrenzfähig! Wie lässt sich das Upgrade-Rennen gewinnen?

"Wir waren leider nicht konkurrenzfähig", zieht Ricciardo nach dem Silverstone-Rennen die harte Bilanz. "Ich denke, dass wir an den letzten drei Wochenenden im Vergleich zu einigen unserer Kontrahenten im Mittelfeld das Upgrade-Battle ein bisschen verloren haben."

Sein Teamboss Laurent Mekies meint sogar, dass RB aus dem Mittelfeld, in dem sie sich zu Beginn der Saison noch befanden, schon herausgefallen sei. Er glaubt aber auch daran, dass sie es im engen Kampf der Formel 1 zeitnah wieder drehen können: "Dieses Rennen ist erst die Halbzeit der Saison, der 12. von 24 Läufen. Und wir haben gesehen, wie schnell sich die Hierarchie von Rennen zu Rennen ändern kann. Es ist mehr denn je ein Entwicklungsrennen und jeder in Faenza und in Bicester sucht mit vollem Einsatz nach dem dringend benötigten Performance-Sprung für unser Auto."

Jody Egginton, technischer Direktor bei RB, wird dahingehend konkreter: "Was die Gesamtleistung angeht, bleibt das Mittelfeld sehr eng beieinander und wir konzentrieren uns weiterhin darauf, die Aerodynamik des Autos zu verbessern, um das Paket voranzubringen und die bestmögliche Chance auf Punkte zu haben."

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Tsunoda dankt Formel-1-Wettergott: Regen hat uns geholfen!

In den Punkterängen lag Ricciardo zu keinem Zeitpunkt des Rennens. "Es war ein Rennen unter gemischten Bedingungen, was uns hoffen hat lassen, eine Chance ergreifen zu können. Die Wahrheit ist aber, dass wir in keiner der Bedingungen konkurrenzfähig waren", rekapituliert der Australier sein bitteres Rennen. "Uns fehlte es heute definitiv an Speed. Es war einfach kein wettbewerbsfähiger Tag und es war ein langes Rennen. Denn du merkst, wenn nichts geht."

Dafür betrieb Tsunoda Ehrenrettung, indem er auf Platz 10 zumindest ein Pünktchen für den WM-Stand holte. Der von P13 startende Japaner war alles in allem zufrieden damit, wie das Rennen verlief und im Gegensatz zu Ricciardo sah er zumindest im Regenwetter einen positiven Aspekt: "Es war ein gutes, aber hartes Rennen. Aufgrund unserer Pace im Freien Training wussten wir, dass es im Trockenen schwierig sein würde, Punkte zu holen. Ich denke, die nassen Bedingungen haben uns geholfen, den Abstand zu den Autos vor uns klein zu halten. Normalerweise habe ich den Regen nie zu schätzen gewusst, aber ich denke, heute hat er uns geholfen."

Nicht ganz außer Acht zu lassen ist aber auch Tsunodas Start, bei dem er zwei Positionen gutmachte und somit den Weg in die Punkte ebnete. In Runde 19 gewann der RB-Pilot eine weitere Position, weil sich Ferrari mit Charles Leclerc bei der Strategie verpokerte. Bei den Mischbedingungen auf leicht feuchter Strecke konnte sich Tsunoda dann gut an die beiden Aston Martins vor ihm heranarbeiten und ihnen folgen.

In Runde 28 stand bei Tsunoda der Wechsel auf Intermediate-Reifen an. Er stoppte eine Runde später als die Piloten direkt vor ihm, aber in derselben Runde wie die Piloten direkt hinter ihm und behält die zehnte Position hinter Fernando Alonso. "Ich denke, dass wir die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt getroffen haben, was sicherlich dazu beigetragen hat, ein Auto in die Punkte zu bringen", berurteilt Jody Egginton das Rennen.

Auf den Intermediates kam Tsunoda gut zurecht, konnte sich von Williams-Pilot Alex Albon hinter ihm ein Stück absetzen und näher an Alonso heranrücken. In Runde 34 profitierte er außerdem von George Russells Ausfall und gewann eine weitere Position. Allerdings traf seine Box für den letzten Stint dann doch nicht die ideale Entscheidung. Denn der Wechsel auf Soft-Reifen in Runde 39 kostete Tsunoda schließlich den neunten Platz.

Williams entschied sich nämlich dazu, Albon auf Medium-Reifen zu setzen, womit er bis zum Ende die bessere Pace als Tsunoda hatte. Während die Reifen des Japaners nach einigen Runden eingehen und er das Tempo der anderen nicht mitgehen konnte, schnappte sich der Thailänder in Runde 46 seine Position und Tsunoda landete am Ende auf P10.

Tsunoda hofft auf Fortschritt, Ricciardo bleibt skeptisch

Für bessere Resultate hält Tsunoda insbesondere die angekündigte Weiterentwicklung auf Aerodynamik-Seite für essenziell. "Aerodynamische Effizienz ist das Hauptthema und wir verlieren immer noch auf der Gerade. Ich war überrascht, wie groß der Unterschied zwischen Williams und mir ist, wenn es fast nur um Abtrieb geht. Es war schockierend, wie groß der Unterschied in den Kurven war", analysierte der 24-Jährige und war verwundert darüber, dass Albons Reifen nicht überhitzten, obwohl er die ganze Zeit dicht hinter ihm fuhr.

Das schlechte Ergebnis für die Racing Bulls nur eine streckenspezifische Thematik? So hört es sich zumindest vom Teamchef an: "Es ist klar, dass die schnelle Natur dieser Strecke unserem Auto nicht besonders gut liegt." Gleichfalls hofft Tsunoda, dass dem Racing Bull der Hungaroring mit der Mischung aus hohen und niedrigen Geschwindigkeitspassagen besser liegen wird. "Dort können wir hoffentlich unsere Stärken nutzen und in den Top-10 kämpfen", gibt er sich optimistisch.

Ein solcher Optimismus ist bei Ricciardo hingegen nicht zu vernehmen. Er verweist zwar ebenfalls auf die völlig andere Streckencharakteristik von Budapest, hält es jedoch nicht für ausreichend zu sagen, man probiere es beim nächsten Mal wieder. "Natürlich müssen wir ein paar Schwächen korrigieren. Ich werde mir mein Rennen ansehen, um herauszufinden, wo es mir an Pace fehlte. Aber zeitweise haben uns pro Runde acht Zehntel gefehlt und ich glaube nicht, dass das irgendwo im Auto steckt", dämpft der Australier die Hoffnungen seines Teams, vor dem arbeitsreiche Wochen liegen, um im Entwicklungsrennen gegen Haas, Aston Martin und Co. aufzuholen.