Fast scheint es, als hätte sich Charles Leclerc seinen Sieg in Monaco durch einen Deal mit dem Formel-1-Teufel erkauft. Seine vier Rennen seither sind schockierend. In Silverstone holt Leclerc zum dritten Mal keine Punkte. Er und Ferrari scheitern mit überambitionierter Regen-Strategie und machen ein davor schon schlimmes Wochenende noch schlimmer.

Das Rennen regte vom Start weg zu Verzweiflungstaten an. Nach verkorkstem Qualifying war Leclerc nur von Platz elf losgefahren. Zwar gewann er drei Plätze am Start, steckte aber bis Runde 13 auf dem achten Platz hinter Lance Stroll fest. Als ein paar Runden später leichter Nieselregen einsetzte, hatte er sich zwar endlich vom Aston Martin befreit, lag aber bereits neun Sekunden hinter Teamkollege Carlos Sainz.

"Du weißt, wenn du nichts Gigantisches tust, dann wird das nichts mehr, das ist Teil des Problems", diagnostiziert Ferrari-Teamchef Fred Vasseur nach dem Rennen. Als Leclerc in Runde 19 im ersten Sektor ankam, schien es stärker zu regnen. Er leistete sich einen kurzen Quersteher und bat gleich die Box um einen Wechsel von Slicks auf Intermediates.

"Mit der Info im Auto dachte ich, das sei richtig", verteidigt sich Leclerc. Rückblickend schienen er und Renningenieur Bryan Bozzi - basierend auf den Funk-Protokollen - nie auf einer Wellenlänge zu operieren. Ursprünglich wurde kurz vor dem Quersteher als Wetterbericht von Bozzi weitergegeben: "Wir erwarten das als das Stärkste, und zehn Minuten so weiter."

Wetter-Chaos am Ferrari-Funk: Wer war schuld am Strategie-Bock?

Leclerc hinterfragte auf dem trockeneren hinteren Streckenteil kurz seine eigene Stopp-Entscheidung, untermauerte sie dann auf der Hangar-Geraden aber ohne weiteren Input von Bozzi erneut. Nach dem Rennen legt er sein Verständnis der Lage dar: "Es hat in Kurve 15 recht viel geregnet, und mir wurde gesagt, der Regen würde in dieser Runde sehr stark werden. Ich habe gestoppt, um das vorwegzunehmen."

Tatsächlich erhielt Leclerc einen angepassten Wetterbericht mit mehr Regen erst, als er bereits in der Boxengasse war und nachfragte, ob denn mehr Regen komme. Bozzis Antwort: "In fünf Minuten. Dann vielleicht noch später." Irgendwo in der Team-Fahrer-Kommunikation und beim gegenseitigen Verständnis war man falsch abgebogen.

"Damit war unser Rennen natürlich vorbei", fasst Leclerc knapp zusammen. Es blieb ein kurzes Nieseln. Intermediates waren völlig nutzlos, er verlor mehrere Sekunden pro Runde, wurde gar überrundet. Als Krönung musste er, als der Regen wenige Runden später tatsächlich einsetzte, noch einmal neue Intermediates holen. Weil er sich die alten im Trockenen kaputtgefahren hatte. Dann war er 16..

Den Wechsel zurück auf Slicks erwischte er perfekt, aber mehr als Valtteri Bottas P14 abzujagen war nach dem gigantischen Zeitverlust nicht mehr möglich. "Sicher war es falsch, wir wären wohl Sechster geworden, aber wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen", verteilt Vasseur die Verantwortung. "Ich will nicht sagen, dass sie gut war, natürlich war sie das nicht, aber ich bin nicht frustriert. In der gleichen Runde sind Hamilton und Russell ausgeritten. Es war genau an der Grenze dazu, ein guter Call zu werden."

Leclerc nach Desaster-Serie bei Ferrari ausgelaugt: Worte reichen nicht mehr

Leclerc trifft nach dem Rennen erst so richtig die Wucht der jüngsten Lage. Keine Punkte in Montreal, Spielberg und Silverstone. Ein abgeschlagener fünfter Platz in Barcelona. Ein Update, das nicht funktioniert. "Ich habe kaum Worte, das zu beschreiben. Vier Rennen, schlimmer als ein Albtraum. Hoffentlich können wir bald zurückkommen."

Wie, das kann er sich nach inzwischen aber nicht mehr so wirklich ausmalen. Nach Silverstone muss das Team jetzt die Update-Misere lösen. Die in Barcelona gebrachten Teile lieferten den erwarteten Abtrieb, kamen aber mit auf keinem Fall erwartetem Bouncing. Hier lag auch die Quelle von Leclercs Silverstone-Misere. Er war am Freitag mit den neuen Teilen Vergleichstests gefahren. Erst am Samstag rüstete er basierend auf den Erkenntnissen auf alte Teile zurück.

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Wegen eines verregneten 3. Trainings musste er dann das Qualifying ohne Vorbereitung aufnehmen, und auch im Rennen fuhr er ein Auto, mit dem er davor keine einzige Runde im Trockenen mit vollen Tanks absolviert hatte. "Sobald du so einen schlechten Lauf hast, glaubst du, dass du das kompensieren musst, und das ist von allen ein Fehler", nimmt Vasseur seinen Fahrer in Schutz. "Das geht nicht. Du kannst nur am Limit sein."

Wie es bei Ferrari jetzt weitergeht, ist unklar. Welches Auto steht in Ungarn am Start? Die Entscheidung ist noch nicht getroffen, bestätigt Leclerc: "Wir werden alle Daten von den zwei Paketen analysieren und versuchen zu verstehen, was wir noch nicht begriffen haben."