Vor der Sommerpause und währenddessen schwebte Francesco Bagnaia auf einer Welle. Vier MotoGP-Grand-Prix-Siege feierte er in Serie, ehe er in der Pause dann mit seiner Hochzeit das persönliche Glück krönte. In Silverstone brach dieser Lauf aber ab. Zuerst ein Sturz im Sprint und im Grand Prix musste der Italiener feststellen, dass er erstmals seit vielen Wochen nicht mehr das Maß der Dinge darstellte.
Bagnaia gibt zu: Platz 3 war in Silverstone das Maximum
Mit zehn Punkten Vorsprung angereist, und mit drei Punkten Rückstand auf Jorge Martin reist 'Pecco' wieder aus Großbritannien ab. Auch wenn der Großteil dieses Defizits aus dem Sturz vom Sprint stammt, so ließ das Rennen den Weltmeister mehr grübeln. Am Samstag erkannte er seinen eigenen Fehler. Einen Tag später war der Ducati-Star ratlos: "Zuerst möchte ich jetzt alle Daten durchgehen, denn ich möchte wissen, was ich falsch gemacht habe. Ich dachte, dass ich alles gut manage in Sachen Pace und Reifen. Aber als Jorge [Martin] an mir vorbeiging, da sah ich, dass er in besserer Form war."

Nach Führung in den ersten Runden wurde es danach nur noch schlimmer und schlimmer. Irgendwann akzeptierte der Titelverteidiger sein Schicksal: "Ich bekam gewaltige Probleme, verlor die Front. Enea [Bastianini] überholte mich und ich entschied, langsamer zu machen, damit ich das Rennen beende. Das war heute wichtiger, als um noch bessere Positionen zu kämpfen. Sie waren einfach schneller als ich. Heute war Platz 3 das Maximum." Damit stellte der Turiner übrigens den Rekord des Ducati-Fahrers mit den meisten Podestplätzen auf. Wirklich in Feierlaune kam er deswegen aber nicht.
Kein Grip auf der Front: Francesco Bagnaia muss auf das Heck ausweichen
"Das ist nicht das erste Mal, dass mir das passiert, wenn ich nicht vollständig zufrieden mit den Vorderreifen bin. Dann mache ich den Hinterreifen fertig, da ich das Motorrad nicht über die Front einlenken kann", erklärte Bagnaia. Im Duell mit Teamkollege Bastianini war mit bloßem Auge zu erkennen, wie viel besser der Hinterreifen von 'La Bestia' noch in Schuss war.
Bagnaia erklärte seinen Teufelskreis im Detail: "Normalerweise lenke ich über die Front, die ich damit etwas mehr fordere. Das ist nur möglich, wenn ich gute Unterstützung vom Reifen habe. Heute war das nicht der Fall. Ich versuchte es viele Male, aber ich verlor ihn und blockierte. Da ist es sehr schwer zu bremsen. Ich ging immer etwas weit und musste das Gas verwenden, um zu lenken. Da hat es dann zu viel durchgedreht und so habe ich den Hinterreifen zerstört."
Kaltes Silverstone macht Bagnaia zu schaffen
Mit seinen vielen schnellen Kurven ist Silverstone natürlich auch ein Kurs, der die Front besonders fordert. Doch nicht nur das machte Bagnaia zu schaffen. Immerhin hatte er dort im Jahr 2022 auch schon einmal gewonnen. Vielmehr ging es auch um die Bedingungen: "Es ist eine Frage des Wetters. Normalerweise wäre ich mit dem harten Reifen gefahren. Dann hätte ich diese Art von Problemen nicht gehabt."
Für das harte Modell von Michelin war es bei klassischem britischem Wetter einfach zu kühl. Andererseits bekamen es Bastianini und Martin mit gleichem Material und gleichem Reifen offensichtlich deutlich besser hin. Hätte Bagnaia sich anpassen können? "Das ist mein Stil. Es ist schwer, das nur für ein Wochenende zu ändern", gibt der zweifache Weltmeister zu.
Für seine Konkurrenten und die Weltmeisterschaft war es aber vermutlich gut zu sehen, dass auch der Überflieger der letzten Monate einmal keine Lösung gefunden hat. Dennoch zeigt seine Erklärung auf, dass es für die nächsten Rennen durchaus möglich ist, dass sich diese Probleme von selbst in Luft auflösen. In Österreich, Misano und auch bei vielen der Asien-Rennen sind derart niedrige Temperaturen wie in Silverstone wohl kaum zu erwarten.
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