Erstes Rennen, erster Sieg, erstes Mal WM-Führender: Lando Norris feierte einen Formel-1-Saisonauftakt nach Maß. Von der Pole Position gestartet, verteidigte der 25-Jährige bei dauerhaft wechselnden Wetterverhältnissen seine Führung - zuerst gegen McLaren-Teamkollege Oscar Piastri, dann in der Schlussphase gegen Max Verstappen. "Als ich Max und Oscar hinter mir hatte, wurde es stressig. Aber das macht es zu so einem schönen Sieg", sagte der Triumphator erleichtert.

Nach dem frühen Safety-Car-Einsatz, das durch Jack Doohans Unfall auf der Startrunde ausgelöst wurde, ließ Norris beim Restart den Verfolgern keine Chance zum Überholen und verwaltete in der ersten Rennhälfte souverän seine Führung. "Als es am nassesten war, war Max genau so schnell wie wir. Als es abtrocknete, wurden wir deutlich schneller und der Red Bull bekam Probleme", erklärte Norris. Auch auf Slicks blieb der Brite vorn. Für richtig Spannung sorgte allerdings der erneut einsetzende Regen ab Runde 42 von 57.

Verstappen wurde wieder schneller. Seine Regenkünste stellte der Niederländer zuletzt beim Brasilien Grand Prix 2024 unter Beweis, als er das Rennen von Startposition 17 aus gewann. Im Nieselregen bekam Lando Norris mit Slicks zunehmend Probleme. Im Regenrennen vor Verstappen zu führen, sei für Norris eine neue Situation gewesen. "Es ist nicht nur der Druck von ihm, dort zu sein. Es ist der Druck zu wissen: Wenn du am Kurveneingang mit dem Rad zu nah an der weißen Linie bist, bist du raus."

Lando Norris: Halbe Sekunde entschied über den F1-Sieg

McLaren-Fahrer Lando Norris führt vor Max Verstappen im Red Bull und Oscar Piastri im McLaren
Mit Max Verstappen im Rücken hatte Lando Norris nur sehr wenig Handlungsspielraum, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

In Runde 44 schoss Norris ein wenig über das Limit hinaus: In Kurve 12 verlor er die Traktion und musste den weiten Weg ins Kiesbett nehmen. Auch Teamkollege Piastri rutschte raus, konnte sich allerdings nicht so schnell wie Norris retten und verlor alle Siegchancen. Verstappen war somit wieder dran an Norris. Aus dem Kiesbett kommend bog dieser in Kurve 13 sofort in die Boxengasse ab.

"Die richtige Entscheidung kam wirklich erst eine halbe Sekunde bevor ich in die Box gefahren bin, als ich noch versucht habe, das Auto zu retten", so Norris. Zum Vergleich: in einer halben Sekunde blinzelt ein Mensch dreimal, legt ein Gepard bis zu 15 Meter zurück und entscheidet Lando Norris ein Formel-1-Rennen für sich. "Wenn ich draußen geblieben wäre, wäre Max wahrscheinlich vorbeigegangen", fügte Norris hinzu. "Weil er mit den Mediums in einem besseren Reifenfenster war als ich mit den harten Reifen."

Das Risiko sollte sich auszahlen. Verstappen fuhr erst zwei Runden später zum Boxenstopp, konnte Norris allerdings nicht überholen. Auf Intermediates begann der Zweikampf aufs Neue. Bis zur drittletzten Runde konnte Norris den vierfachen Weltmeister auf Distanz halten.

In der schnellen Schikane zwischen Kurve 6 und 7 war Norris zu schnell und musste durch das Kiesbett fahren. Verstappen war in der Folge dran und hatte mit DRS die Vorteile auf seiner Seite. "Ich musste ein paar Mal häufiger in die Spiegel schauen, als ich es gewollt habe", sagte Norris. Die letzten zwei Runden seien stressig gewesen. "Sogar Will [Joseph, Renningenieur; d. Red.] sagte mir am Funk, ein bisschen zu entspannen."

McLaren arbeitete an der Kommunikation für die Formel-1-Saison 2025

McLaren-Teamfeier mit Sieger Lando Norris und Teamchef Andrea Stella
Die interne Kommunikation soll bei McLaren in diesem Jahr besser laufen, Foto: IMAGO / PsnewZ

Trotz des hohen Drucks durch Max Verstappen fuhr Lando Norris die letzten beiden Runden fehlerfrei zu Ende und ist nun WM-Führender. Damit das gelingen konnte, wollte McLaren über den Winter auch abseits der Strecke Fortschritte erzielen. Das Team aus Woking wollte die Kommunikation innerhalb des Teams verbessern - insbesondere während des Renngeschehens. Nicht erneut sollen Fehlentscheidungen wie in Silverstone im vergangenen Jahr zum Verlust eines nahezu sicher geglaubten Sieges führen.

"Wir haben viel daran gearbeitet, flotter und besser in der Kommunikation zu werden", offenbarte Norris nach seinem Erfolg. Die Arbeit schien in Australien Früchte zu tragen, im ersten Rennen ließ sich McLaren von keinem Kontrahenten strategisch überrumpeln - und das, obwohl der Führende bei wechselndem Wetter das Versuchskaninchen spielen muss.

Kommunikative Schwächen fielen nicht auf - laut Norris war das genau das Ziel: "Ich wollte sichergehen, dass alle Jungs in der Boxengasse und alle in der McLaren-Zentrale [in Woking; d. Red.] Bescheid wissen, was passiert." Aber noch nicht alles lief nach Plan: "Heute war [die Kommunikation; d. Red.] nicht flott. Ich habe mich wie in einer Märchenstunde im Teamfunk gefühlt. Wir haben jede Runde so viel geredet", schmunzelte Norris. "Ich verdanke Will und dem Strategieteam heute eine Menge."

Durch seinen späteren Boxenstopp musste Max Verstappen länger mit Slick-Reifen bei Regen durchhalten. Hat der Niederländer dadurch seine Siegchancen verspielt? Alle Informationen von der Strecke hat Christian für euch im folgenden Video:

Formel 1 Chaos! Hat Max Verstappen den Sieg weggeworfen? (09:57 Min.)