Eigentlich ist Lewis Hamilton als großer Könner im Regen bekannt. Doch die ganze letzte Woche zauderte es ihm beim Blick auf die Wetterprognose für das Rennen in Australien. Sein Ferrari-Debüt in der Formel 1 wollte er absolut nicht im Nassen geben, aber es war unvermeidbar. Das Endergebnis kann man bloß unter der berüchtigten Kategorie "Lernerfahrung" ablegen - von Erfolg war es so weit weg wie nur irgendwie möglich.

Als Zehnter sammelte Hamilton einen einzigen Trost-Punkt ein. Auf der letzten Runde hatte ihn Oscar Piastri noch durch die Highspeed-Schikane im Mittelsektor mit der Brechstange vom neunten Platz bugsiert. Die 56 Runden davor waren kaum besser gewesen. Ferrari machte seine fahrerische Misere mit einer desorganisierten Strategie noch schlimmer.

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"Es war ein riesiger Crash-Kurs heute, da bin ich bloß froh, es nicht in die Wand gefahren zu haben", atmet Hamilton danach erst einmal durch. Anfangs war es nur eine Frage von fahrerischer Leistung, als er vom Start weg hinter Alex Albons Williams feststeckte. In Australien hatte er schon im Trockenen über mangelndes Vertrauen ins Auto geklagt und sich einfach nicht auf die anderen Setup-Methoden von Ferrari einstellen können. Im Regen kam das erst recht zur Geltung.

"Ich hatte heute absolut kein Vertrauen", beschreibt Hamilton. Schlimmer noch: Es war nicht das, was er erwartet hatte. Am Samstag hatte er etwa Angst vor der Bremse gehabt, doch im Rennen war es die Stabilität des Hecks: "Besonders wenn ich aufs Gas bin. Da hatte ich dauernd Quersteher, war mehrmals fast in der Wand."

Ferrari-Box für Lewis Hamilton in Australien keine Hilfe

"Das Auto hat sich ganz anders verhalten als das, was ich kenne", wiederholt Hamilton seine Erklärung der Vortage. Noch nie hat er einen Ferrari im Regen bewegt. "Fühlte sich an, als wäre ich ins tiefe Wasser geworfen worden." Renningenieur Riccardo Adami - ein erfahrener Mann, der davor jahrelang mit Kalibern wie Carlos Sainz und Sebastian Vettel zusammengearbeitet hatte - versuchte zu helfen.

Doch für Hamilton, der wiederum seit 2013 fast jedes Rennen bei Mercedes mit Peter Bonnington im Ohr bestritten hatte, passte die Terminologie nicht, passte der Funk-Rhythmus nicht - kurzum, gar nichts lief. "Die Power Unit, die ganzen Einstellungen am Lenkrad, das wird dir alles zugeworfen, während du da draußen einen Drahtseilakt vollführst."

Mehrere "Lass mich"-Funksprüche wurden auch von der F1-Regie wiederholt eingespielt. "Riccardo hat generell einen sehr guten Job gemacht", wiegelt Hamilton ab. "Wir lernen uns erst kennen. Schritt für Schritt werden wir das alles durchgehen. Was ich sagte, und umgekehrt. Generell bin ich keiner, der im Rennen viele Informationen will, außer ich frage danach. Er hat heute sein Bestes gegeben."

Hamilton & Ferrari sehen klar: So werden wir nach Australien besser

Als ab Runde 42 der zweite Regenschauer ankam, wurde erst recht deutlich, dass es nicht nur darum geht, weniger Informationen weiterzugeben - es geht darum, zu verstehen, was das Gegenüber wissen muss und was nicht. "Am Ende sagten sie mir, es sei ein kurzer Schauer, also dachte ich, da bleibe ich draußen. Der Rest der Strecke war trocken."

"Plötzlich kam mehr, da fehlte mir die Information", so Hamilton. Bis Runde 47 harrte er draußen auf der Strecke aus, war vor dem Wechsel auf Intermediates kurz sogar in Führung, was nur wertlos war - die Spitze hatte schon in Runde 44 gestoppt. Teamchef Fred Vasseur räumt nach dem Rennen ein: "Das war keine saubere Kommunikation. Die Strategie war schwierig, da müssen wir einen besseren Weg des Austausches zwischen Auto und Boxenmauer finden."

Der Crash-Kurs von Australien tut mit dem zehnten Platz weh. Aber aus dem Schmerz mag man einiges gelernt haben. Es ist nicht so, dass Hamilton und Ferrari nicht wissen, was sie anders machen sollen. Hamilton selbst wird auf diese Frage schnell deutlich: "Setup-technisch würde ich das Auto einfach ganz anders abstimmen. Würde es an verschiedenen Stellen im Rennen anders positionieren. Und andere Entscheidungen treffen."