49 Punkte hatte Jorge Martin zwischen dem Katalonien Grand Prix und dem letzten MotoGP-Hauptrennen vor der Sommerpause am Sachsenring auf WM-Rivale Francesco Bagnaia verloren. In Silverstone war der 26-jährige Madrilene daher um eine Antwort bemüht - und lieferte: Dank zweier zweiten Plätze darf er sich nun wieder WM-Leader nennen, sammelte im 'British Home of Motorracing' 13 Zähler mehr als Bagnaia. Es hätten mehr sein können, aber eben auch weniger.
"Ich wollte heute unbedingt ein intelligentes Rennen fahren", berichtete der Pramac-Pilot nach dem Großbritannien Grand Prix. Keine leichte Aufgabe in einem taktischen Rennen, in dem der Reifenverschleiß eine große Rolle spielte. Doch Martin bestand diese Herausforderung mit Bravour: "Ich musste während dem Rennen viele verschiedene Dinge managen und die Pace, die wir gefahren sind, war verdammt schnell. Ich wollte bis zum Schluss gewinnen, aber es heute einfach nicht möglich, Enea [Bastianini] zu schlagen. Ich habe versucht, an ihm dranzubleiben, aber er war auf einem anderen Level."
Jorge Martin freut sich über P2 in Silverstone: Fantastisches Resultat!
Dass der 'Martinator' letztlich nur Zweiter wurde, nachdem er das Hauptrennen in Silverstone bis in die vorletzte Runde angeführt hatte, sollte also nicht als Enttäuschung gewertet werden. Vielmehr erkannte der künftige Aprilia-Pilot schnell, dass der Versuch eines Konters gegen den in der Schlussphase deutlich schnelleren Bastianini ein zu großes Risiko darstellte. Da von hinten keine Gefahr drohte - der drittplazierte Bagnaia lag mehr als zwei Sekunden zurück - nahm er Tempo raus und brachte den zweiten Platz ins Ziel. Ein Sinneswandel, hatte er zuvor doch immer wieder gute Resultate weggeworfen, im Bestreben ein noch besseres Ergebnis zu erringen.
"Der Sachsenring war nicht so schlecht und der heutige Tag mag nicht der Beste gewesen sein. Aber du musst einfach die perfekte Balance über die gesamte Saison hinbekommen. Wir leisten einen unglaublichen Job. Die Sommerpause war nicht einfach, ich war nicht glücklich. Solche Resultate wie heute zu erzielen, ist jedoch fantastisch", bestätigt Martin eine Abkehr von seiner bisherigen Strategie. "Der zweite Platz war heute das Maximum. Wir wollen jetzt versuchen, uns in einigen Bereichen noch zu verbessern. Hoffentlich können wir dann in Österreich wieder angreifen."
Die Vorgabe für die restliche Saison ist also klar: Nichts übertreiben, sondern vielmehr konstant möglichst viele Punkte mitnehmen. "Ich bin jetzt zu 100 Prozent auf das konzentiert, was ich kontrollieren kann", unterstreicht Martin. "Ich kann nicht kontrollieren, ob mich jemand schlägt. Wenn ich mein Bestes gegeben habe, habe ich mein Bestes gegeben. Das war heute eben der zweite Platz. Im Idealfall gelingt mir in Österreich ein noch besseres Ergebnis, aber was auch immer dort rausspringt, es wird schon gut sein. Ich versuche jetzt einfach, all das zu genießen, was auf der Strecke passiert."

Jorge Martin sicher: Auch ohne Fahrfehler hinter Enea Bastianini
Dass es in Silverstone 'nur' zu Platz zwei reichte, lag auch an einem Fahrfehler Martins zu Beginn der vorletzten Runde. Die Ducati von Enea Bastianini in seinem Heck spürend, wollte der Pramac-Pilot in Kurve drei Kampflinie fahren und die Innenbahn dicht machen. Dabei bremste er jedoch etwas zu spät und ging weit. Sein Verfolger bedankte sich, nutzte die Gelegenheit und zog innen vorbei. Ein spielend leichtes Überholmanöver für Bastianini also, der sich in weiterer Folge sofort absetzte und Martin keine Chance zum Gegenangriff mehr bot.
"Ich hatte das gesamte Wochenende kein gutes Gefühl für die Front, hatte dort große Probleme. Heute ist uns ein Fortschritt gelungen, ich war aber nicht bei 100 Prozent. Die Front hat sich immer etwas bewegt. Hinter Pecco war es in Ordnung. Als ich geführt habe, bekam ich aber wieder Probleme, das Bike zu stoppen. Ich habe gepusht, um Enea hinter mir zu halten und habe dann diesen Fehler gemacht", blickt Martin zurück. Das sollte seine Freude über die Rückeroberung der WM-Führung jedoch nicht trüben, denn: "Ich denke, dass das Endresultat so oder so das Gleiche gewesen wäre, nur vielleicht erst etwas später."
Wieso WM-Rivale Pecco Bagnaia in Silverstone keine Rolle im Kampf um den Sieg spielte, erfahrt ihr in nachfolgendem Artikel:
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