Im Rahmen der offiziellen Design-Präsentation der Formel 1 in London gibt es nicht nur Lackierungen. Einige Teams schicken zeitgleich die ersten Bilder ihrer echten Autos. Darunter Haas, die den neuen VF-25 endlich aus seinem Versteck lassen. Obwohl das 2025er-Auto schon vor Tagen in Silverstone fuhr, durfte nichts davon offiziell raus.
Trotzdem hatte es eine Handvoll (teils verschwommener) Bilder vom Shakedown des Autos mit Esteban Ocon am Steuer gegeben - irgendwer ist immer an einer Rennstrecke, so privat kann kein Test sein. Da die Formel 1 2025 erstmals ein gemeinsames Launch-Event orchestriert, durften die Teams ihre Lackierungen davor nur nicht zeigen. McLaren und Williams, die einzigen Teams mit Vorab-Vorstellungen ihrer Autos, hatten daher auf temporäre Spezial-Designs gesetzt.
Haas hatte den VF-25 bei dem privaten Shakedown am Sonntag bereits in Einsatz-Lackierung losgeschickt und deshalb bis Dienstagabend den Deckel draufhalten müssen. Für das zehnjährige Teamjubiläum sieht das Design tatsächlich etwas anders aus. Es bleibt bei Schwarz-Weiß mit roten Akzenten, aber mit mehr Weiß, sowohl für die Nase als auch die Seitenkästen. Ein Mehr an weißer Farbe deutet darauf hin, dass das Team wohl inzwischen klar unter dem Gewichtslimit angekommen ist.
Hauptsponsor MoneyGram ist unverändert. Der 2024 gewonnene Technik-Partner Toyota bleibt weiter im Hintergrund. Mit seiner Unterstützung startet Haas dieses Jahr beispielsweise erstmals ein Test-Programm mit alten Autos - aber sonst kauft man weiterhin viele Teile (und den Motor) von Ferrari. Das Team entwickelt in einem Design-Büro nahe Ferrari in Maranello und nutzt auch dort den Windkanal, während das Einsatzteam im britischen Banbury sitzt.
Neues Haas-Auto für 2025: Abrücken leichtes von Ferrari
Der VF-25 ist mehr eine Weiterentwicklung seines Vorgängers als eine Neuentwicklung. Evolution statt Revolution heißt das Motto in der letzten Saison der Regelperiode. Nase und Frontflügel kennt man bereits seit dem Austin-Update aus der Vorsaison.
Auch die Vorderachse ist nicht neu. Erstmals in der Teamgeschichte entschied sich Haas dazu, nicht auf die neue Ferrari-Version zurückzugreifen. Haas wollte hier das Risiko größerer Änderungen nicht eingehen und lieber das Auto für die bekannten Parameter mit Pushrods entwickeln. Netter Nebeneffekt: Man spart sich ein paar Lire bei der Berechnung der Budgetobergrenze. Vorjahres-Komponenten haben einen etwas geringeren Nominalwert.
An der Hinterachse hingegen kauft Haas die letzte Entwicklungsstufe von Ferrari. Konzeptionelle Änderungen gibt es hier aber auch nicht, Ferrari bleibt als einziges Team bei Pullrods - Haas damit ebenfalls.

Die Seitenkästen wurden über die Winterpause weiterentwickelt. Der Überbiss am Einlass wirkt sogar weniger aggressiv als bei der letzten Ausbaustufe des VF-24. Dafür bekommt der Nachfolger eine kleine Mulde neben der Motorabdeckung in Richtung Unterboden. Haas hatte zuvor auf die 'Wasserrutsche' verzichtet.
Großes Augenmerk lag bei den Haas-Ingenieuren auf dem Heck. Hier konnte man 2024 Defizite erkennen. Vor allem in den Heckflügel wurden viele Ressourcen investiert. Bei der Launch-Version ist das obere Flügelelement an den Außenseiten weit nach vorne gezogen. Dadurch ergibt sich in der Endplatte nun ein viel größerer Cutout.
Halb-neue Ära bei Haas in der Formel 1 2025
Kein Stein auf dem anderen blieb bei der Fahrerpaarung. Nico Hülkenberg wechselte zu Audi-Sauber, von Kevin Magnussen trennte man sich. Mit Esteban Ocon kommt ein GP-Sieger von Alpine und übernimmt die Veteranen-Rolle. Oliver Bearman gibt frisch aus dem Ferrari-Nachwuchskader sein Vollzeit-Debüt. Beide kennen das Team bereits. Ocon fuhr obendrauf den Abschluss-Test in Abu Dhabi. Während Bearman im Vorjahr sogar zwei Rennen als Ersatzpilot für Magnussen bestritt. Auch einen Test in einem 2023er-Auto durften beide schon fahren.
Mit einem siebten Platz in der Konstrukteurs-WM hatte Haas im Vorjahr - dem ersten Jahr von Ayao Komatsu als Teamchef - eigentlich überdurchschnittlich abgeliefert. Der sechste Platz war sogar in Reichweite gewesen. Nach Reflexion hat Komatsu auch deshalb für 2025 personelle Änderungen im Team vorgenommen. Zwar war Haas technisch überdurchschnittlich gut dahergekommen, hatte aber zu häufig operative Fehler begangen. Mehr zu den personellen Anpassungen:
Haas-Ziele für 2025: Fight in F1-WM diesmal ins Ziel bringen
Jetzt will sich das Team mit Nachdruck vorne im Verfolgerfeld etablieren und stets um Punkte kämpfen. "Die Motivation war vor einer neuen Saison noch nie höher", verrät Komatsu. "2024 bis zum letzten Rennen um den sechsten Platz zu kämpfen war toll - unser Entwicklungs-Niveau war das beste in unserer Geschichte. Jetzt starten wir im vollen Glauben, dass wir weiterkämpfen können, in unsere zehnte Saison."
Generell sieht sich Haas unter Komatsu so gut aufgestellt wie noch nie. Die Zusammenarbeit zwischen den Büros in Italien und England läuft bestens, Änderungen an der organisatorischen Struktur haben viel Potenzial freigesetzt. Das Design-Büro tankte Selbstvertrauen. Zum ersten Mal seit langem lieferte man ein durchwegs erfolgreiches Update-Programm über den ganzen Saisonverlauf hinweg.
Konkretes Ziel für 2025: Spezifische Defizit-Bereiche des alten Autos ausräumen. Das war nicht auf allen Strecken und nicht unter allen Bedingungen gut gewesen. Auf dem Papier, so heißt es aus der Design-Abteilung, erfüllt das Projekt alle gesetzten Ziele, so Aero-Chef Davide Paganelli: "Wenn wir auf der Strecke sehen, was wir im Windkanal sehen, dann können wir vom ersten Rennen an einen massiven Boost verbuchen."
In Silverstone hatte Esteban Ocon als erster Fahrer das Auto bewegt. Haas tritt mit einer (für F1-Verhältnisse) sehr großen Fahrerpaarung an. Aus Ergonomie-Gründen wollte man lieber Ocon, den Größeren, zuerst im Auto. Am 24. Februar wird das Team in Bahrain noch einen 200-Kilometer-Filmtag auch mit Bearman abhalten, bevor es am 26. Februar mit den offiziellen F1-Testfahrten losgeht.
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